Introvertiert: Das bedeutet der Persönlichkeitstyp der Introversion
Introvertiert oder extravertiert? Während die einen so richtig gut aus sich rausgehen können, sind die anderen mit ihrem Innenleben beschäftigt und ziehen sich gerne zurück. Was es mit dem Begriff der Introversion auf sich hat?

Die Begriffe der Introversion und Extraversion wurden erstmals vom Psychiater C.G. Jung aufgegriffen. Jung, der als Vater der analytischen Psychologie gilt, benutzte diese beiden Begriffe in der Persönlichkeitspsychologie. Sie wurden auch von etlichen anderen Forschern immer wieder genutzt. Diese beiden Begriffe sind heute längst etablierte Termini und Faktoren in Persönlichkeitstests. So stützt sich unter anderem ebenso das sogenannte Fünf-Faktoren-Modell (auch "Big Five" genannt) auf den Unterschied zwischen Extraversion und Introversion.
Introversion – was ist das?
Bei der Introversion handelt es sich um eine Persönlichkeitseigenschaft, die im Gegensatz zur Extraversion steht. Während extravertierte Menschen eine nach außen gewandte Haltung haben – also ihre Gefühle, Befindlichkeiten und Meinungen mit Nachdruck nach außen tragen und am liebsten unter Menschen verweilen, geben sich introvertierte Personen in diesen Punkten genau anders: Sie sind eher nach innen gekehrt und halten sich gerne im Hintergrund.
Menschen, die diese Charaktereigenschaft besitzen, richten ihren Fokus in erster Linie auf ihr Innenleben. Sie sind eher passive Beobachter — ihr Lebenszentrum findet sozusagen in ihrem Inneren statt, sie versuchen Gedanken und Ereignisse einzuordnen und zu interpretieren. Sollten Sie selbst introvertiert sein, kennen Sie das. Sie können sehr gut alleine sein und empfinden dies als erfüllend.
Introvertiert ist nicht schüchtern
Während es extravertierte Menschen in der Regel nach draußen zieht und sie gar nicht genug Zeit in sozialen Gruppen verbringen können, ziehen introvertierte Menschen eher ruhige Umgebungen vor. Das heißt aber keinesfalls, dass Letztere weniger interessiert an ihrer Umwelt oder an sozialen Kontakten sind – sie leben dies gewissermaßen nur in einem anderen Umfang aus. Dabei sollte man “introvertiert” nicht mit “schüchtern” verwechseln – oder dem Irrglauben aufsitzen, dass extravertierte Menschen glücklicher und zufriedener seien, weil sie dies vielleicht offensichtlicher zeigen und ihr Herz oft auf der Zunge tragen.
Konflikte und äußere Einflüsse
Introvertierte Menschen neigen dazu, sich bei Reizüberflutung zurückzuziehen. Sie suchen die Stille und den Einklang mit sich selbst – während extravertierte Personen oft gar nicht genug vom regen Treiben bekommen können. Auch in puncto Konfrontation in Konfliktsituationen unterscheiden sich diese beiden Charaktertypen vehement voneinander:
Introvertierte Persönlichkeiten sind naturgemäß eher konfliktscheu und mögen keine offenen Auseinandersetzungen. Dabei stoßen sie sowohl bei ihrer Ausbildung als auch im Berufsleben immer wieder auf Schwierigkeiten. Von Gruppenarbeiten über Präsentationen bis hin zur Arbeit im lauten Großraumbüro stellt der Alltag introvertierte Menschen immer wieder vor Situationen, die für sie schwierig sein können. Gerade in Zeiten, in denen der gehört wird, der am lautesten brüllt, haben es Introvertierte definitiv nicht immer leicht.
Bekannte introvertierte Persönlichkeiten
Charakterliche Eigenschaften, die man mit Introversion verbindet – Ruhe, Nachdenklichkeit, Reflexion, Besonnenheit und dergleichen – sind in Führungspositionen und in den Anforderungen komplexer Jobs oft hoch gefragt. Wenn Sie also selbst introvertiert sind, befinden Sie sich in bester Gesellschaft: Zu den prominenten Menschen, die als introvertiert gelten, gehören unter anderem die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und Ex-US-Präsident Barack Obama.
Introversion ist angeboren
Introversion und Extraversion gelten als angeborene Veranlagungen, die allerdings auch durchaus von äußeren Einflüssen wie Umwelt und Erziehung beeinflusst werden können. Diese Eigenschaften sind ebenfalls nichts, was man einfach abschütteln kann. Wer introviert ist, bleibt das in der Regel sein ganzes Leben lang. Insgesamt soll rund ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland in den Persönlichkeitsbereich der Introversion fallen.