Innere Kündigung: Anzeichen, Gründe und welche Gegenmaßnahmen jetzt wichtig sind!
Laut Umfragen kündigen immer mehr Menschen in Deutschland innerlich. Die fehlende Motivation stellt nicht nur Unternehmen vor große Probleme – die innere Kündigung gefährdet auch die Gesundheit der Betroffenen, wenn sie nicht aktiv werden und Gegenmaßnahmen treffen.
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- Innere Kündigung: Was ist damit gemeint?
- So viele Menschen haben innerlich gekündigt – laut Studie
- 12 Gründe, warum Arbeitnehmer innerlich kündigen
- Innere Kündigung: Anzeichen, die Sie nicht ignorieren sollten
- Warum innere Kündigung zu Burnout führen kann
- Innere Kündigung: 5 Gegenmaßnahmen, die Sie jetzt treffen sollten
Wer im Job unzufrieden ist, versucht anfangs noch, die belastenden Faktoren auf der Arbeit zu verändern. Wenn man allerdings über einen längeren Zeitraum gegen Windmühlen kämpft und die Unzufriedenheit ihren Gipfel erreicht hat, nabeln sich Arbeitnehmer:innen nach und nach ab – sie kündigen innerlich. Doch nicht jedem ist bewusst, dass er oder sie innerlich gekündigt hat. Woran Sie eine innere Kündigung erkennen und warum es wichtig ist, aus der Resignation herauszukommen.

Innere Kündigung: Was ist damit gemeint?
Das Berufsleben füllt einen beträchtlichen Teil unseres Lebens aus: Wer Vollzeit beschäftigt ist, arbeitet in der Regel 35 bis 40 Stunden pro Woche. Im Laufe der Lebenszeit, die wir in unsere Arbeit investieren, sind es vor allem die zwischenmenschlichen Kontakte, die uns die Arbeit versüßen – oder madig machen. Wer ständig frustriert ist, geht äußerst ungern zur Arbeit, ist demotiviert und weniger bereit, mehr zu leisten.
Die Folge der permanenten Frustration ist die innere Kündigung, die schleichend bzw. über einen längeren Zeitraum vonstattengeht. Betroffene haben zwar (noch) nicht formell gekündigt, emotional jedoch schon mit dem Job abgeschlossen. Im Englischen wird dieses Phänomen als „Quiet Quitting“ beschrieben – der stille Abschied vom Job. Damit ist eine Arbeitshaltung gemeint, bei der nicht mehr der Job an erster Stelle steht.
So viele Menschen haben innerlich gekündigt – laut Studie
Die Zahl der Menschen, die nur noch „Dienst nach Vorschrift“ arbeiten, war 2022 erschreckend hoch: 69 Prozent arbeiteten nur noch so viel, wie gerade nötig war, um ihrer Pflicht nachzukommen. Zu diesem Ergebnis kommt die Langzeitstudie „Gallup Engagement Index“, die bereits seit 2001 die Arbeitsmotivation der Deutschen erfasst.
Unter den 1.500 Befragten in 2022 wollten nur knapp über die Hälfte weiterhin beim Arbeitgeber bleiben – die andere Hälfte war bereit, möglichst zügig den Job zu wechseln. Zum Vergleich: In 2019 zeigten nur 25 Prozent diese Wechselbereitschaft.
In Anbetracht dieser ernüchternden Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass durch die zunehmende Unzufriedenheit im aktuellen Job die Anzahl derer steigt, die bereits innerlich gekündigt haben. Laut Gallup-Institut waren dies 18 Prozent in 2022; vier Prozent mehr als im Jahr davor.
Doch welche Gründe stecken dahinter? Warum sind viele Arbeitnehmer:innen unzufrieden und haben – bewusst oder unbewusst – die innere Kündigung gedanklich schon ausgesprochen?
12 Gründe, warum Arbeitnehmer innerlich kündigen
Oftmals ist es fehlende Wertschätzung, die zu einer inneren Kündigung führt. Denn wer über einen längeren Zeitraum für seine Arbeitsleistung nie gelobt oder gar ignoriert wird oder sich ständig einem Kontrollwahn ausgesetzt sieht, fühlt sich nicht gesehen und ernstgenommen und verliert nach und nach seine Freude am Job.
Dieses Bild zeigte sich auch in der Gallup-Studie: Im Zuge der Corona-Jahre fühlten sich immer weniger Menschen von ihrer Führungskraft gesehen. Etwa drei Viertel der Befragten gaben an, mit ihrem bzw. ihrer Vorgesetzten unzufrieden zu sein. Die Vermutung des Gallup-Instituts ist, dass Führungskräfte aufgrund der Corona-Pandemie mehr mit Krisenmanagement beschäftigt waren und sich deshalb weniger um die Mitarbeiterbelange kümmern konnten.
Auch andere psychische Belastungen am Arbeitsplatz können zum Quiet Quitting führen.
Die Gründe für innere Kündigung im Überblick:
Fehlende Wertschätzung: kein Lob, Nichtbeachtung, Kontrolle statt Vertrauen
Ein narzisstischer Chef, der sich nicht für die Bedürfnisse seiner Mitarbeitenden interessiert
Choleriker als Chef
Kaum Entwicklungs- und Aufstiegschancen – sowohl fachlich als auch finanziell
Keine Möglichkeiten der Mitgestaltung
Mobbing am Arbeitsplatz – durch Führungskräfte oder im Kollegenkreis
Ungerechtigkeit und Diskriminierung am Arbeitsplatz
Zu hoher Leistungsdruck – oder permanente Unterforderung
Negatives Arbeitsklima, zum Beispiel aufgrund von Kündigungswellen
Intransparente Kommunikation und Verantwortlichkeiten
Unterschiedliche Wertvorstellungen – die Unternehmenswerte und die des Beschäftigten stimmen nicht überein
Fehlende Sinnhaftigkeit der Arbeit
Der emotionale Zustand der inneren Kündigung tritt nicht von heute auf morgen auf. In der Regel gibt es vier Phasen, die Betroffene durchlaufen:
Frust im Job wächst durch z.B. fehlende Wertschätzung, keine Beförderung oder Leistungsdruck
Leistungsbereitschaft sinkt auf ein Minimum
Resignation stellt sich ein – Merkmale sind Verbitterung und Rückzug
Motivation ist auf einem Tiefpunkt – Merkmale sind viele Fehlzeiten und passiv-aggressives Verhalten
Innere Kündigung: Anzeichen, die Sie nicht ignorieren sollten
In vielen Fällen läuft der Prozess der innerlichen Kündigung unbemerkt ab. Betroffene spüren zwar, dass sie unzufrieden sind, setzen sich damit aber nicht weiter auseinander und machen irgendwann nur noch „Dienst nach Vorschrift“.
An diesen Anzeichen erkennen Sie, dass der stille Abschied vom Job in vollem Gange ist:
Sie lassen sich immer öfters krankschreiben wegen Stress.
Sie machen länger Pausen als früher und achten genau auf die Einhaltung der Arbeitszeit – Überstunden verweigern Sie.
Sie haben keine Lust und Motivation mehr, ihre Aufgaben zu erledigen.
Sie schieben Aufgaben vor sich her (Prokrastination).
Die Aufgaben und das Arbeitsumfeld sind Ihnen gleichgültig – Sie üben nicht mal mehr Kritik.
Sie langweiligen sich (zu) oft, weil der Job keine Herausforderungen mehr bietet.
Sie sind überarbeitet und permanent gestresst.
Sie haben kein Interesse mehr daran, etwas mit Kolleg:innen zu unternehmen oder sich privat zu unterhalten.
Sie fühlen sich ständig ungerecht behandelt.
Sie zeigen keine Eigeninitiative.
Sie leiden unter Kopfschmerzen, chronischen Rückenschmerzen und Schwindel.
Sie haben Ein- oder Durchschlafprobleme.
Sie leiden unter innerer Unruhe und Rastlosigkeit.
Sie verhalten sich zunehmend passiv-aggressiv.
Wenn diese Merkmale auf Sie zutreffen, sollten Sie ins Handeln kommen – denn eine innere Kündigung ohne Konsequenzen kann auf längere Sicht krank machen.
Warum innere Kündigung zu Burnout führen kann
Wer innerlich schon gekündigt hat und trotzdem im Unternehmen bleibt, sollte sich bewusst sein, dass dieser Zustand mit einer hohen psychischen Belastung einhergeht. Auch wenn Betroffene sich gleichgültig geben mögen – der innere Stress aufgrund der belastenden Situation im Unternehmen kann in der Konsequenz krank machen. Mögliche Folgen sind zum Beispiel psychosomatische Störungen wie funktionelle Magen-Darm-Beschwerden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen, Boreout und insbesondere Burnout.
Burnout ist ein ernstzunehmendes psychisches Krankheitsbild, das vor allem Arbeitsstress als Ursache hat. Aber auch vergebliche Mühe, im Unternehmen fachlich und finanziell voranzukommen, Mobbing am Arbeitsplatz oder auch krankhafter Perfektionismus sind Faktoren, die einen Burnout begünstigen. Vor allem zwei Gefühle liegen dem Burnout-Syndrom – und der innerlichen Kündigung – zugrunde: Ohnmacht und Kontrollverlust.
Deshalb ist es umso wichtiger, die eigene Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen und aktiv etwas zu verändern, damit Sie aus der Resignation herauskommen und sich ein Berufsumfeld schaffen, das Ihnen mental guttut.
Eine innerliche Kündigung kann nicht nur zu einem Burnout führen – auch der umgekehrte Fall ist möglich. Die Resignation und Gleichgültigkeit kann auch Ausdruck einer bereits vorhandenen Depression oder eines Burnouts sein.
Innere Kündigung: 5 Gegenmaßnahmen, die Sie jetzt treffen sollten
Wenn man sich bewusst ist, dass man eigentlich schon innerlich gekündigt hat, ist der erste Impuls natürlich, am liebsten sofort die formelle Kündigung einzureichen. Allerdings muss das nicht der erste Schritt sein. Zunächst ist es wichtig zu verstehen, warum Sie frustriert sind und welche Wunschvorstellung Sie an Ihren Job haben – erst dann können Sie Ihr Arbeitsumfeld gestalten, damit es zu Ihren Bedürfnissen passt.
Das sind die Schritte raus aus der inneren Kündigung:
Reflektieren Sie sich selbst: Welche Punkte stören Sie an Ihrem Job? Ist es das Verhalten Ihrer Führungskraft? Sind es stupide oder zu viele Aufgaben? Ist es generell das negative Betriebsklima, das Ihre Gemütslage negativ beeinflusst? Können Sie die Gefühle benennen, die Sie belasten? Eine Ursachenforschung ist wichtig, um konkrete Lösungsschritte für sich zu entwickeln.
Gespräch mit Führungskraft suchen: Wenn Sie noch nicht versucht haben, Ihr jetziges Arbeitsverhältnis anders zu gestalten, ist jetzt der beste Zeitpunkt dafür. Sprechen Sie Ihre Unzufriedenheit an, am besten mit konkreten Beispielen. Suchen Sie gemeinsam nach Lösungen, um das Arbeitsverhältnis wieder zu verbessern.
Intern wechseln: Falls Sie das Unternehmen zwar schätzen, nur Ihre Teamkolleg:innen Ihnen den Alltag schwer machen, lohnt es sich, nach internen Lösungen zu suchen. Vielleicht passen Sie besser in ein anderes Team? Oder Sie würden gerne Ihr Aufgabenfeld verändern? Dann ist es ratsam, den Wunsch nach Veränderung mit der Führungskraft zu besprechen und nach Fortbildungen zu fragen – falls es solche Möglichkeiten im Unternehmen gibt.
Auf Work-Life-Balance achten: Um dem inneren Stress und der Frustration etwas entgegenzusetzen, sollten Sie jetzt mehr als sonst darauf achten, dass Ihr Privatleben Ihnen Entspannung, Freude und Abwechslung bietet, damit Sie zum Job einen gesunden Gegenpol haben. Das können eine neue Sportart, mehr Unternehmungen mit den Kindern oder der Ausgleich durch regelmäßige Entspannungsübungen gegen Stress sein.
Kündigung und Jobwechsel: Führen die Gespräche in Ihrem Unternehmen zu keiner zufriedenstellenden Lösung, sollten Sie sich aktiv nach einem neuen Job umsehen und sich bewerben. Wichtig ist, dass Sie vorher genau wissen, was Ihnen beim nächsten Arbeitgeber wichtig ist, damit es nicht erneut zum Jobfrust kommt – auch wenn es dafür natürlich keine Garantie gibt.
Die Aufgabe des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) ist es unter anderem, die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz zu reduzieren. Eine Möglichkeit, sich bei ständigem Jobfrust Hilfe zu holen, könnte deshalb das BGM in Ihrem Unternehmen sein – fragen Sie intern nach, wer dafür zuständig ist, und vereinbaren Sie einen Termin.
Falls Sie bereits Warnzeichen eines stillen Burnouts bei sich bemerken sollten, zögern Sie nicht, das Gespräch mit Ihrem Hausarzt bzw. Ihrer Hausärztin zu suchen. Burnout ist ein Krankheitsbild, bei dem der Grundsatz gilt: Je früher Sie gegensteuern, desto besser sind die Heilungsaussichten. Daher zögern Sie nicht, sich eine Burnout-Krankschreibung ausstellen zu lassen und gemeinsam mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin darüber zu sprechen, welche Schritte jetzt notwendig sind.
Zur Behandlung eines Burnouts kann bereits eine Kurzzeittherapie für Besserung sorgen. Wenn das nicht hilft, ist auch eine längere Therapie (zum Beispiel Verhaltenstherapie) denkbar, zusammen mit einer medikamentösen Behandlung.
Die innerliche Kündigung in die Tat umsetzen ohne eine neue Jobperspektive ist natürlich auch eine Möglichkeit, die Sie aber genauestens für sich abwägen sollten. Denn eine Kündigung bedeutet nicht nur finanzielle Einbußen. Viele Arbeitslose haben mit psychosozialen Folgen zu kämpfen und weisen ein erhöhtes Depressionsrisiko auf – wenn Sie sich dessen bewusst sind und die „freie“ Zeit ohne Job aktiv gestalten und sinnvoll ausfüllen, kann dieser radikale Schritt helfen, um die psychische Belastung durch die innere Kündigung allmählich zu reduzieren.
Quellen:
Bericht zum Engagement Index Deutschland 2022, in: Gallup Organization
Innere Kündigung, in: RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V.
Innere Kündigung ist ein Riesenproblem, in: Springer Professional