Karies bei Milchzähnen – was ist bei Kinderzähnen zu beachten?

Wie sorgsam müssen Milchzähne gepflegt werden? Ist Karies bei Milchzähnen überhaupt ein Problem? Sie fallen doch sowieso aus. PraxisVITA weiß die Antworten.
Auch wenn es viele Eltern für nicht so wichtig halten – die Milchzähne sollten genauso sorgfältig geputzt werden wie die bleibenden Zähne. Tatsächlich herrscht aber bei vielen Eltern der Irrglaube, dass Karies an den Milchzähnen nicht so schlimm sei, da die Zähne sowieso nicht lange bleiben. Leider kann aber auch bei Milchzähnen Karies ein Problem werden. Zwar gab es in den letzten Jahrzehnten dank fluoridhaltiger Zahncremes und Prophylaxe beim Zahnarzt einen starken Rückgang von Karieserkrankungen im Kindesalter. Aktuelle Zahlen der Barmer GEK zeigen jedoch, dass es noch immer Verbesserungspotenzial gibt. Die Krankenkasse erklärte in einer Pressemitteilung, dass zwei Drittel der Kinder zwischen zwei und sechs Jahren gar nicht zum Zahnarzt gingen. Nur ein Drittel der Kinder dieser Altersgruppe nutze die Früherkennungsuntersuchung beim Zahnarzt. „Kleinkinder müssen bereits vom ersten Milchzahn an gut versorgt werden. Nur so können Karies und andere Zahnerkrankungen konsequent verhindert werden. Der regelmäßige Besuch bei einem Zahnarzt oder einer Zahnärztin auch mit den Kleinsten sollte daher Standardprogramm in jeder Familie sein“, erklärte Ute Engelmann, stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrats der Kasse. Suchen Sie sich bei der Wahl Ihren Zahnarztes am besten einen Dentisten, der Erfahrung mit Kinderzähnen hat. Diese wissen häufig schon, wie man nervöse kleine Patienten beruhigt und ablenkt. Auch kennen sie sich mit den Besonderheiten einen Kindergebisses aus. So laufen zum Beispiel die Nerven bei Milchzähnen viel dichter unter dem Schmelz entlang als bei Erwachsenen-Zähnen. Auch bei Füllungsmaterialien und Klebstoff müssen besondere Anforderungen beachtet werden.
Frühkindliche Karies ist die häufigste chronische Erkrankung im Vorschulalter
Tatsächlich ist Karies bei Kleinkindern bereits so verbreitet, dass dafür der Fachbegriff „Early Childhood Caries“ (ECC) geprägt wurde. In einem Fachbeitrag des Deutschen Ärzteverlags heißt es: „Gegenwärtig gilt die frühkindliche Karies als häufigste chronische Erkrankung (fünfmal häufiger als Asthma, siebenmal häufiger als Heuschnupfen) im Vorschulalter und dominiert mit zum Teil massiver Gebisszerstörung des Gesamtkariesaufkommen bei Kleinkindern.“
Karies ist in keinem Lebensalter harmlos
Und so bringt Karies bei Milchzähnen gleich mehrere Probleme mit sich: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“: Wenn Kinder nie gelernt haben, ihre Zähne ordentlich zu putzen, werden sie auch bei den bleibenden Zähnen langfristig Probleme mit Karies oder Parodontose bekommen. Außerdem können von Karies befallene Milchzähne auch die nachfolgenden Zähne schädigen. Wandert die Zahnfäule bis in die untersten Zahnschichten hinab, können auch besonders widerstandsfähige Bakterien heranwachsen, die keinen Sauerstoff zur Vermehrung benötigen und sich nur schwer bekämpfen lassen. Die Folge: Infektionen in der Mundhöhle aber auch ein erhöhtes Kariesrisiko bei den Folgezähnen. Der Hamburger Zahnarzt Dr. Goran Bajic warnt: "Karieserreger von den Milchzähnen können sich auf die neuen, bleibenden Zähne übertragen – vor allem bei schlechter Mundhygiene. Das gilt auch für noch nicht durchgebrochene Zähne". Dazu kommt: Wird die Karies in den Milchzähnen aufgrund verpasster Zahnvorsorgetermine nicht richtig behandelt, kann das Entwicklungsstörungen begünstigen. Durch die beschädigten Zähne hat das Kind möglicherweise Kauprobleme und nimmt nicht altersentsprechend an Gewicht zu. Auch Sprechstörungen können auftreten. Der meistgeschädigte Zahn im Kindergebiss ist übrigens der Sechser, der erste Backenzahn des bleibenden Gebisses. Er bricht normalerweise im Alter von sechs Jahren durch und braucht dann etwa eineinhalb Jahre, bis er vollständig in der Kauebene angekommen ist. Bis dahin ist er sehr viel kleiner als die restlichen Zähne und deshalb beim Putzen schwer zu erreichen.
Helfen Sie Ihrem Kind bei der Zahnpflege
Das Kind sollte beim Thema Zahnpflege übrigens nicht sich selbst überlassen werden. Kinder sollten zwar schon früh dazu animiert werden, ihre Zähne selbstständig zu putzen allerdings sind sie vor dem Alter von acht Jahren motorisch noch gar nicht in der Lage, jeden Zahn so zu putzen, wie es Zahnärzte empfehlen. Für Eltern heißt es daher: Nachputzen und eine Zahncreme mit Fluorid verwenden, die die Bildung von Karies verhindert. Damit das Kind Zähneputzen als positives Erlebnis abspeichert und es vor dem Schlafengehen keine nervenaufreibenden Diskussionen gibt, hilft es, kindgerechte Utensilien anzuschaffen, die dem Kind Freude am Putzen bereiten. Das können Kinderzahncremes in bunten Farben sein, Zahnbürsten in Tieroptik, die vielleicht noch lustige Musik abspielen. Auch Rituale wie ein „Zahnputz-Tanz“ können helfen. Übrigens gibt es auch für Kinder schon elektrische Zahnbürsten. Die Hauptsache ist, dass das Kind motiviert ist, sich gerne die Zähne zu putzen. Viele Eltern fragen sich außerdem, wie sie ihrem Kind antrainieren sollen, die Zahncreme nach dem Putzen auch wieder auszuspucken. Damit sollte man sein Kind nicht zu sehr unter Druck setzen. Wenn es eine Zahncreme für Kinder ist, dürfen kleinere Mengen auch ruhig heruntergeschluckt werden. Sobald Ihr Kind ein vollständiges Gebiss hat, kommen Sie leider auch nicht um das Thema Interdentalbürsten und Zahnseide herum. Gerade weil Kinder häufig noch nicht so effizient putzen können wie Erwachsene, bleiben bei ihnen oft Essensreste zwischen den Zähnen hängen. Auch hier gilt: Versuchen Sie die Angelegenheit zu einem positiv empfundenen Erlebnis zu machen.
Ein Wattestäbchen kann die Zahnbürste ersetzen
Bei Babys gilt: Geben Sie keine zuckerhaltigen Getränke aus der Nuckelflasche. Dadurch werden gerade die Vorderzähne ständig vom Zucker umspült, der Zahnschmelz kann sich nicht mehr rechtzeitig regenerieren. Sobald der erste Zahn im Alter von etwa sechs Monaten aus dem Zahnfleisch wächst, muss geputzt werden. Dazu reicht am Anfang eine kleine, weiche Zahnbürste oder ein Wattestäbchen mit einer erbsengroße Menge an Zahncreme. Sobald der erste Zahn da ist, sollte auch die erste Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt vereinbart werden.