Ist ein Glaukom heilbar? Strom gegen Grünen Star

Forscher haben eine mögliche Glaukom-Therapieform entdeckt
Bislang galt das Glaukom als unheilbar. Forscher aus Magdeburg haben nun eine mögliche Therapieform entdeckt Foto: Alamy

Grüner Star ist die zweithäufigste Erblindungsursache weltweit und galt bislang als unheilbar. Wissenschaftlern der Universität Magdeburg ist es erstmals gelungen, die Sehkraft von Patienten mit grünem Star zu verbessern – selbst dann, wenn der Sehnerv bereits geschädigt war. Ist nun also ein Glaukom heilbar?

In einer aktuellen Studie gelang es Magdeburger Forschern erstmals mithilfe von kleinsten Wechselstrom-Impulsen, die Sehkraft von Glaukom-Patienten zu verbessern. Dafür untersuchten die Wissenschaftler in einer großen randomisierten und multizentrischen klinischen Studie 82 Patienten mit Sehnervschäden infolge eines Glaukoms. Ist nun also ein Glaukom heilbar?

In ihrem Versuch klebten sie den Teilnehmern Elektroden auf die Haut um die Augen. Diese Elektroden wurden täglich etwa 50 Minuten lang mit kleinsten Wechselstrom-Impulsen versetzt. Vorab wurde die Gruppe geteilt. Während die Scheingruppe nur einen Strompuls pro Minute verabreicht bekam, wurden die restlichen Teilnehmer mit Strompulsen von acht bis 25 Hertz versehen.

Sehkraft verbesserte sich nach wenigen Wochen

Zehn Tage nach Therapiebeginn sowie zwei Monate später kontrollierten die Forscher die Sehleistung der Glaukom-Patienten – mit überraschenden Ergebnissen. Die Sehkraft der Patienten, die mit höheren Stromimpulsen behandelt wurden, verbesserte sich um 24 Prozent. Die der Kontrollgruppe nur um 2,5 Prozent. Der defekte Bereich im Gesichtsfeld verbesserte sich sogar um 59 Prozent. Diese Werte blieben auch nach Therapieende stabil. Die Ergebnisse lassen laut Seniorautor Bernhard Sabel von der Universität Magdeburg darauf schließen, dass "die Wechselstrombehandlung ein sicheres und wirksames Mittel zur Wiederherstellung von Sehleistungen nach Schädigung des Sehnervs ist." Laut den Wissenschaftlern weist diese Therapieform keine nennenswerten Nebenwirkungen auf. Nur wenige Patienten klagten über Kopfschmerzen oder leichten, vorübergehenden Schwindel. Doch trotz der positiven Ergebnisse lässt sich nicht sagen, dass ein Glaukom heilbar ist – jedenfalls nicht vollständig.

Glaukom
Ist ein Glaukom heilbar? Bisher noch nicht – aber die Forschung hat eine Methode gefunden, um die Wirkung der Krankheit einzudämmen Foto: Fotolia

Wie verbessert Strom die Sehleistung?

Der Einsatz von Wechselstrom-Impulsen sorgt dafür, dass die sogenannten Ganglien der Netzhaut trainiert werden. Gleichzeitig werden die Hirnbereiche, die für das Sehen zuständig sind, durch den Strom so stimuliert, dass sie ihre Aktivität besser koordinieren. Ein Zusammenspiel dieser beiden Effekte hat zur Folge, dass das Gehirn neuronale Ressourcen wieder aufgreift und effektiv nutzt, die zuvor nicht oder nicht mehr genutzt wurden.

Ist ein Glaukom heilbar?

Bei einem Glaukom kommt es durch einen erhöhten Augeninnendruck zu einer Degeneration des Sehnervs. Ausgelöst wird das Glaukom dadurch, dass der regulierende Abfluss des Augenkammerwassers verstopft ist. Sehstörungen sind die Folge. Unbehandelt führt das Glaukom zu Ausfällen im Gesichtsfeld, zunächst am Rand. Zu diesem Zeitpunkt sind Teile des Sehnervs bereits geschädigt. Zunächst bemerken Betroffene diese Ausfälle jedoch nicht, weil das Gehirn diese Lücken auffüllt (sogenanntes filling-in-Phänomen). Im weiteren Verlauf der Erkrankung können „blinde Flecken“ entstehen, die sich genau im Sehfeld des Betroffenen befinden. Wird ein Glaukom erst spät erkannt, ist der Sehnerv bereits so geschädigt, dass dauerhaft Schäden zurück bleiben. Im schlimmsten Falle erblindet das Auge. Das tückische an einem beginnenden Glaukom ist, dass es oft unbemerkt verläuft, da keine Schmerzen oder andere Symptome auftreten.

Kann man ein Glaukom frühzeitig erkennen?

Um ein Glaukom so früh wie möglich zu erkennen, sollten Sie ab dem 40. Lebensjahr einmal jährlich den Innendruck Ihrer Augen messen lassen. Diese Untersuchung empfiehlt sich vor allem für Diabetiker und Bluthochdruckpatienten. Die Krankenkassen zahlen diesen Check allerdings nicht, er kostet etwa 15 Euro. Um mögliche Schäden an der Netzhaut abzuklären, sollte auch der Augenhintergrund untersucht werden. Stark kurzsichtige Menschen oder Personen, in deren Familie bereits Glaukomfälle bekannt sind, sollten sich schon früher untersuchen lassen.

Wird ein Glaukom frühzeitig erkannt, helfen in 90 Prozent der Fälle Augentropfen. Wenn nicht, kann durch die Implantation eines winzigen Titanröhrchens (Mikrostent) ein künstlicher Abfluss geschaffen werden, über den sich der Druck selbst reguliert.

Woher kommt die Bezeichnung „Grüner Star“?

Der Begriff Grüner Star beschreibt zum einen das häufig zu beobachtende grünliche Schimmern der Regenbogenhaut beim fortgeschrittenen Glaukom, zum anderen den starren Blick, wenn das Auge erblindet ist.