Kaltschweißigkeit: Die häufigsten Ursachen von kaltem Schweiß

Kaltschweißigkeit deutet darauf hin, dass der Körper unter großem Stress steht – sei es aus psychischen oder körperlichen Ursachen. Je nach Auslöser ist kalter Schweiß eine lästige Begleiterscheinung oder aber ein Alarmsignal, das auf einen lebensbedrohlichen Zustand hindeutet.

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Wenn jemandem der kalte Schweiß auf der Stirn steht, hat er oder sie Angst – so kennt man es beispielsweise aus der Literatur. Und tatsächlich ist Kaltschweißigkeit ein typisches Symptom bei Angst und auch bei anderen Formen von psychischem Stress.

Doch auch körperliche, teils lebensgefährliche Erkrankungen beispielsweise des Herzens können Kaltschweißigkeit hervorrufen. Für die Einschätzung, ob es sich tatsächlich um einen bedrohlichen Zustand handelt, sind der Zusammenhang und die begleitenden Symptome entscheidend.

Eine Frau hat einen Schweißfleck unter der Achsel
Kaltschweißigkeit kann harmlose, aber auch gefährliche Ursachen haben Foto: iStock/simarik

Wie entsteht Kaltschweißigkeit?

Schweiß ist nützlich für den Körper: Er hat die Aufgabe, den Organismus bei Bedarf herunterzukühlen und ihn so vor Überhitzung bei großer Anstrengung oder hohen Temperaturen zu schützen. Das tut er, indem die kleinen Schweißtröpfchen auf der Haut verdunsten und so für eine Abkühlung sorgen.

Unter Stress (egal ob körperlicher oder seelischer Ursache) produziert der Körper ebenfalls vermehrt Schweiß – so stellt er sicher, dass er bei einem folgenden Kampf oder einer anstrengenden Flucht nicht überhitzt. Das fühlt sich deshalb besonders unangenehm an, weil man eigentlich gar keine Abkühlung bräuchte; der „kalte Schweiß“ führt dann häufig zu Frösteln und Frieren, wodurch sich Betroffene noch unwohler fühlen als sowieso schon.

Kalter Schweiß: Irreführender Begriff

Der Begriff „kalter Schweiß“ ist eigentlich irreführend: Denn nicht der Schweiß ist kalt, sondern die Haut. Das liegt daran, dass der Organismus den Körper auf eine Extremsituation vorbereitet: Die Haut wird weniger gut durchblutet, denn das Blut wird jetzt an anderer Stelle dringender gebraucht – beispielsweise in den Armen und Beinen (Kampf- oder Fluchtreaktion bei Angst oder psychischem Stress) oder in den lebenswichtigen Organen wie dem Herzen (beispielsweise bei einem Schock oder Herzinfarkt).

Kalter Schweiß: Ursachen

Dass der Körper zu solchen Maßnahmen greift, kann verschiedene Auslöser haben. Die Kaltschweißigkeit-Ursachen lassen sich zunächst in zwei Gruppen unterteilen: psychische und körperliche.

Kaltschweißigkeit: Psychische Ursachen

Da Stresshormone am Entstehen von kaltem Schweiß Schuld haben, entsteht er vor allem in Situationen, in denen diese vermehrt ausgeschüttet werden. Das sind vor allem die folgenden:

  • Aufregung: Unser Gehirn lebt bezüglich seiner Reaktionen teilweise noch in der Steinzeit – bei einer kurzzeitigen Aufregung gaukelt es dem Körper darum häufig eine Gefahr für Leib und Leben vor. Statt dem berühmtberüchtigten Säbelzahntiger sehen wir uns in Wirklichkeit aber „nur“ etwa einer Prüfung, einem Zahnarzttermin oder einem unangenehmen Gespräch gegenüber. Passiert das nur hin und wieder, können Körper und Psyche die kurzzeitige Flut an Stresshormonen und körperlichen Symptome wie Kaltschweißigkeit gut verkraften.

  • Angst: Auch bei Angststörungen und Panikattacken wird der Körper mit Stresshormonen geflutet. Die Durchblutung konzentriert sich auf die Gliedmaßen, um eine schnelle Flucht zu ermöglichen; gleichzeitig wird die Schweißproduktion hochgefahren, um den Körper bei der Flucht abzukühlen. Um diesen unangenehmen Zustand nicht immer wieder erleiden zu müssen, sollten Betroffene Beruhigungsmethoden bei Angst erlernen, bei ausgeprägten Angststörungen am besten im Rahmen einer Therapie.

  • Stress: Wer einen besonders stressigen Job hat oder im Privatleben häufig unter Stress steht, kennt kalten Schweiß mitunter als unangenehmen Alltagsbegleiter recht gut. Da ständiger Stress für Körper und Psyche gravierende Folgen haben kann, sollten betroffene Maßnahmen ergreifen, um Stresshormone abzubauen – sei es durch Veränderungen im Job oder etwa durch das Erlernen von Entspannungstechniken.

  • Seelischer Schock: Ein psychischer Schock kann beispielsweise eintreten, wenn Menschen einer akut lebensbedrohlichen Situation entkommen sind oder Gewalt erfahren haben, beispielsweise in Kriegssituationen oder bei einer Vergewaltigung. Auch Menschen, die Gewalt an anderen oder deren Tod beobachten mussten, können danach unter Schock stehen. Dieser zeigt sich durch Symptome wie Zittern, Herzrasen und die Bildung von kaltem Schweiß. Auch Verwirrung und Desorientierung sind mögliche Anzeichen. Betroffene müssen dann gegebenenfalls aus der Gefahrensituation gebracht werden (beispielsweise nach einem Verkehrsunfall) – gegen die akuten Symptome helfen angstlindernde Medikamente.

Kaltschweißigkeit: Körperliche Ursachen

Kalter Schweiß kann auch auf ein akut lebensbedrohliches Ereignis hinweisen. Befinden Betroffene sich nicht gerade in einer stressigen Situation, die die Kaltschweißigkeit erklären würde (beispielsweise kurz vor einer Prüfung oder einem Auftritt) und treten begleitend weitere Symptome auf, die beispielsweise auf einen Herzinfarkt hinweisen können, sollte darum umgehend der Notruf abgesetzt werden. Folgende körperliche Ursachen können Kaltschweißigkeit auslösen:

Kalter Schweiß auf der Stirn: Ursache Hypoglykämie

Bei Diabetiker:innen kann es beispielsweise durch eine Überdosierung blutzuckersenkender Medikamente oder durch eine zu geringe Nahrungsaufnahme zu einer akuten Unterzuckerung kommen. Der Körper reagiert darauf mit der Produktion von Stresshormonen, um Zuckerreserven freizusetzen. Anzeichen einer Unterzuckerung sind neben kaltem Schweiß vor allem an der Stirn und im Nacken ein Heißhungergefühl, ein plötzliches Schwächegefühl im ganzen Körper, Zittern, ein herabgesetztes Denkvermögen sowie Müdigkeit. Bei einer schweren Unterzuckerung können Symptome wie Verwirrtheit und Krampfanfälle bis zum Koma hinzukommen. Erste Hilfe ist in diesem Fall die Aufnahme von Zucker in jeglicher Form.

Kaltschweißigkeit: Herz als Auslöser

Kaltschweißigkeit ist ein Alarmzeichen bei der akuten Herzinsuffizienz – bei diesem lebensbedrohlichen Ereignis lässt die Leistung des Herzens plötzlich erheblich nach und die Organe können nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Ein möglicher Auslöser ist beispielsweise ein Herzinfarkt; aber auch andere Ursachen wie beispielsweise eine Herzmuskelentzündung oder Herzrhythmusstörungen. Weitere Warnsignale neben Kaltschweißigkeit sind etwa Brustschmerzen, Atemnot, rasselnde Atemgeräusche, Husten, Herzrasen und Angst. Bei diesen Symptomen sollte umgehend der Notruf abgesetzt werden.

Kaltschweißigkeit durch Schock

Ein Schock ist ein lebensbedrohliches Ereignis, bei dem der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Neben einer akuten Herzinsuffizienz kann beispielsweise eine starke allergische Reaktion, eine Lungenembolie oder ein Schlaganfall, ein hoher Blutverlust oder eine Blutvergiftung zum Schock führen. Ein Schock ist häufig tödlich. Kaltschweißigkeit, Frieren, Zittern, Blässe und Angst sind typische Symptome – später steigern sie sich zu Apathie und schließlich Bewusstlosigkeit.

Kalter Schweiß und Schwindelgefühl bei Kreislaufproblemen

Häufig steckt hinter kaltem Schweiß der Kreislauf – diese Ursache ist in der Regel harmlos. Ein zu niedriger Blutdruck führt dabei zu Symptomen wie Schwächegefühl, kaltem Schweiß, Übelkeit und Schwindel.

Betroffene sollten sich hinlegen und die Beine hochlagern, damit das Gehirn wieder besser mit Sauerstoff versorgt wird. In den meisten Fällen lindert das die Symptome. Diese Position sollte aber nur eingenommen werden, wenn feststeht, dass die Beschwerden nicht auf Probleme mit dem Herzen zurückzuführen sind – denn in diesem Fall könnten sie den Zustand der Betroffenen noch verschlimmern, weil der verstärkte Blutrückfluss aus den Beinen das Herz zusätzlich belastet.

Treten Kaltschweißigkeit und Übelkeit immer wieder auf, sollte (gegebenenfalls gemeinsam mit einem Arzt oder einer Ärztin) nach Maßnahmen gesucht werden, um dem niedrigen Blutdruck dauerhaft entgegenzuwirken – Sport ist dabei eine Möglichkeit.

Kalter Schweiß nachts durch hormonelle Veränderungen

Nächtliches Schwitzen äußert sich häufig durch nasse, kalte Kleidung beim Aufwachen. Dennoch handelt es sich dabei nicht um kalten Schweiß – die Betroffenen schwitzen lediglich im Schlaf und beim Aufwachen ist der Schweiß bereits abgekühlt. Nachtschweiß kann mit den Schlafbedingungen zusammenhängen (beispielsweise ein zu warmes Schlafzimmer) oder auch auf körperliche Besonderheiten wie hormonelle Veränderungen (etwa in den Wechseljahren) zurückzuführen sein.

Wenn nachts kalter Schweiß im wachen Zustand beispielsweise auf der Stirn auftritt, kann dahinter natürlich auch eine der oben genannten Erkrankungen stecken – entscheidend sind dann immer die begleitenden Symptome.

Kaltschweißigkeit: Wann zum Arzt?

Einen Notfall kann man meist daran erkennen, dass die Kaltschweißigkeit nicht als einziges Symptom auftritt. Hat jemand Lampenfieber oder leidet regelmäßig an niedrigem Blutdruck, ist kalter Schweiß in der Regel ungefährlich. Kommt es immer wieder dazu, sollten die Beschwerden aber vorsichtshalber ärztlich abgeklärt werden.

Tritt Kaltschweißigkeit jedoch nach einer starken Blutung, im Rahmen einer allergischen Reaktion oder mit weiteren Symptomen wie Engegefühl in der Brust auf, sollte umgehend der Notruf abgesetzt werden, denn es kann sich um einen lebensbedrohlichen Notfall handeln.

Quellen:

Hypoglykämie (Unterzuckerung), in: msdmanuals.com

What to do about cold sweats, in: medicalnewstoday.com

Schock, in: amboss.com