Ist Kaffee gut fürs Herz? Ja, aber nicht für jeden!
Für die meisten Menschen gehört Kaffee zum Alltag einfach dazu – gerade aus dem Grund macht man sich nur selten Gedanken über mögliche negative Effekte des beliebten Getränks auf die Gesundheit. Ist Kaffee gut für das Herz? Wie ist der Zusammenhang zwischen Kaffee, Herzrasen und Herzrhythmusstörungen? Die Wissenschaft gibt eindeutige Antworten.
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Der überwiegende Teil der Bevölkerung trinkt täglich Kaffee – nicht nur eine, sondern gleich mehrere Tassen. Neben dem Geschmack schätzen viele vor allem die leicht aufputschende Wirkung von Kaffee. Kaum hat man ein paar Schlucke genommen, verfliegt die Müdigkeit und die Konzentration steigt. All die positiven Effekte überschatten aber eine wichtige Frage, über die man sich im Alltag keine Gedanken macht: Ist Kaffee gut für das Herz?

Statistisch gesehen, trinkt jeder Erwachsener in Deutschland 168 Liter Kaffee pro Jahr. Auf das ganze Leben berechnet sich das insgesamt 77.000 Tassen Kaffee.
Wie wirkt sich Kaffee auf das Herz aus?
In Kaffee stecken unzählige Inhaltstoffe – alleine 850 Aromastoffe und rund 80 Säuren konnten darin bisher gefunden werden. Hinzu kommen Kohlenhydrate, Proteine, Kaffeeöle und Mineralstoffe. Wenn es um die Wirkung von Kaffee auf das Herz geht, steht vor allem ein Inhaltsstoff im Fokus – Koffein. Die stimulierende Substanz beeinflusst das vegetative Nervensystem, wozu auch das Herzkreislaufsystem gehört. Etwa 20 bis 45 Minuten nachdem man Kaffee getrunken und der Dünndarm die Wirkstoffe des Kaffees aufgenommen hat, verändert sich das körperliche und psychische Befinden – unter anderem auch der Herzschlag und der Blutdruck.
Kaffee kann Herzrasen verursachen
Man wird durch das Koffein nicht nur wacher, konzentrierter und aufmerksamer. Der Körper reagiert auf eine Weise, die einer klassischen Stressreaktion gleicht: Das Herz schlägt schneller, Puls und Blutdruck steigen an. Die körperlichen Symptome sind auf die Stresshormone Cortisol und Adrenalin zurückzuführen, die aufgrund des Koffeins im Körper verstärkt ausgeschüttet werden.
Bei Menschen, die selten Kaffee trinken, kann die Wirkung des Koffeins stärker ausfallen – weil der Körper noch keine Toleranz entwickelt hat. Die erhöhte Herzfrequenz kann als unangenehmes Herzrasen wahrgenommen werden, das mehrere Stunden anhalten kann. Gefährlich oder bedenklich ist es aber nicht, wenn das Herz nach dem Genuss einer Tasse Kaffee schneller schlägt. Sobald das Koffein im Körper abgebaut wurde, normalisiert sich das vegetative Nervensystem und damit auch der Herzschlag.
Kann Kaffee Herzrhythmusstörungen auslösen?
Neben einem schnelleren Herzschlag kann Kaffee auch zu Herzstolpern führen – und das nicht nur bei Menschen, deren Körper nicht an Koffein gewöhnt ist.
Als Herzstolpern (Extrasystolen) werden zusätzliche Schläge des Herzens bezeichnet. Normalerweise gibt der sogenannte Sinusknoten, der im rechten Vorhof des Herzens liegt, den elektrischen Impuls für den Herzschlag ab. Bei einer Extrasystole entsteht in einem anderen Bereich des Herzens ein zusätzlicher elektrischer Impuls, meist von einer Herzkammer oder vom linken Vorhof.
Eine 2021 veröffentlichte Studie der Universität von Kalifornien mit rund 100 Proband:innen kam zu dem Ergebnis, dass Kaffee-Trinker mehr ventrikuläre Extrasystolen haben – also Extraschläge, die von einer der beiden Herzkammern ausgehen. Jedoch ist Herzstolpern, das durch Kaffee verursacht wird, weder ein Zeichen noch ein Risikofaktor für Herzrhythmusstörungen. Gesunde Menschen können bis zu 500 Extrasystolen am Tag haben, ohne dass sie einen Krankheitswert haben.
Und auch für Menschen, die an einer Herzrhythmusstörung leiden, stellt Kaffee keine gesundheitliche Gefahr dar. Darauf weist zumindest eine Meta-Studie von 2021, die drei große Stunden ausgewertet hat. Es konnte keine negative Auswirkung des Kaffeekonsums auf eine bereits bestehende Herzrhythmusstörung festgestellt werden. Nicht nur das: Kaffee könnte sogar das Risiko einer Herzinsuffizienz, eine häufige Folge von Herzrhythmusstörungen, senken.
Wird das Herz durch Kaffee gestärkt?
Eine andere Studie der Universität Kalifornien mit 386.000 Versuchspersonen kam sogar zu dem Schluss, dass jede zusätzliche Tasse Kaffee pro Tag das Risiko für Herzrhythmusstörungen um rund drei Prozent senkt.
Auch die im Jahr 2022 veröffentlichte Studie des Heart and Diabetes Research Institute in Melbourne gibt Hinweise auf eine schützende Wirkung von Kaffee auf das Herz: Die Forscher:innen zogen Daten aus der britischen Biobank heran. Darin sind Informationen über den Gesundheitszustand und Lebensgewohnheiten (darunter auch des Kaffeekonsums) von über 500.000 Menschen zwischen 40 und 69 Jahren festgehalten.
Von besonderem Interesse war die Frage, wer in einem Zeitraum von zwölf Jahren Herzkreislauferkrankungen entwickelte – ob es sich dabei um Kaffee- oder Nicht-Kaffee-Trinker handelte. Die Analyse ergab, dass Menschen, die zwei bis drei Tassen Kaffee täglich tranken, das geringste Risiko hatten, Herzrhythmusstörungen zu entwickeln.
Bluthochdruck durch Kaffee – schlecht für das Herz?
Aber ist Kaffee tatsächlich rundum gut für das Herz? Man weiß, dass nach dem Verzehr von Kaffee der Blutdruck um 10 bis 20 mmGh ansteigt. Vor allem bei unregelmäßigem Kaffeekonsum kann es dazu kommen. Bluthochdruck kann auf Dauer die Blutgefäße schädigen und eine Arterienverkalkung zur Folge haben, wodurch sich unter anderem das Risiko für einen Herzinfarkt und eine Herzschwäche erhöht.
Allerdings bleibt der Blutdruck nur für etwa 20 bis 30 Minuten erhöht, bis er sich wieder auf sein Anfangsniveau eingependelt hat. Bei Menschen, die täglich Kaffee trinken, zeigen sich vor und nach dem Verzehr nur minimale oder überhaupt keine Unterschiede in den Blutdruckwerten. Deswegen wurde Blutdruck-Patient:innen bisher nicht von regelmäßigem Kaffee-Konsum abgeraten.
Die Ergebnisse einer neuen Studie belegen jedoch, dass es sehr wohl einen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum, Bluthochdruck und Herzerkrankung gibt: Japanische Forscher:innen untersuchten in einem Zeitraum von 19 Jahren 18.570 Menschen zwischen 40 und 79 Jahren. Es traten insgesamt 842 Todesfälle in Verbindung mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf.
Bei der Auswertung der Daten stellte sich heraus, dass Proband:innen, die einen Bluthochdruck von mindestens 160/100 hatten und zwei bis drei Kaffee Tassen täglich tranken, im Vergleich zu Nicht-Kaffee-Trinkern doppelt so häufig an Herzproblemen starben. Nahmen die Versuchspersonen hingegen täglich nur eine Tasse Kaffee pro Tag zu sich, übte der Konsum einen leicht positiven Effekt auf die Herzgesundheit aus. Für Proband:innen mit normalem oder leicht erhöhtem Blutdruck, ergaben sich keine signifikanten Effekte.
Kaffee kann gut für das Herz sein – aber auf die Menge kommt es an
Aus der Studienlage lassen sich einige Schlussfolgerungen ziehen:
Kaffee hat keinen direkten negativen Einfluss auf die Herzgesundheit.
Kaffee kann mitunter das Risiko für Herzerkrankungen senken.
Bei Menschen mit einem Bluthochdruck von über 160/100 kann ein hoher Kaffeekonsum zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.
Wer von den gesundheitlichen Effekten von Kaffee profitieren möchte, sollte sich an die allgemeinen Empfehlungen halten: So raten Experten, maximal 400 Milligramm Koffein täglich einzunehmen. Das entspricht etwa vier Tassen Kaffee. Zudem ist nach Einschätzung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft eine Einzeldosis von 200 Milligramm Koffein unbedenklich – das heißt, dass man bis zu zwei Tassen Kaffee innerhalb kurzer Zeit nacheinander trinken darf. Menschen mit starkem Bluthochdruck sollten hingegen nicht mehr als eine Tasse Kaffee trinken, um ihr Herz zu schützen.
Quellen:
Teramoto, Yazamuki [u.a] (2022): Coffee and Green Tea Consumption and Cardiovascular Disease Mortality Among People With and Without Hypertension, in: ahajournals.org
Stevens, Lauren M. [u.a] (2021): Association Between Coffee Intake and Incident Heart Failure Risk, in: ebd.
Chieng, David [u.a] (2022): The impact of coffee subtypes on incident cardiovascular disease, arrhythmias, and mortality: long-term outcomes from the UK Biobank, in: academic.oup.com