Juckreiz am Körper: So hilft Pfefferminzöl

Juckende Hautausschläge beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen stark. Ein Mittel hat sich als hochwirksam gegen Juckreiz am Körper bewiesen: Pfefferminzöl. Zu den Hintergründen einer aktuellen Studie.
Trocken spannende Haut, blutig gekratzte Stellen am Körper, schlaflose Nächte: Anhaltender Juckreiz am Körper ist quälend. Bei jedem fünften Deutschen ist der sogenannte Pruritus, ein chronischer Juckreiz, die Ursache.
Juckreiz am Körper: Das hilft, wenn die Haut verrückt spielt
Neben den normalen Pflegepräparaten wie Bodylotions und Cremes, gibt es in Apotheken und teilweise auch Drogerien spezielle Salben, die gezielt Juckreiz am Körper lindern. Auch Kälte hilft, zum Beispiel kalte Waschlappen oder kurze kalte Duschen. Denn die Kälterezeptoren in der Haut liegen auf den Juckreiznerven. Werden sie aktiviert, führt das zu einer Unterdrückung der Jucksignale. In einer aktuellen Studie wollten Forscher jetzt herausfinden, welchen Einfluss Pfefferminzöl auf die Hauterkrankung haben kann.
Einfluss von Pfefferminzöl auf chronischen Juckreiz
Das Ergebnis: Patienten mit chronischem Juckreiz profitierten von der Anwendung von fünf prozentigem Pfefferminzöl in Vaseline – bei guter Verträglichkeit. In der an der Dermatologischen Abteilung des National Research Center, Universität Kairo, durchgeführten Pilotstudie wendeten 50 Patienten mit chronischem Juckreiz am Körper unterschiedlicher Ursache (Diabetes mellitus, Leber- oder Nierenerkrankungen) zwei Mal täglich nach vorheriger Anfeuchtung der Haut entweder die Pfefferminzöl-Vaseline-Creme oder Vaseline alleine auf den vom Juckreiz betroffenen Stellen an.
Pfefferminzöl zeigte sich nach zwei Wochen Anwendungsdauer in allen Punkten der Vaseline alleine überlegen. Vor allem der Rückgang von Intensität, Dauer und Lokalisierung des Juckreizes beeinflusste die Lebensqualität der Betroffenen positiv.

Warum juckt es uns? Prof. Dr. Sonja Ständer, Fachärztin für Hautkrankheiten klärt auf.
Juckreiz am Körper, auch Pruritus genannt, ist ein Alarmsignal des Körpers. Nervenenden in der obersten Hautschicht leiten das Juck-Signal über die Nerven – teilweise auch über Schmerzfasern – bis zum Rückenmark. Von dort geht es ins Zwischenhirn, tief im Gehirn. Der sogenannte Thalamus nimmt eine emotionale Bewertung vor – und das Signal wird als unangenehm einstuft. Im selben Moment werden Signale an das Klein- und Großhirn gesendet, um die mechanische Antwort, das Kratzen, vorzubereiten. Das heißt: Das Juckreizsignal im Gehirn ist so eng mit dem Kratzsignal verbunden, dass man es nur sehr schwer unterdrücken kann. Wir sagen sogar immer, es ist wie Ein- und Ausatmen – man kann nicht immer nur Einatmen und nie Ausatmen.
Hilft Kratzen denn etwas?
Durch das Kratzen wird die Haut verletzt. Es entstehen Entzündungen, die Botenstoffe freisetzen. Die Nervenfasern werden dadurch wieder empfindlicher für die Jucksignale. So kratzt man sich die Empfindlichkeit an. Deshalb muss man den Juckreiz am Körper möglichst schnell und effizient behandeln.
Gibt es Faktoren, die den Juckreiz verstärken?
Ja, alles, was die Hautdurchblutung fördert. Heiße Getränke, Alkohol, eine warme Umgebungstemperatur, z.B. bei Saunagängen oder durch einen Wärmestau unter synthetischer Kleidung. Oder auch Schafswolle, die auf der Haut getragen wird. Das sind alles Faktoren, die die Haut weiter reizen.
Und Stress?
Bei Stress werden Hormone vom Thalamus ausgeschüttet, unter anderem das sogenannte Corticotropin-releasing Hormone (CRH). Das kann in der Haut Histamin ausschütten, das Juckreiz hervorruft. Deshalb wird das Jucken durch Stress oft stärker.
Empfehlen Sie auch Cortison-Cremes?
Nein, wir raten davon ab, selbsttätig Cortisoncreme anzuwenden. Die freiverkäuflichen Produkte sind meist nicht besondern wirksam. Es gibt vier Klassen von Cortison, und die Präparate haben meist Klasse 1, also die schwächste. Medizinisches Cortison hingegen, was rezeptpflichtig und hochwirksam ist, hat eine viel höhere Einstufung. Das Problem ist, dass Cortison – selbst das schwächste – das klinische Bild der Haut verändert. Und dann hat der Hautarzt keine Chance mehr, die ursprüngliche Ursache des Juckreizes herauszufinden. Nur anhand eines unveränderten Hautbildes ist eine zuverlässige und schnelle Diagnosestellung möglich. Deshalb ist es empfehlenswert, erst die Juckreiz-lindernden Cremes aus der Apotheke zu verwenden und nur nach Absprache mit einem Hautarzt zu Cortison-Creme zu greift.
Wann sollte man mit einem Juckreiz zum Arzt gehen?
Wenn er mindestens sechs Wochen bleibt – wir sprechen dann von einem chronischen Juckreiz am Körper. In welcher Intensität er auftritt und wie lange er täglich andauert – kontinuierlich oder in Attacken – ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Oftmals lindert Ablenkung den Juckreiz: Das Symptom wird erst wieder stark wahrgenommen, wenn Ruhe einkehrt, also häufig abends, z.B. nach der Arbeit.
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