José Carreras: "Ich habe Angst, dass der Blutkrebs auch meine Enkel trifft"

José Carreras engagiert sich seit dem Tag, den dem ihm 1987 Leukämie diagnostiziert wurde, im Kampf gegen den Blutkrebs. Um anderen Patienten zu helfen, aber auch, um seine eigene Familie vor dem Leid zu bewahren, wie der José Carreras jetzt verriet.
José Carreras, was hat Ihnen selbst die Kraft gegeben, den Blutkrebs zu besiegen?
Ich wurde zehn Monate lang behandelt. Oft hat mich der Mut verlassen. Doch meine Familie und Freunde waren immer für mich da. Diese Hoffnung, die sie mir gaben, will ich nun mit meiner José Carreras Leukämie-Stiftungen weitergeben.
Hat die Leukämie Ihr Leben verändert?
Man nimmt sich vor, weise zu leben. Dann macht man wieder die Fehler von früher. Aber: Ich bin heute dankbarer und demütiger.
Haben Sie Angst, dass die Leukämie zurückkommt?
Nein. Ich denke seit Jahren nicht an den Blutkrebs. Ich lasse mein Blut regelmäßig untersuchen. Und ich habe tolle Werte.
Sie sind mehrfacher Opa!
Ich habe fünf Enkel. Sie sprießen wie Pilze. Es ist wie im Zirkus, aber es ist wundervoll. Denn als Großvater darf ich meine Enkel verwöhnen.
Holen Sie jetzt nach, was Sie früher selbst als Vater versäumt haben?
Als meine Kinder klein waren, war ich elf Monate im Jahr auf Tournee unterwegs. Ich fühle mich deshalb manchmal schuldig. Zu Hause habe ich dann immer versucht, viel Zeit mit ihnen zu verbringen. Aber am Ende war es zu wenig.
Sie sehen viele kranke Kinder. Fühlt man als Opa intensiver mit?
Es ist unmöglich, nicht an die Angst zu denken. Ich bete und hoffe und bitte Gott, dass meine Enkel gesund bleiben. Sie krank zu sehen, würde mir das Herz zerreißen.
Denken Sie schon an Ihr Karriere-Ende?
Natürlich tut man das ab und zu. Aber das hat noch Zeit. Solange ich Kraft habe, auf der Bühne zu stehen, mache ich weiter.
Haben Sie einen Plan für die Zeit danach?
Ich habe keine Angst, in ein Loch zu fallen. Die Arbeit für die José Carreras Krebs-Stiftungen geht weiter. Ich werde mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Und ich schreibe.
Sie schreiben?
Ja! Gedanken, wenn ich nachts nicht schlafen kann.
Wer bekommt denn die Aufzeichnungen?
Die landen im Papierkorb. Denn es sind manchmal wirklich verrückte Dinge, die ich da notiere.