Kann Nagelkauen krank machen?

Das Phänomen heißt Panaritium: Besonders häufig kommt es bei Kindern und Erwachsenen vor, die an den Fingernägeln kauen oder ihre Nägel falsch pflegen – der sogenannte Nagelwall entzündet sich, wird rot, schmerzhaft und in manchen Fällen bildet sich sogar Eiter. Aber wie gefährlich ist das eigentlich? Wann sollten Betroffene zum Arzt gehen? Was kann man selbst dagegen tun?

Kinderärztin Dr. Nadine Hess klärt auf, wie gefährlich Nagelkauen ist
Expertin Dr. med. Nadine McGowan: "So eine Entzündung am Nagel ist nicht nur unangenehm und schmerzhaft, sondern kann sogar ein Fall für einen chirurgischen Eingriff sein" Foto: privat

Das sagt die Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan

Bei Verletzungen von Hautpartien, die einen Finger- oder Zehennagel umgeben, kann es leicht zu Infektionen des Nagelwalls kommen. Das kann versehentlich beim Kürzen der Nägel vorkommen, durch einen einwachsenden Nagel (hier insbesondere am Fuß), Manipulationen am Nagel (z. B. das Aufkleben künstlicher Nägel) und der Nagelhaut oder durch Kauen der Nägel. So eine Entzündung am Nagel ist nicht nur unangenehm und schmerzhaft, sondern kann sogar ein Fall für einen chirurgischen Eingriff sein.

Einfallstor für Bakterien

Über die Verletzung können Bakterien – in der Regel Staphylokokken oder Streptokokken  – in die Haut eindringen und eine Entzündung hervorrufen. Erst wird der Bereich nur gerötet sein, aber schon kurz darauf kommt es zu einer Überwärmung und weiter zunehmenden Rötung der Stelle. Aufgrund der einhergehenden Schmerzen kann man mit dem Fuß kaum noch auftreten oder die Hand nicht mehr gut benutzen. Ist die Entzündung weiter fortgeschritten, entleert sich auf Druck auch Eiter, was zunächst mal zu einer Entlastung führt, das Problem aber nicht behebt, sofern keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden.

Was kann man selbst tun?

Über Verletzungen der Nagelhaut - beispielsweise durch Nägelkauen oder falsche Nagelpflege - gelangen Keime in den Körper, die schwere Entzündungen auslösen können Foto: Fotolia

Wichtig ist, dass man den Bereich sorgfältig desinfiziert und säubert. Am einfachsten geht das, indem man 1-2 Mal täglich die Hand oder den Fuß in ein lauwarmes Wasserbad mit einer antiseptischen Lösung wie beispielsweise Polyvidoniod (Betaisodona, frei verkäuflich in der Apotheke erhältlich) taucht. Davon genügen wenige Tropfen: Das Wasser sollte rostbraun gefärbt sein, so dass man eine Zeitschrift, die am Boden des Gefäßes liegen würde, nicht mehr gut lesen könnte. Aber bitte seien Sie vorsichtig, dass nichts von der Lösung verschüttet wird; Polyvidoniod verursacht Flecken, die Sie aus der Wäsche nicht mehr herausbekommen. Baden Sie die betroffene Stelle für fünf bis zehn Minuten. Anschließend trocknen Sie alles vorsichtig ab und tragen eine desinfizierende Salbe auf und verbinden den Bereich (manchmal reicht auch ein Pflaster). In stark ausgeprägten Fällen sollte ein Arzt eine antibiotische Salbe oder gar ein orales Antibiotikum verschreiben.

Mit Nagelbettentzündung zum Arzt?

Grundsätzlich gilt: Verschlechtert sich die Entzündung trotz der oben genannten Behandlung mit weiter zunehmenden Schmerzen und sich ausbreitender Rötung – muss ein Arzt aufgesucht werden. In seltenen Fällen ist ein kleiner chirurgischer Eingriff notwendig, bei dem der Entzündungsherd mit einem Stich oder Schnitt geöffnet wird und der Eiter abfließen kann. Meist geschieht das aber ohnehin von selbst. In beiden Fällen ist es allerdings wichtig, anschließend mit der geschilderten Behandlung – 1-2x täglich desinfizierende Bäder und Verbände mit keimtötenden Salben –  fortzufahren, bis alles abgeheilt ist. Das dauert in der Regel fünf bis sieben Tagen. Tipp, um zu erkennen, ob eine Entzündung fortschreitet: Umfahren Sie die gerötete Stelle mit einem möglichst wasserfesten Stift. Wenn sich die Rötung über den Strich ausbreitet, sehen Sie direkt, dass die Entzündung leider weiter zunimmt.