Kaisergeburt: Vor- und Nachteile zur Alternative zum Kaiserschnitt

Bei der Kaisergeburt holt der Arzt das Kind schonend aus dem Bauch, und Mutter und Kind können sich direkt in die Augen sehen. Welche Vor- und Nachteile hat die Kaisergeburt?

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Die Kaisergeburt gilt als Alternative zum Kaiserschnitt. Ein Kaiserschnitt ist für werdende Mütter üblicherweise eine passive Angelegenheit. Die Mutter befindet sich unter Vollnarkose oder örtlicher Betäubung und das eigentliche Geschehen bleibt hinter einem OP-Tuch verborgen. Sobald das Kind auf der Welt ist, wird es zunächst medizinisch versorgt, gesäubert und in Tücher gewickelt. Dann erst kann die Mutter es ansehen. Für viele Frauen ist das ein eher schmerzliches Geburtserlebnis – das spontane Glücksgefühl fehlt.

Was unterscheidet die Kaisergeburt vom Kaiserschnitt?

Eine alternative Geburtsmethode zum Kaiserschnitt und zur Spontangeburt ist die Kaisergeburt. Diese Art des Gebärens wird auch „natürlicher Kaiserschnitt“ genannt. Je nach Lage wird das Baby in der Gebärmutter schon so gewendet, dass es bei seinem Eintritt in die Welt dem Gesicht der Mutter zugewandt ist. Sobald der Kopf des Babys sichtbar wird, senken die Ärzte das OP-Tuch, und die Mutter sieht das Neugeborene. Wie bei einer natürlichen Geburt, darf sie zum Ende hin mitpressen.

Damit sich das Neugeborene besser an die neue Umgebung gewöhnen kann, wird der Körper des Babys noch einige Momente im Bauch belassen. Einige Kliniken erlauben es sogar, dass die Mutter das Kind anschließend selbst aus dem Bauch zieht. Das Kind wird ihr direkt nach der Entbindung, so wie es auf die Welt gekommen ist, auf die Brust gelegt. Studien deuten darauf hin, dass so sofort eine starke Bindung zwischen Mutter und Kind entsteht und der Milchfluss und die Rückbildung beschleunigt werden.

Welche Vorteile hat die Kaisergeburt für die Mutter?

Im Vergleich zu einem klassischen Kaiserschnitt dauert die Kaisergeburt nur wenige Minuten länger, genau diese Minuten sind allerdings kostbare Erinnerungen an das Geburtserlebnis, die die Mutter sicherlich nie vergessen wird. Das Baby selbst kann seine Mutter zunächst nur sehr schemenhaft wahrnehmen, Neugeborene haben noch kein entwickeltes Sehvermögen und nehmen die Welt durch einen Schleier wahr. Es erkennt seine Eltern aber schon nach kurzer Zeit an Stimme und Geruch.

Auch der Vater kann als Geburtshelfer in die Kaisergeburt involviert werden. Seine Aufgabe ist es, einige Momente, nachdem das Kind auf der Welt ist, die Nabelschnur mit einer sterilen Schere zu durchschneiden. Das OP-Tuch wird anschließend wieder hochgezogen, sodass Mutter und Kind nicht durch die abschließende Versorgung, darunter das Schließen der Bauchdecke, abgelenkt werden.

Die Methode des natürlichen Kaiserschnitts wurde ursprünglich von dem australischen Gynäkologen Nick Fisk entwickelt. Er verspricht sich von der Kaisergeburt ein natürlicheres Geburtserlebnis und eine stärkere Bindung zwischen Mutter und Kind. Fisk praktiziert den natürlichen Kaiserschnitt bereits seit zehn Jahren in Großbritannien. Auch in Deutschland bieten einige Kliniken diese Methode an.

Wie traumatisch ist der Anblick des geöffneten Bauches bei der Kaisergeburt?

Ganz unumstritten ist die Kaisergeburt nicht. Einige Ärzte weisen darauf hin, dass es für Mütter und Väter traumatisierend sein kann, den geöffneten Bauch und das blutverschmierte Baby zu sehen. Dr. Nadine Hess, Kinderärztin in Hamburg stellt dazu fest: „Die Eltern sollten sich vorher überlegen, ob es ihnen zu viel ist oder ob sie es vertragen können. Wenn man das will, ist es aber sicher ein schönes Geburtserlebnis“.

Die werdenden Eltern sollten außerdem nicht außer Acht lassen, dass auch eine Kaisergeburt ein medizinischer Eingriff ist, der höchste Konzentration bei allen Beteiligten erfordert. Bei anfallenden Komplikationen rückt das harmonische Geburtserlebnis in der Prioritätenliste also weit in den Hintergrund. Einige Ärzte bezeichnen die Kaisergeburt deshalb auch abschätzig als unnötige Spielerei.

Welche Nachteile und Risiken birgt die Kaisergeburt?

Allgemein muss von den werdenden Eltern genau überlegt werden, ob ihr Kind per Kaiserschnitt auf die Welt kommen soll – klassisch oder als Kaisergeburt. Dr. Nadine Hess dazu: „Der manchmal geäußerte Satz ‚ein Kaiserschnitt ist die sicherste Art, ein Kind auf die Welt zu bringen’ ist schlicht falsch. Die Mütter erholen sich meist langsamer von den Strapazen der Geburt, die Kinder landen, insbesondere bei Wunschkaiserschnitten häufiger mit Atemproblemen in der Kinderklinik, haben häufiger in den ersten Monaten Bauchweh. Einige Studien legen nahe, dass sie ein höheres Risiko für Infekte, Asthma und Allergien haben.“

Generell gilt: Für Mütter, die durch Komplikationen oder ein zu schmales Becken nicht natürlich gebären können ist ein Kaiserschnitt immer noch die erste Wahl. Eine Kaisergeburt kann der Mutter die Möglichkeit geben, aktiv und emotional am Geburtsprozess beteiligt zu sein.

Quellen:

Kaiserschnitt, in: www.frauenaerzte-im-netz.de

The natural caesarean: a woman-centred technique, in: International Journal of Obstetrics and Gynaecology

The Charité caesarean birth: a family orientated approach of cesarean section, in: The Journal of Maternal-Fetal & Neonatal Medicine

Gaskin, Ina May: Die selbstbestimmte Geburt: Handbuch für werdende Eltern. Mit Erfahrungsberichten, München: Kösel Verlag (Random House).