Ist Demenz vererbbar? Das sagt die Wissenschaft!

Menschen, die einen Demenz-Fall im engen Familienkreis haben, stellen sich häufig die Frage, ob Demenz vererbbar ist. Die Wissenschaft kennt die Antwort.

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Demenz ist nicht heilbar und auch deswegen haben viele Angehörige erkrankter Menschen Angst davor, dass Demenz vererbbar sein könnte. Die Wissenschaft hat eine klare Antwort auf die Frage, ob Demenz vererbbar ist: Ja, ist sie. Das ist allerdings nur auf den ersten Blick eine schlechte Nachricht.

Ist Demenz vererbbar? (Symbolbild)
Ob Demenz vererbbar ist, hängt wesentlich von der Form der Demenz ab Foto: iStock/Dr_Microbe

Ist Demenz vererbbar? Das sagt die Forschung

Geht es um Demenz, ist das Alter – nicht die Gene – Risikofaktor Nummer eins: 99 Prozent aller Demenz-Erkrankungen sind auf das Alter zurückzuführen und nur etwa ein Prozent der diagnostizierten Fälle sind eindeutig erblich bedingt. Das bedeutet, dass Demenz vererbbar ist, es aber extrem selten vorkommt.

Demenz ist vererbbar: Familiäre Alzheimer-Erkrankung

Besteht eine bestätigte genetische Komponente, spricht man von einer Familiären Alzheimer-Demenz (FAD). Die Zahlen zur Häufigkeit dieser Alzheimer-Form variieren je nach Quelle, sind aber durchgehend niedrig: Nur zwischen 1 bis 5 Prozent aller Demenz-Erkrankungen sind auf eine FAD zurückzuführen.

Die FAD wird klinisch nicht von anderen Alzheimer-Formen unterschieden. Sie zeichnet sich allerdings dadurch aus, dass die Betroffenen früh erste Demenz-Symptome entwickeln – in der Regel zwischen dem 30. und dem 65. Lebensjahr. Deswegen zählt sie zur Gruppe der Early-Onset Alzheimer's Diseases (EOAD), also der früh einsetzenden Alzheimer-Erkrankungen.

Drei Gene machen Demenz vererbbar

Die FAD wird autosomal-dominant vererbt. Das bedeutet, dass die Kinder eines betroffenen Elternteils mit einer fünfzigprozentigen Wahrscheinlichkeit ebenfalls erkranken. Besteht der Verdacht einer FAD, klärt ein Bluttest, ob eine der drei Genmutationen vorliegt.

Bisher konnten drei Genmutationen identifiziert werden, die eine FAD auslösen:

  • Mutationen im Gen PSEN1 (Presenilin 1) auf Chromosom 14q24.3

  • Mutationen im Gen APP (Amyloid beta (A4) Precursor Protein) auf Chromosom 21q21.2

  • Mutationen im Gen PSEN2 (Presenilin 2) auf Chromosom 1q31-q42

Frontotemporale Demenz: Auch diese Demenz ist vererbbar

Eine weitere Form der Demenz, die als vererbbar gilt, ist die sogenannte Frontotemporale Demenz (FTD). Eine Vererbung ist hierbei allerdings nicht zwingend. Laut Institut für Humangenetik der Universität Bonn sind rund 15 Prozent aller Demenz-Erkrankungen auf eine FTD zurückzuführen. Nur rund 10 bis 15 Prozent davon sind vererbt. Wie die FAD wird die FTD autosomal-dominant weitergegeben. Im Unterschied dazu treten die ersten Symptome aber in der Regel später auf: zwischen dem 50. und dem 60. Lebensjahr.

Demenz: Angehörige haben erhöhtes Risiko

Unabhängig von einer klaren genetischen Vererbung, die bei einem Bruchteil aller Krankheitsfälle vorkommt, gehen Forscher:innen davon aus, dass Angehörige von Demenz-Kranken ein erhöhtes Krankheitsrisiko aufweisen. Bei rund 30 Prozent aller Alzheimer-Erkrankten treten Fälle im Verwandtschaftskreis auf.

Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. besteht für Verwandte ersten Grades eine Wahrscheinlichkeit von fast 20 Prozent, im Laufe ihre Lebens an einer Demenz zu erkranken. Für Verwandte zweiten Grades liegt die Wahrscheinlichkeit bei 10 Prozent und damit doppelt so hoch wie bei Menschen, die keinen Demenz-Fall in der Familie haben (5%). Diese Zahlen treffen allerdings lediglich eine Aussage über ein erhöhtes Erkrankungsrisiko und nicht darüber, wie wahrscheinlich es ist, dass Demenz vererbbar ist.

Quellen:

Alzheimer und Frontotemporale Demenz, in: Universitätsklinikum Bonn

Die Genetik der Alzheimer-Krankheit, in: Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.