Kann eine glutenfreie Ernährung Epilepsie heilen?

Quinoa-Salat
Quinoa ist eine beliebte Alternative zu glutenhaltigen Getreidesorten. Sie eignet sich als Beilage zu Fleisch und Fisch und lässt sich zu Salaten, Bratlingen und Aufläufen verarbeiten Foto: iStock

Was hat Zöliakie mit Epilepsie zu tun? Epileptische Anfälle können ein Symptom der Glutenunverträglichkeit sein, dafür sprechen einige Studien. In welchen Fällen lohnt sich ein Selbstversuch?

Menschen mit einer Zöliakie vertragen das Klebereiweiß Gluten nicht, das in den meisten Getreidesorten vorkommt. Üblicherweise leiden Betroffene an Bauchschmerzen, Durchfall oder Blähungen, fühlen sich müde und kraftlos und verlieren an Gewicht. Mit dem Wechsel zu einer glutenfreien Ernährung verbessern sich die Symptome in der Regel.

Auch hinter neurologischen Symptomen kann eine Zöliakie stecken

Doch eine Zöliakie kann sich nicht nur durch Verdauungsbeschwerden bemerkbar machen. Auch Gelenkschmerzen oder Depressionen können auf eine Gluten-Unverträglichkeit zurückzuführen sein. Immer wieder berichten Mediziner auch von Fällen, in denen hinter neurologischen Symptomen eine Zöliakie steckt – etwa bei epileptischen Anfällen oder Kopfschmerzen. In einigen Fällen haben die Patienten gar keine der typischen Zöliakie-Symptome wie Bauchschmerzen.

Auf dem diesjährigen Kongress für Kinder- und Jugendmedizin in Köln berichtete Professor Klaus-Peter Zimmer vom Universitätsklinikum Gießen über den Fall eines siebenjährigen Mädchens, das zwei Jahre lang an epileptischen Anfällen gelitten hatte. Nach einer zweijährigen glutenfreien Ernährung war das Mädchen anfallsfrei. Zudem verwies der Professor auf eine 2012 veröffentlichte Studie, die zeigte, dass Zöliakie-Patienten ein um 42 Prozent erhöhtes Risiko haben, an Epilepsie zu erkranken.

Nahrungsumstellung statt Epilepsie-Medikamente?

Kann eine glutenfreie Ernährung also Epilepsie-Medikamente ersetzen? Unter Umständen ja – wenn die Patienten außerdem an Zöliakie leiden. Das zeigte eine 2016 veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern der iranischen Kermanshah University of Medical Sciences.

An der Studie nahmen 113 Epilepsie-Patienten im Alter von 16-42 Jahren teil. Per Bluttest und zusätzlichen Gewebeproben aus dem Dünndarm diagnostizierten die Forscher bei sieben Probanden (sechs Prozent) eine Zöliakie. Drei von ihnen hatten wöchentliche epileptische Anfälle und vier hatten etwa einen Anfall im Monat.

Die sieben Probanden erhielten nun die Anweisung, sich fünf Monate lang glutenfrei zu ernähren. Nach Ablauf der fünf Monate waren sechs von ihnen anfallsfrei und konnten die Einnahme ihrer Epilepsie-Medikamente einstellen. Der siebte konnte seine Medikamentendosis immerhin halbieren.

Glutenfreie Ernährung – diese Lebensmittel sind tabu

Für Kinder oder Erwachsene mit Epilepsie kann sich der Selbstversuch mit einer glutenfreien Ernährung also lohnen – auch, wenn sie nicht an Bauchschmerzen oder anderen Verdauungsbeschwerden leiden. Für den Selbstversuch sollten Sie auf alle Lebensmittel verzichten, die Weizen, Roggen, Dinkel, Hafer, Gerste, Grünkern oder Kalmut enthalten – etwa Nudeln, Brot und andere Backwaren. Doch auch in anderen Lebensmitteln kann Gluten enthalten sein, denn es wird als Binde- und Geliermittel in vielen Fertigprodukten verwendet: Bei Saucen, Suppen, Pudding, Senf, Schokolade, Gewürzmischungen, Eis, Wurstwaren, Pommes und Kroketten sollten Sie darum die Zutatenliste kontrollieren. Auf dieser muss Gluten bereits seit einigen Jahren aufgeführt werden. Als Alternativen für die glutenhaltigen Getreidesorten eignen sich Reis, Mais, Hirse, Kartoffeln, Buchweizen und Sojabohnen.