Impfung gegen bösartige Hirntumore entwickelt

Eine neu entwickelte Impfung gegen Hirntumore bietet Hoffnung für Krebserkrankte. Deutsche Wissenschaftler haben jetzt die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die die Wirkung einer solchen Impfung belegt.

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Impfungen gegen Tumore können den Organismus im Kampf gegen Krebs wirkungsvoll unterstützen. Gerade Mutationen im Erbgut der Tumore führen oft zu krebstypisch veränderten Proteinen. Mediziner und Krebsforscher aus Heidelberg und Mannheim haben sich dieses Wissen zunutze gemacht und eine Impfung gegen spezielle Hirntumore, sogenannte Gliome, in einer klinischen Studie geprüft.

Was sind diffuse Gliome?

Bei den diffusen Gliomen handelt es sich um meist unheilbare Hirntumore, deren Zellen sich sehr rasch teilen. Das Tückische an dieser Art des Hirntumors ist, dass er schnell, aggressiv und unkontrolliert (diffus) in gesundes Gehirngewebe hineinwächst. Da das Gehirn durch den knöchernen Schädel eine natürliche Begrenzung hat, führen Tumoren im Gehirn zu ernsthaften Beschwerden, wie etwa Lähmungserscheinungen, Koordinations- oder Sprachstörungen. Chemo- oder Strahlentherapie sind bei dieser Art von Krebserkrankungen oft nur begrenzt wirksam.

Impfung setzt an Proteinstruktur des Hirntumors an

Die diffusen Gliome haben in über 70 Prozent der Fälle die Gemeinsamkeit, dass sie über eine identische Mutation in ihrem Erbgut haben. Es handelt sich dabei um einen bestimmten Eiweißbaustein. Dieser führt dazu, dass das Immunsystem der betroffenen Patienten diese fremde Proteinstruktur (sogenannte Neoepitope) als fremd erkennt. Dies ist die Chance für eine Behandlung in Form einer Impfung.

„Unsere Idee war, die Immunabwehr der Patienten zu unterstützen und mit einer Impfung gezielt auf das tumorspezifische Neoepitop aufmerksam zu machen“, erklärt Studienleiter Michael Platten und Abteilungsleiter im Deutschen Krebsforschungszentrum in einer Veröffentlichung. Die Mutation der Proteine sei besonders geeignet, da sie hochspezifisch in den Gliomen auftrete und in gesunden Geweben nicht vorkomme.

Der Neurologe Platten ergänzt: „Das heißt, mit einer Impfung gegen das mutierte Protein packen wir das Problem an der Wurzel.“

Studie: Impfung gegen Hirntumor verlängert Überlebensrate

Bereits vor einigen Jahren hatte das Team um Platten die spezifische Mutation des Proteins nachgebaut und einen Impfstoff bei Mäusen getestet. Das Wachstum dieser mutierten Krebszellen ließ sich aufhalten, weshalb Platten bereits 2019 mit dem Deutschen Krebspreis ausgezeichnet wurde.

Ermutigt von diesen Ergebnissen entschieden sich die Ärzte um Platten, den mutationsspezifischen Impfstoff in einer Studie bei 30 Patienten zu prüfen, die neu an diesem spezifischen Gliom erkrankt waren. Dabei bewirkte der Impfstoff in dieser ersten Studienphase bei 93 Prozent der Patienten die erwartete Reaktion. 84 Prozent der Geimpften lebten noch drei Jahre nach der Impfung. Bei 63 Prozent wuchs der Tumor nicht weiter.

Impfung gegen bösartigen Hirntumor: Weitere Studien laufen

Die Forscher rund um Michael Platten haben das Impfkonzept in einer weiteren Phase-1-Studie fortgeführt. In dieser kombinierten die Ärzte den Impfstoff mit einer Immuntherapie, einem sogenannten Checkpoint-Inhibitor. Diese sollen als Immun-Booster wirken und erreichen, dass sich die Immunzellen noch deutlicher gegen die Gliome wehren.

Zudem bereiten die Mediziner eine Studie der Phase 2 vor, mit der sie erstmals prüfen könnten, ob der spezifische Impfstoff zu besseren Behandlungserfolgen als die Standardtherapie führt.

Denn bisher sind solche Hirntumore nur begrenzt aufhaltbar. Jedes Jahr wird bei ungefähr 5.000 Menschen ein solches Gliom diagnostiziert, davon sind etwa 1.200 diffuse Gliome mit der Mutation. Für diese Menschen bietet die Impfung eine berechtigte Hoffnung im Kampf gegen den Hirntumor.

Quellen:

Impfung gegen mutiertes Protein erstmals bei Hirntumor-Patienten geprüft, in: klinikum.uni-heidelberg.de

Früherkennung von Hirntumoren, in: krebsgesellschaft.de