Kann ein Tinnitus durch Hörgeräte verbessert werden?

Störende Ohrgeräusche schränken die Lebensqualität der Betroffenen unter Umständen erheblich ein. Tatsächlich können bei einem Tinnitus Hörgeräte dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern. Sie funktionieren über zwei verschiedene Prinzipien.

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Es ist nicht leicht, sich zu konzentrieren, wenn im Hintergrund die ganze Zeit ein heller Pfeifton zu hören ist – viele Betroffenen probieren bei einem chronischen Tinnitus daher Hörgeräte aus. Sie können die Beschwerden tatsächlich abschwächen und sind vor allem dann sinnvoll, wenn der Tinnitus das Hörvermögen beeinträchtigt. Die Geräte müssen aber individuell auf die Beschwerden abgestimmt werden.

Frau bekommt Tinnitus-Hörgerät angepasst
Tinnitus Hörgeräte können bei einem chronischen Tinnitus die Beschwerden durchaus lindern Foto: iStock/peakSTOCK

Hörgerät und Tinnitus: Wo besteht der Zusammenhang?

Bei einem subjektiven Tinnitus handelt es sich um Ohrgeräusche, die nur von den Betroffenen wahrgenommen werden, ohne dass es eine bekannte äußere Schallquelle gibt. Hörgeräte können auf zwei verschiedenen Wegen dazu beitragen, die Beschwerden durch solch einen Tinnitus zu lindern.

Ein Hörgerät bei einem Tinnitus gleicht Schwerhörigkeit aus

In vielen Fällen besteht ein enger Zusammenhang zwischen einem Tinnitus und Schwerhörigkeit. Häufig tritt beides parallel auf, weil es eine gemeinsame Ursache gibt, etwa eine Schädigung der Sinneszellen durch Lärm. Zudem kann Schwerhörigkeit einen Tinnitus auslösen oder verstärken, weil bestimmte Signale nicht mehr ins Gehirn übertragen werden. 

Gleichzeitig führt ein schlechtes Gehör womöglich dazu, dass der Tinnitus stärker wahrgenommen wird. Auf der anderen Seite sind bei einem Tinnitus die Nervenfasern in den Ohren auf eine besondere Weise aktiv, was wiederum das Hörvermögen beeinträchtigen kann. Schwerhörigkeit und Tinnitus können sich also gegenseitig bedingen. Hörgeräte für einen Tinnitus können diesen Kreislauf beenden.

Tinnitus und Hörgerät: Kann das Nebenwirkungen haben?

Die Angst mancher Patient:innen, dass ein Tinnitus durch ein Hörgerät verstärkt werden könnte, ist dabei unberechtigt. Denn Hörgeräte nehmen Schallwellen auf und verstärken diese. Bei einem subjektiven Tinnitus gibt es jedoch keine externen Schallquellen. Das quälende Pfeifen kann durch ein Hörgerät also nicht lauter werden. 

Wer wegen Schwerhörigkeit zum ersten Mal ein Hörgerät trägt, sollte allerdings bedenken, dass eine Eingewöhnungsphase nötig ist. Viele Patient:innen empfinden zum Beispiel bei ihren Hörgeräten die Nebengeräusche als zu laut. Gegebenenfalls muss das Gerät anders eingestellt werden. Oftmals nehmen die Probleme aber ab, sobald sich das Gehirn an den veränderten Schall gewöhnt hat.

Ein Hörgerät gegen Tinnitus kann von den Ohrgeräuschen ablenken

Ein Hörgerät ist bei einem Tinnitus noch aus einem weiteren Grund sinnvoll: Denn spezielle Tinnitus-Hörgeräte sind ausgestattet mit einem sogenannten Noiser oder einem Masker. Es handelt sich um zwei unterschiedliche technische Systeme, die nach dem gleichen Prinzip arbeiten. Sie erzeugen Geräusche, die dafür sorgen sollen, dass die Aufmerksamkeit sich unbewusst vom Tinnitus wegbewegt

Der Unterschied zwischen diesen Tinnitus-Hörgeräten besteht darin, dass ein Noiser eine Art helles Rauschen erzeugt, was für die Patient:innen nur sehr leise zu hören ist, aber das Gehirn vom Pfeifen ablenken soll. Ein Masker funktioniert ähnlich, aber mit einem lauteren Rauschen, das die Tinnitus-Geräusche zum Teil sogar überdeckt. 

Diese speziellen Tinnitus-Hörgeräte sind Bestandteil einer sogenannten Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT). Dabei geht es darum, durch verschiedenen Maßnahmen die Patient:innen so zu schulen, dass sie den Tinnitus nicht mehr bewusst wahrnehmen.

Welche Hörgeräte sind bei einem Tinnitus die richtige Wahl?

Für Tinnitus-Betroffene sind Hals-Nasen-Ohren-Ärzt:innen die ersten Ansprechpartner:innen. Wenn die Fachleute ein Tinnitus-Hörgerät befürworten, hängt die Wahl der Technik vor allem davon ab, ob parallel eine Schwerhörigkeit besteht. Dann werden in der Regel Geräte gewählt, die gleichzeitig einen Schallverstärker besitzen sowie einen Noiser oder einen Masker. 

Ist die Funktionsfähigkeit des Gehörs nicht herabgesetzt, reichen Noiser oder Masker aus. In den meisten Fällen gilt ein Noiser als die bessere Wahl, weil die erzeugten Geräusche leiser sind und daher weniger ins Bewusstsein dringen. Über spezielle Noiser-Apps ist es möglich, den genauen Klang des Geräusches selbst zu wählen.

Trägt bei einem Tinnitus-Hörgerät die Krankenkasse die Kosten?

Wer einen Tinnitus hat und ein Hörgerät braucht, muss lediglich die Rezeptgebühr von derzeit zehn Euro bezahlen. Denn die Krankenkassen übernehmen die Kosten, sobald die Geräte von HNO-Ärzt:innen verordnet werden. Allerdings zahlen die Kassen nur einen Festzuschuss. Wer ein hochwertiges Tinnitus-Hörgerät wünscht und gesetzlich versichert ist, muss daher in der Regel die Differenz selbst übernehmen.

Quellen:

Hörgeräte bei Tinnitus?, in: tinnitus-klinik.net

Ohrgeräusche / Tinnitus, in: HNO-Zentrum Landsberg am Lech

Hör- und Gleichgewichtsstörungen, in: hno-zentrum-starnberg.de