Stöcker-Impfstoff aus Lübeck: Zulassung außerhalb Europas?
In Deutschland läuft ein Verfahren gegen Winfried Stöcker, weil er seinen eigenen, nicht zugelassenen Impfstoff verabreichte - und angeblich sogar weiter vertrieb. Nun plant der 74-Jährige eine Zulassung seines Vakzins außerhalb von Europa. Die Hintergründe.
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- Corona-Impfstoff aus Lübeck: Winfried Stöcker sucht Abnehmer außerhalb Europas
- Corona-Impfstoff ohne Zulassung: Stöcker-Vakzin an weitere Patienten verimpft
- Liste mit Interessenten an Stöcker-Corona-Impfstoff lang
- Corona-Impfstoff aus Lübeck: Keine große Vorproduktion möglich
- Eigens hergestellter Corona-Impfstoff zeigt Wirkung
- Klage gegen Labormediziner – weil er eigenen Impfstoff herstellte
- Stöcker-Impfstoff: Keine Daten zu Nebenwirkungen
Der Mediziner Winfried Stöcker hat hierzulande Schlagzeilen gemacht. Der Grund: Sein selbst entwickelter Corona-Impfstoff, den er ohne Zulassung an Mitarbeiter, seine Familie und weitere Interessenten verabreichte. Aktuell wird immer noch gegen den Mediziner ermittelt. Dennoch hat er große Pläne.
Corona-Impfstoff aus Lübeck: Winfried Stöcker sucht Abnehmer außerhalb Europas
Geht es nach Stöcker soll das Problem mit der Zulassung nämlich bald behoben sein - er plant eine Zulassung für sein Vakzin nun außerhalb Europas. Gegenüber der "Sächsischen Zeitung" erklärte Stöcker, dass er eine Zulassung seines Impfstoffs in Deutschland für unwahrscheinlich halte. Daher suche er nun Abnehmer auf anderen Kontinenten. Er ist sich sicher: "Unsere beste Corona-Impfung" werde dort dringend gebraucht.
Corona-Impfstoff ohne Zulassung: Stöcker-Vakzin an weitere Patienten verimpft
In Deutschland fand das Vakzin trotz fehlender Zulassung nicht nur bei Stöcker-Patienten abnehmer. Laut Medieninformationen haben mehrere Ärzte das umstrittene Corona-Vakzin von Unternehmer und Arzt Winfried Stöcker in den vergangenen Wochen trotz fehlender Zulassung an mehreren Patienten verimpft. Das Problematische: Das Vakzin hat noch kein Zulassungsverfahren durchlaufen. Einen offiziellen Nachweis auf Wirkung und etwaige Nebenwirkungen gibt es also nicht.
Liste mit Interessenten an Stöcker-Corona-Impfstoff lang
Die "Sächsische Zeitung" berichtet von einer Ärztin aus Görlitz, die sich bei der Immunisierung gegen das Coronavirus nicht auf die hier in Deutschland bereits zugelassenen Impfstoffe verlassen wollte und stattdessen das nicht zugelassene Vakzin verimpfte. "Ich impfe Stöcker, sobald ich welchen habe", wird die Ärztin, die lieber anonym bleiben möchte, zitiert. Und weiter: "Ich habe eine Liste mit mindestens 150 Interessenten“, so die Ärztin.
Corona-Impfstoff aus Lübeck: Keine große Vorproduktion möglich
Neben der fehlenden Zulassung hat das Vakzin aus Lübeck noch eine weitere Besonderheit. Es kann nicht in großen Mengen vorproduziert werden. Man müsse das Vakzin nach Lieferung der einzelnen Komponenten selbst herstellen, bevor es verimpft werden kann. Und auch hier können Fehler gemacht werden. Die Zusammensetzung hat Stöcker selbst bereits auf seiner Homepage veröffentlicht.
Bereits im vergangenen Jahr sorgte Labormediziner Winfried Stöcker in Deutschland für Schlagzeilen. Er hat im Alleingang einen eigenen Corona-Impfstoff entwickelt und sich zunächst selbst und daraufhin vier weiteren Probanden, darunter Familienmitglieder, das Mittel gespritzt.
Eigens hergestellter Corona-Impfstoff zeigt Wirkung
Laut „Spiegel-Recherchen“ hätten bei den ersten fünf Probanden, den Mediziner eingeschlossen, alle Geimpften Antikörper gegen das Coronavirus gebildet. Winfried Stöcker selbst gab seine positiven Ergebnisse über das von ihm selbst entwickelte „rekombinative Antigen“ bereits im September vergangenen Jahres dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) weiter.
Auf seiner Homepage erklärt der Mediziner: „Ich habe das Paul-Ehrlich-Institut um die Genehmigung gebeten, diese bagatellartige Immunisierung umgehend mit einer größeren Zahl Freiwilliger nachvollziehen zu dürfen, um festzustellen, ob sie ebenso gut funktioniert wie bei mir und meiner Familie.“
Die führenden Virologen Christian Drosten und Hendrik Streeck bestätigten dessen Wirksamkeit. Und dennoch hat sein „ganz privater“ Impferfolg einen ziemlich faden Beigeschmack.
Klage gegen Labormediziner – weil er eigenen Impfstoff herstellte
Denn das Paul-Ehrlich-Institut selbst meldete die Verabreichung eines Antigen-Serums in Eigenregie dem Landesamt für soziale Dienste in Kiel, welches Strafanzeige erstattete. „Es besteht Verdacht strafbaren Handelns“, da eine Studie mit „experimentellen Arzneimitteln“ stattgefunden habe, ohne dass diese zuvor geprüft wurde.
Winfried Stöckers Verteidiger FDP-Politiker Wolfgang Kubicki beantragte gegenüber der Staatsanwaltschaft, das Verfahren einzustellen. Winfried Stöcker brauche als Arzt keine Erlaubnis für die Herstellung eines Impfstoffs, da er das Antigen im Rahmen „individueller Heilversuche“ gespritzt habe. Die Ermittlungen gegen Stöcker laufen immer noch.
Stöcker-Impfstoff: Keine Daten zu Nebenwirkungen
Im Gegensatz zu den mRNA-Impfstoffen von z.B. Biontech oder der Firma Moderna nutzt der von Stöcker entwickelte Impfstoff ein technisch hergestelltes Antigen, ein sogenannter „Totimpfstoff“. Eigenen Angaben zufolge habe er sich und den fünf Probanden das Mittel in den Oberschenkel gespritzt.
Auch wenn die Wirksamkeit des Vakzins nachgewiesen ist, sind etwaige Nebenwirkungen, wie die einer Hirnvenenthrombose oder anderen Beschwerden nicht auszuschließen. Da es beim Stöcker-Vakzin keine groß angelegten Studien gegeben hat und somit auch keine Beobachtung über die Langzeitwirkung des Vakzins, ist somit nicht die Herstellung des Impfstoff allein das Problem, sondern dass die Datenlage für eine Zulassung nicht gegeben ist. Angesichts der Debatte über die Risiko-Nutzen-Abwägung bei bereits zugelassenen Impfstoffen ist hier das eigene Risiko also nicht zu unterschätzen.
Quellen:
Impfstoff ohne Zulassung: Erste Ärzte verabreichen umstrittenes Stöcker-Vakzin, in: rnd.de
Der Corona-Tüftler und sein Impfstoff im Marmeladenglas, in: Spiegel.de
Labormediziner entwickelt im Alleingang Corona-Impfstoff, in: t-online.de
Klage gegen Mediziner, der „beste Impfung gegen COVID-19“ getestet hat, in: euronews.com