Insektenstichallergie: Im Notfall richtig handeln!
Die Insektenstichallergie gehört zu den potenziell lebensbedrohlichen Allergien. Doch mit der richtigen Behandlung lassen sich schwere Folgen in den allermeisten Fällen abwenden. Diese Warnzeichen und Erste-Hilfe-Maßnahmen sollte jeder kennen!

Bei einer Insektenstichallergie droht im schlimmsten Fall ein anaphylaktischer Schock – schnelles Handeln kann dann lebensrettend sein. Betroffene und ihre Angehörigen sollten darum immer gut über die entsprechenden Notfallmaßnahmen Bescheid wissen. Aber auch, wer bisher noch nie allergisch auf Stiche reagiert hat, kann plötzlich heftige allergische Reaktionen auf Insektenstiche entwickeln. Darum sollte jeder die Warnzeichen kennen und wissen, was im Ernstfall zu tun ist.
Welche Insektenstichallergien gibt es?
Wenn hierzulande von Insektenstichallergien die Rede ist, sind in der Regel die Wespenstich-Allergie oder die Allergie auf Bienenstiche gemeint. Wespenstich-Allergiker:innen reagieren häufig zusätzlich auf die Stiche von Hornissen; bei Bienenstich-Allergiker:innen können auch Hummelstiche (die aber äußerst selten vorkommen) allergische Reaktionen hervorrufen.
Mückenstich-Allergien kommen zwar vor, sind aber äußerst selten und so gut wie nie mit schweren anaphylaktischen Reaktionen verbunden. In der Regel beschränken sich außergewöhnlich starke Symptome nach einem Mückenstich auf die Haut um die Einstichstelle – in diesem Fall sind allergische Reaktionen nur sehr schwer von Entzündungen zu unterscheiden.
Allergische Reaktion auf Insektenstiche nicht nach dem ersten Stich
Die allergische Reaktion auf einen Insektenstich erfolgt niemals bereits nach dem ersten Stich des entsprechenden Insekts. Denn der Körper muss zunächst Antikörper gegen das Insektengift bilden. Erst bei einem weiteren Stich erkennt er das Insektengift dann (fälschlicherweise) als „feindlichen Eindringling“ und bekämpft es mit heftigen Abwehrreaktionen.
So kommt es, dass viele Allergiker:innen die ersten Symptome erst nach zahlreichen Wespen- oder Bienenstichen entwickeln und dass die allergischen Reaktionen mitunter mit jedem Stich heftiger werden.
Wer einmal leichte allergische Symptome beispielsweise nach einem Bienenstich gezeigt hat, sollte sich darum bewusst sein: Damit steigt das Risiko späterer schwerer anaphylaktischer Reaktionen deutlich an.
Dieses langsame Entstehen der Insektenstichallergie hat aber auch einen Vorteil: Bereits nach der ersten allergischen Reaktion kann (und sollte) der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin ein sogenanntes Notfallset verschreiben, das die Betroffenen einsetzen können, falls es tatsächlich einmal zu einer anaphylaktischen Reaktion kommt.
Insektengift-Allergie erkennen: Die Symptome
Insektenstichallergien gehören zu den Allergien vom Soforttyp oder Typ I – das bedeutet, dass die Symptome zeitnah nach dem Insektenstich auftreten, also innerhalb von Sekunden oder Minuten.
Doch auch bei Insektenstich-Allergiker:innen kommt es längst nicht immer zu schweren anaphylaktischen Reaktionen nach einem Stich. Möglich sind verschiedene Schweregerade der Symptome:
Verstärkte lokale Reaktion: Die „normale“ Reaktion auf einen Wespen- oder Bienenstich ist lediglich etwas stärker ausgeprägt – die Schwellung ist größer als zehn Zentimeter und bleibt mehr als 24 Stunden bestehen. Die Reaktion bleibt auf den Bereich um die Einstichstelle begrenzt.
Beginnende anaphylaktische Reaktion: Die allergische Reaktion breitet sich von der Einstichstelle weg aus – typisch sind Rötungen und Quaddelbildung, Juckreiz, Kribbeln im Mundraum, Schwellungen im Gesicht, Krämpfe, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Fließschnupfen, Schwindel und Angst.
Schwere anaphylaktische Reaktion bis zum anaphylaktischen Schock: Zu den oben genannten Symptomen kommen plötzlicher Husten und Heiserkeit, pfeifende Atemgeräusche, Luftnot, Harninkontinenz und Stuhlabgang, Blutdruckabfall und Bewusstlosigkeit bis zum Herz-Kreislauf-Stillstand.
Notfallset bei Insektenstichallergien: Medikamente können Leben retten
Wenn der oder die Gestochene bisher noch nicht allergisch auf Insektenstiche reagiert hat und damit auch kein Allergie-Notfallset bei sich trägt, gilt: Bei Symptomen, die über die Einstichstelle hinausgehen, vorsichtshalber den Notarzt rufen!
Wenn der oder die Betroffene bereits aufgrund einer bekannten Insektenstichallergie ein Notfallset bei sich trägt, sollte dieses im Falle eines Stichs zusätzlich zum Notruf zum Einsatz kommen. Das Notfallset enthält in der Regel Folgendes:
Antihistaminikum zum Einnehmen: Die heftigen körperlichen Reaktionen bei einer Allergie werden durch den Botenstoff Histamin in Gang gesetzt – sogenannte Antihistaminika hemmen die Wirkung dieses Botenstoffs, wodurch die Symptome zurückgehen.
Cortison zum Einnehmen: Cortison „bremst“ die Aktivität des Immunsystems und damit auch die allergischen Reaktionen.
Adrenalin-Autoinjektor: Bei starken anaphylaktischen Reaktionen weiten sich die Blutgefäße und der Blutdruck fällt ab. Adrenalin sorgt dafür, dass sich die Gefäße wieder zusammenziehen. Die Adrenalinspritze im Notfallset, die seitlich in den Oberschenkelmuskel verabreicht wird, wirkt sofort und kann damit den lebensbedrohlichen Blutdruckabfall stoppen. Der Einsatz des sogenannten Adrenalin-Pens sollte im Vorfeld geübt werden – zu diesem Zweck gibt es spezielle Trainingsgeräte.
Gegebenenfalls Asthmaspray: Bei Asthmatiker:innen kann das Spray (zum Beispiel mit dem Wirkstoff Salbutamol) im Fall von Luftnot die Atemwege erweitern und das Atmen erleichtern.
Insektenstichallergie: Behandlung im Notfall
Folgende Schritte sollten bei einer anaphylaktischen Reaktion auf einen Insektenstich durchgeführt werden:
Bei beginnender anaphylaktischer Reaktion:
Notruf absetzen
Antihistaminikum und Cortison einnehmen/verabreichen
Bei schwerer anaphylaktischer Reaktion:
Adrenalinspritze verabreichen
Richtige Lagerung: bei Luftnot hinsetzen, bei Kreislaufproblemen hinlegen, bei Bewusstlosigkeit stabile Seitenlage
Bei Luftnot Asthmaspray verwenden, falls im Notfallset vorhanden
Notruf absetzen
Notfallkontakt verständigen (falls vorhanden)
Antihistaminikum und Cortison einnehmen/verabreichen
Bei Herzstillstand Herzdruckmassage durchführen
Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) stellt einen Anaphylaxie-Notfallplan für Allergikerinnen:innen zum Download zur Verfügung. Von dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin ausgefüllt, enthält er wichtige Informationen zu Allergenen und Medikamenten sowie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, was im Fall eines Stichs zu tun ist.
Allergie auf Insektenstiche ursächlich behandeln
Bei schweren anaphylaktischen Reaktionen auf Insektenstiche raten Mediziner:innen zu einer ursächlichen Therapie – denn diese kann den Betroffenen das Leben gehörig erleichtern. Bei der Hyposensibilisierung oder spezifischen Immuntherapie (SIT) wird dem Körper die Allergie nach und nach „abgewöhnt“. In zunächst sehr geringen und später höheren Dosen wird das Immunsystem mit dem Allergen per Injektion vertraut gemacht und lernt so, künftig nicht mehr so stark auf das Insektengift zu reagieren.
Zunächst werden Patient:innen für diese Behandlung stationär aufgenommen, damit die ersten Spritzen unter Beobachtung erfolgen können. Während in dieser ersten Zeit (Einleitungsphase) die Spritzen noch in sehr kurzen Abständen verabreicht werden, werden die Abstände später immer größer. Schließlich erfolgen die Injektionen nur noch alle vier bis acht Wochen (Erhaltungsphase) – diese Behandlung dauert in der Regel drei bis fünf Jahre an.
Nach Abschluss dieser Zeit können Betroffene deutlich entspannter durchs Leben gehen – denn das Risiko für einen anaphylaktischen Schock ist dann deutlich gesenkt. Wenn noch allergische Reaktionen auftreten, fallen diese in der Regel deutlich schwächer aus als vor der Therapie.
So ist eine Insektenstichallergie gut behandelbar, bis zum Abschluss der Hyposensibilisierung kann es jedoch lebensrettend sein, dass Betroffene sowie ihre Angehörigen gut über das richtige Vorgehen im Notfall informiert sind.
Quellen:
Allergischer Schock - Anaphylaxie, in: daab.de
Hyposensibilisierung hilft Insektengiftallergikern, in: thieme.de
Insektengiftallergie, in: daab.de