Ist Kefir gesund? Davon hängt es ab!
Kefir ist aus den deutschen Supermarktregalen gar nicht mehr wegzudenken. Das Sauermilchgetränk ist erfrischend und hat einen Ruf als Superfood. Aber ist Kefir wirklich gesund? Das hängt vor allem von einem entscheidenden Faktor ab.
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Der Begriff Kefir wird von dem türkischen Wort „Keyif“ abgeleitet, was so viel wie „Wohlbefinden“ oder „gute Laune“ bedeutet. Doch ist Kefir gesund? Tatsächlich hat er einige Inhaltsstoffe, die potenziell sehr gesundheitsfördernd sind.

Warum ist Kefir gesund? 3 Gründe
Unter dem Begriff Kefir versteht man im Allgemeinen Milchkefir. Um diesen herzustellen, wird Kuh-, Ziegen- oder Schafmilch für ein bis zwei Tage mit dem sogenannten Kefirpilz (ein Hefepilz, der auch Kefirknolle oder Tibetanischer Pilz genannt wird) versetzt. Im Zuge des Fermentierungsprozesses vergärt der Milchzucker und es entstehen Kohlensäure und ein Alkoholgehalt von bis zu zwei Prozent. Schließlich werden die Kefirpilze wieder entfernt. Aus diesen drei Gründen gilt das Sauermilchgetränk als besonders gesund:
1. Kefir ist gut für den Darm
Vor allem, weil Kefir probiotisch ist, gilt er als gesund. Wie andere probiotische Lebensmittel enthält er vorrangig sogenannte Milchsäurebakterien, die bei der Fermentierung entstehen. Milchsäurebakterien gelten als besonders förderlich für die sogenannte Darmflora – die mikrobielle Besiedlung des Darms, die maßgebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann.
Milchsäurebakterien wirken bei der Verwertung der Nahrung mit, schützen vor Übergewicht und vor bakteriellen Darminfektionen, beispielsweise durch den Erreger E.Coli. Kefir unterstützt darum die Verdauung und kann Magen-Darm-Beschwerden vorbeugen oder sie sogar lindern. So kann Kefir bei Durchfall eingesetzt werden, wenn dieser beispielsweise durch das Reizdarmsyndrom verursacht wird, das in vielen Fällen auf eine unausgeglichen besiedelte Darmflora zurückzuführen ist.
Eine intakte Darmflora unterstützt zudem das Immunsystem bei seiner Arbeit. Erste Forschungen mit Mäusen deuten sogar darauf hin, dass die im Kefir enthaltenen Mikroorganismen dazu beitragen können, Allergien vorzubeugen.
2. Kefir ist reich an Vitaminen und Nährstoffen
Neben den Vitaminen B2, B12, D und K2 steckt in Kefir reichlich Magnesium, Calcium, Phosphor und Folsäure. Dieser Nährstoff-Cocktail ist ein Booster sowohl für das Immunsystem als auch für die Knochengesundheit.
3. Kefir wirkt gegen Bluthochdruck
Kefir kann dabei helfen, den Blutdruck zu senken – das ergab eine 2018 mit Ratten durchgeführte Studie. Brasilianische und US-amerikanische Forscher:innen stellten zwei Gruppen an Bluthochdruck leidender Ratten einander gegenüber: Eine wurde neun Wochen lang mit Kefir gefüttert, die andere bekam keinen Kefir. Es zeigte sich: In der Kefirgruppe gingen die Blutdruckwerte deutlich zurück; bei Ratten, die das Sauermilchgetränk nicht bekamen, nicht.
Auch die Darmflora der mit Kefir gefütterten Tiere zeigte eine bessere Zusammensetzung. Zudem hatte sich bei ihnen ein Enzym im Gehirn verändert, das an der Regulation des Nervensystems beteiligt ist. Aus Sicht der Studienautor:innen deutet dies darauf hin, dass eine „Kooperation“ von Gehirn und Darm die verbesserten Blutdruckwerte bewirkte. Ob diese Ergebnisse auf Menschen übertragbar sind, kann die Studie allerdings nicht beantworten.
Ein weiterer Vorteil des Milchgetränks: Kefir wird auch von den meisten lactoseintoleranten Menschen vertragen. Denn im Zuge der Fermentierung wird die Lactose (Milchzucker) zu Milchsäure abgebaut.
Was ist gesünder: Kefir oder Buttermilch?
Ein direkter „Konkurrent“ von Kefir ist die Buttermilch. Doch Buttermilch oder Kefir, was ist gesünder? Bei dieser Frage fällt die Antwort nicht ganz eindeutig aus: Denn beide Lebensmittel stecken voller wertvoller Nährstoffe und sind gut für die Darmflora.
Allerdings hat die Buttermilch im direkten Vergleich die Nase doch etwas vorn – sie hat geringfügig weniger Kalorien (36 kcal auf 100g vs. 50 kcal auf 100g bei Kefir), einen höheren Folsäureanteil (9μg auf 100g vs. 5μg auf 100g bei Kefir) und einen niedrigeren Cholesterinanteil (3mg auf 100g vs. 6mg auf 100g bei Kefir). Kefir liefert dafür mehr Vitamin A (22μg auf 100g vs. 9μg auf 100g bei Buttermilch) – in der Summe kann man die Buttermilch wohl aber als gesünder bezeichnen.
Wieviel Kefir am Tag ist gesund?
Die Weisheit „viel hilft viel“ gilt bei Kefir nicht unbedingt. Da das Sauermilchgetränk bei übermäßigem Konsum Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Durchfall verursachen kann und eine Überbesiedlung des Darms mit den vom Kefir produzierten Milchsäurebakterien sogar schädlich sein kann, sollte man es mit dem Verzehr nicht übertreiben: Expert:innen empfehlen, nicht mehr als ein Glas Kefir pro Tag zu trinken.
Wann ist Kefir ungesund?
In einigen Fällen wird sogar ganz vom Kefirkonsum abgeraten, aus folgenden Gründen:
Kefir kann die Wirkstoffaufnahme beeinträchtigen: Kalziumhaltige Lebensmittel wie Kefir können bei einigen Arzneimitteln (beispielsweise bestimmte Antibiotika) die Aufnahme der Wirkstoffe in den Körper beeinträchtigen. Wer solche Medikamente einnimmt, sollte bei dem Genuss von Kefir zumindest auf einen ausreichenden zeitlichen Abstand zur Einnahme achten.
Kefir enthält Alkohol: Während des Fermentierungsprozesses bei der traditionellen Kefir-Herstellung entsteht eine geringe Menge Alkohol – er kann einen Gehalt zwischen 0,5 und 2 Volumenprozent erreichen. Für Kinder, Schwangere oder trockene Alkoholiker:innen ist das Getränk daher eigentlich nicht geeignet.
Wie gesund ist Kefir aus dem Supermarkt?
Kefir aus dem Supermarkt hat Vor- aber auch Nachteile. So handelt es sich dabei in der Regel um „Kefir mild“. Dieses Produkt wird mit definierten Starterkulturen hergestellt, die kaum Hefepilze enthalten. So entsteht kaum Alkohol; daher können ihn auch Kinder, Schwangere unter trockene Alkoholiker:innen bedenkenlos trinken.
Allerdings enthält das Supermarktprodukt häufig auch keine lebenden Bakterienkulturen mehr. Seine probiotischen Eigenschaften gehen dem Sauermilchgetränk dann verloren. Und das ist ein entscheidender Nachteil für seine Leistung als „Superfood“ – die Darmgesundheit profitiert dann nicht mehr von dem Getränk. Auch der Nährstoffgehalt kann etwas herabgesetzt sein.
Wer von dem vollen Nährstoffumfang des traditionellen Kefirs profitieren möchte, kann folgendes vom Bundeszentrum für Ernährung bereitgestellte Rezept für Milchkefir selbst zuhause ausprobieren:
Zutaten:
8-15 g Kefirknollen
500 ml Kuhmilch (zimmerwarm)
Zubereitung:
Kefirknollen und Milch zusammen in ein Gärgefäß geben, dieses verschließen und ein bis zwei Tage stehen lassen. Der Standort sollte Raumtemperatur haben und lichtgeschützt sein.
Nach der Wartezeit den Kefir durch ein Plastiksieb abgießen.
Ist Kefir gesund? Das kommt darauf an
Die Antwort auf die Frage „ist Kefir gesund?“ hängt also vor allem davon ab, ob in dem Produkt noch lebende Milchsäurebakterien enthalten sind – wer hin und wieder einen Kefir aus dem Supermarkt trinkt, profitiert gesundheitlich sicherlich weniger davon als Menschen, die regelmäßig traditionell hergestellte Kefir zu sich nehmen.
Quellen: Brasil, Girlandia Alexandre, et al. (2018): The benefits of soluble non-bacterial fraction of kefir on blood pressure and cardiac hypertrophy in hypertensive rats are mediated by an increase in baroreflex sensitivity and decrease in angiotensin-converting enzyme activity, in: Nutrition.
Kefir, in: milchindustrie.de
Probiotische Getränke, in: bzfe.de