Ist Rotwein gesund? 3 Gründe, die dafür sprechen!

Unter den alkoholischen Getränken nimmt Rotwein eine Sonderposition ein, da er als gesundheitsfördernd gilt. Laufend werden wissenschaftliche Studien dazu veröffentlicht, dass Rotwein gesund ist. Vor allem das Herz kann von einem moderaten Rotweinkonsum profitieren.

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Der Saft fermentierter Weintrauben, dazu Wasser, Zucker, Säure und Gerbstoffe – viel mehr steckt in Rotwein nicht drin. Auf den ersten Blick klingen die Inhaltsstoffe nicht wahnsinnig gesund. Doch lassen viele wissenschaftliche Studien genau das vermuten. Unser Nahrungsmittel-Experte Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Joost bestätigt: Ja, Rotwein ist gesund. Aber woran liegt das eigentlich?

Eine Person schenkt Rotwein in ein Glas ein
Rotwein kann gut für die Gesundheit sein, aber nur, wenn er in Maßen getrunken wird Foto: iStock_Instants

Ist Rotwein gesund? Studie widerlegt lebensverlängernde Wirkung

Früher wurde Resveratrol für die gesundheitsfördernde Wirkung von Rotwein verantwortlich gemacht. Dabei handelt es sich um ein Antioxidans, das unter anderem in der Schale von Weintrauben vorkommt. Resveratrol hat die Funktion, Pflanzen vor Schäden durch Schädlinge oder UV-Strahlung zu schützen. Beim Menschen soll es entzündungshemmend wirken, das Risiko für Krebs und Herzkrankheiten senken und sogar lebensverlängernd sein. 

Eine Studie der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore legte jedoch vor einigen Jahren nahe, dass Rotwein doch keine lebensverlängernde und krebsvorbeugende Wirkung besitzt. In Rotwein ist Resveratrol nämlich in so geringen Mengen enthalten, dass es nicht die erhoffte Wirkung entfalten kann. Laut Dr. Dr. Jost müsste man 20 bis 100 Liter Wein pro Tag trinken, um an die Menge heranzukommen, die in Nahrungsergänzungsmitteln mit Resveratrol vorkommen.

Ein Glas Rotwein ist gesund

Dem Experten zufolge ist jedoch der gesundheitsfördernde Effekt von Rotwein unabhängig von der Menge an Resveratrol unbestritten. Wer gesund ist und kein Suchtproblem hat, dem empfiehlt Dr. Dr. Jost maximal ein Glas Rotwein am Tag. Männer sollten nicht mehr als 250 ml täglich trinken. Für Frauen gilt ein Richtwert von 125 ml Wein pro Tag. Aber: „Wenn jemand keinen Alkohol trinkt, würde ich ihm nicht raten, damit anzufangen“, so der Experte.

3 Gründe, warum Rotwein gesund ist

Für gewöhnlich muss man für den Genuss von Alkohol einige gesundheitliche Nachteile in Kauf nehmen. Menschen, die keinen Alkohol trinken, sind also klar im Vorteil. Was Rotwein angeht, dreht sich der Spieß um. Grund dafür sind vor allem zwei Inhaltsstoffe, die in den Weintrauben stecken: Antioxidantien und sekundäre Pflanzenstoffe (Polyphenole).

Warum ist Rotwein gesünder als Weißwein?

Wenn es um gesundheitliche Vorteile von Wein geht, ist nie von Weiß- oder Roséwein die Rede. Das liegt daran, dass zwischen Rot-, Weißwein und Rosé nicht nur geschmackliche Unterschiede bestehen. Auch die Art der Herstellung ist grundverschieden. Rotwein ist gesünder als Weiß- oder Roséwein, weil bei der Herstellung die Haut der Trauben mitverarbeitet wird – gerade darin sind die gesundheitsfördernden Nährstoffe enthalten. Weiß- und Roséwein kommen hingegen wenig oder gar nicht mit der Traubenhaut in Kontakt.

Zwar ist Rotwein kein Wundermittel gegen Krankheiten. Im Vergleich zu anderen alkoholischen Getränken ist Rotwein jedoch gesünder. Die Wissenschaft ist bisher auf einige interessante Zusammenhänge gestoßen:

1. Rotwein ist gut für das Herz

Im Zusammenhang mit Rotwein und seiner vermuteten Wirkung auf die Gesundheit wird immer wieder auf das sogenannte „French Paradoxon“ verwiesen: Obwohl in Frankreich ein hoher Alkohol- und Fettkonsum weit verbreitet ist, liegt die durchschnittliche Lebenswahrscheinlichkeit höher als beispielsweise in Deutschland oder den USA. Auch die Häufigkeit von Herzinfarkten ist deutlich geringer.

Je nachdem, welche Studie man zugrunde legt, sinkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch einen moderaten Weinkonsum um bis zu 25 Prozent – vorausgesetzt, man führt einen gesunden Lebensstil. Dr. Dr. Jost sagt: „Es ist eindeutig nachgewiesen, dass Personen mit einem mäßigen Rotweinkonsum ein viel niedrigeres Herzinfarkt-Risiko aufweisen als Personen, die gar nicht trinken.“

2. Rotwein ist gesund für den Darm

Forscher:innen des King’s College London haben in einer Studie mit 3.000 Proband:innen die Auswirkungen eines moderaten Alkoholkonsums auf den Darm untersucht. Der Vergleich zwischen Rotwein, Weißwein, Apfelschaum, Bier und Whiskey ergab: Rotwein kann sich positiv auf die Darmflora auswirken, da er die Anzahl an gesunden Darmbakterien erhöht und somit die Vielfalt des Mikrobioms fördert. Bei den anderen untersuchten alkoholischen Getränken zeigte sich dieser Effekt hingegen nicht.

3. Rotwein stärkt das Gedächtnis

Um sich geistig fit zu halten, könnte ein wenig Rotwein möglicherweise mehr bewirken als Gedächtnistraining. Das jedenfalls schreibt der Neurowissenschaftler, Dr. Gordon Shepard, von der amerikanischen Universität Yale in seinem 2017 erschienenen Buch „Neuroenology: How the Brain Creates The Taste of Wine". So soll bei den ersten Schlucken des Weintrinkens, wenn man den Geschmack und den Geruch analysiert, graue Substanz im zentralen Nervensystem aktiviert werden – noch mehr als das bei Rätseln oder Musik hören der Fall sei.

Ist Rotwein gesund bei Blutdruck?

In Tierexperimenten konnte gezeigt werden, dass die in Rotwein vorkommenden Polyphenole die innere Wandschicht von Blutgefäßen stärkt. Daraus schloss man, dass Rotwein den Blutdruck senken könnte. In einer niederländischen Studie von 2001 wurde diese These widerlegt. Darin bekam eine Gruppe von Proband:innen vier Wochen lang Polyphenole aus Rotwein als Trockenextrakte, eine zweite Gruppe erhielt Placebos. Bei der Messung des Blutdrucks konnten keine Unterschiede festgestellt werden.

Eine australische Studie wies darauf hin, dass Rotwein – wie jeder andere Alkohol auch – den 24-Stunden Blutdruck leicht erhöht. Denn Alkohol aktiviert den Sympathikus des vegetativen Nervensystems, den Stressmodus des Körpers. In der Folge werden Hormone ausgeschüttet, die den Blutdruck und die Herzfrequenz erhöhen. Durch regelmäßigen hohen Alkoholkonsum steigt der Blutdruck dauerhaft an.

Wein ist gesund – aber nicht immer

Bei all den vermuteten gesundheitsförderlichen Aspekten sollte man sich immer vor Augen halten, dass ein hoher Weinkonsum alle positiven Effekte umkehrt. Wird die empfohlene Tagesmenge regelmäßig überschritten, steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Zudem hat Rotwein genau wie jedes andere alkoholische Getränk Abhängigkeitspotenzial. Und mit durchschnittlich 85 Kalorien pro 100 Milliliter zählt Wein nicht gerade zu den Schlankmachern. Eines sollten Sie sich daher merken: Rotwein ist gesund, solange Sie nicht über die Stränge schlagen.

Quellen:

Carlyle, Molly [u.a] (2017): Improved memory for information learnt before alcohol use in social drinkers tested in a naturalistic setting, in: nature.com

Could Red Wine Boost Your 'Microbiome’?, in: webmd.com

Resveratrol: Studie findet keinen Hinweis auf gesundheitliche Vorteile des Rotweinbestandteils, in: ärzteblatt.de

Auch Rotwein erhöht den Blutdruck, in: medical-tribune.de