Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Sterberisiko bei Kälte oder Hitze höher?
Die Temperatur kann einen großen Einfluss auf das Herz nehmen. Bekannt ist: Minusgrade bedeuten Stress für das Organ – vor allem, wenn Sie unter Herzinsuffizienz, Angina pectoris, Vorhofflimmern oder einem Altersherz leiden. Eine aktuelle Studie gibt nun Aufschluss über das konkrete Sterberisiko durch Kälte und Hitze.

Kälte, Schnee und Frost bringen uns zum Zittern, Hitze und Sonne zum Schwitzen. Die Gemeinsamkeit: Beide Temperaturextreme können lebensgefährlich werden. Durch den Klimawandel gibt es zwar einen weltweiten Anstieg der Durchschnittstemperatur, doch es kommen zudem auch massive Kältewellen vor. Welche Temperatur am gefährlichsten für das Herz ist, welche Alarmsignale Sie beachten sollten und wie Sie sich schützen können.
Was passiert bei Kälte im Körper?
Eisige Temperaturen führen zu einer Verengung der Blutgefäße. Das bedeutet, dass der Herzmuskel gegen einen höheren Widerstand anpumpen muss. Diese Extra-Anstrengung kann bei älteren Menschen und Herzkranken zu einer gefährlichen Überlastung führen – und schlimmstenfalls einen Herzinfarkt auslösen.
Und wie wirkt sich Hitze auf das Herz aus?
Neue Studie analysiert das Sterberisiko durch Temperaturextreme
Wissenschaftler:innen um das Team von Barrak Alahmad untersuchten mehr als 32 Millionen Todesfälle, verursacht durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, in insgesamt 567 Städten in 27 Staaten auf fünf Kontinenten – und das ganze über mehrere Jahrzehnte. Ihr Ergebnis: Kälte scheint gefährlicher für das Herz zu sein als Hitze. Das Risiko durch einen Herzinfarkt oder eine Herzinsuffizienz zu sterben, war an Tagen mit besonders niedrigen Temperaturen um etwa 33 Prozent erhöht. An heißen Tagen war die daraus bedingte Sterblichkeit nur um rund 7 Prozent erhöht.
Welche Alarmsignale Herzkranke beachten sollten
Riskant wird das Risiko ab vier Grad minus. „Wer beim Hinausgehen in die Kälte Schmerzen, einen Druck oder Brennen im Brustkorb verspürt, muss die Beschwerden umgehend bei einem Arzt abklären lassen", warnt Dr. Hans-Jürgen Becker (Deutsche Herzstiftung). Bei Frauen kann sich ein Herzinfarkt aber auch anders äußern – etwa durch Schwindel, Bauchschmerzen und Übelkeit. Besonders bei Kälte sollten Herzkranke daher auf diese Signale achten.
So schützen Sie Ihr Herz vor Kälte
Das Wichtigste ist, sich bei kalten Temperaturen körperlich nicht zu stark zu belasten. Das Schneeschippen sollte vor allem bei Vorerkrankten besser jemand anderes übernehmen. Gegen einen Spaziergang ist dagegen nichts einzuwenden – vorausgesetzt, man ist warm eingepackt. Dabei vor allem Kopf und Füße warmhalten und einen Schal leicht über Nase und Mund legen, um die eingeatmete Luft vorzuwärmen.
Besonders wichtiger Rat von Ärzt:innen: Herzkranke sollten sich niemals kalten Temperaturen aussetzen, ohne ihre Medikamente genommen zu haben. Bei Herzleiden wie Angina pectoris empfehlen Mediziner:innen grundsätzlich vor einem Ausflug in die Kälte 1-2 Sprühstöße Nitrospray unter die Zunge geben, um die Gefäße zu erweitern – das entlastet den Herzmuskel.
Quelle:
Alahmad, B., et al. (2023). Associations between extreme temperatures and cardiovascular cause-specific mortality: Results from 27 countries. Circulation, 147(1), 35-46.