Kann mein Bauch mich depressiv machen?

Wie hängen Verdauungsprobleme und psychische Beschwerden wirklich zusammen? Erstaunliche Ergebnisse über die Darm-Hirn-Achse.

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Welchen Einfluss hat unsere Verdauung wirklich auf unser Seelenleben? Wissenschaftler entschlüsseln die letzten Geheimnisse der Darm-Hirn-Achse.

„Noch lang an etwas zu knabbern haben“ oder schlechte Nachrichten, die einem „auf den Magen schlagen“ – Redensarten wie diese deuten schon an, dass unsere Psyche und unser Magen-Darm-Trakt auf besondere Weise verbunden sind. Tatsächlich weisen Studien daraufhin, dass depressive Verstimmungen und Schicksalsschläge zu akuten Magen-Darm-Entzündungen führen können oder sogar chronische Beschwerden wie Reizdarm- und magen bedingen können.

Wie funktioniert die Darm-Hirn-Achse?

Doch gibt es diese Verbindung auch in die andere Richtung? Können Depressionen durch Magen-Darm-Beschwerden verschlimmert oder gar ausgelöst werden? Studien legen nahe, dass dies möglich ist. Tatsächlich scheinen Magen und Hirn sogar über besondere Verbindungen zu verfügen.

Eine Studie der Universitäten Newcastle und Macquarie untersuchte verschiedene Patienten, die entweder nur unter einem Reizdarmsyndrom (RDS) oder an einem Reizdarm in Verbindung mit Depressionen litten. Es stellte sich heraus, dass stärkere Ausprägungen von Angst und Depressionen Vorboten eines sich entwickelnden Reizdarmsyndroms oder Reizmagens (funktionelle Dyspepsie) sein konnten. Die Probanden hatten somit eine ausgeprägte Hirn-Darm-Achse.

Die Auswertungen zeigten aber auch, dass Probanden, die zu Beginn der Untersuchung weder unter Angstzuständen noch Depressionen litten, die aber einen diagnostizierten Reizmagen oder Reizdarm hatten, nach einem Jahr über deutlich höhere Ausprägungen von Angst und Depression klagten. Bei den Patienten bestand somit eine deutliche Darm-Hirn-Achse.

Bei Mehrheit der Probanden entwickelte sich psychische Störung nach dem Reizdarmsyndrom

Insgesamt ging bei etwa einem Drittel der Studienteilnehmer eine Stimmungsstörung einer sogenannten gastrointestinalen Störung voran. Jedoch: Bei zwei Dritteln ging die Erkrankung der Stimmungsstörung voran.

Studienautor Prof. Nicholas Talley von der University of Newcastle betonte, dass die Studienergebnisse einen Durchbruch bei der Erforschung des Reizdarmsyndroms darstellten. Durch die Studie könne gezeigt werden, dass einige Patienten mit Reizdarm eine primäre Darmkrankheit haben, die nicht nur die Symptome ihrer Verdauungsstörung erkläre, sondern auch ihre psychische Erkrankung.

In Zukunft bessere Therapiemöglichkeiten?

Diese Erkenntnis könnte für Ärzte in Zukunft nicht nur die Diagnose vereinfachen. Auch in der Behandlung psychischer Erkrankungen können diese Erkenntnisse zu einem Durchbruch führen. Schließlich könnten demnach auch Verdauungsstörungen für psychische Krankheiten verantwortlich sein. Ein Reizdarm- oder magen ist somit nicht nur eine Folge psychischer Probleme. Eine Verdauungsstörung kann die Stimmungsprobleme erst enstehen lassen.