ICD-Code: Was der Diagnoseschlüssel auf der Krankschreibung bedeutet
Sie haben eine Krankschreibung bekommen und wissen nicht, was die kryptischen Buchstaben und Zahlen darauf bedeuten? Dabei handelt es sich um ICD-Codes. Was damit gemeint ist und warum die Diagnose mit Codes verschlüsselt wird.
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F33.0, R50.9 oder I48.9 sind Kürzel, die auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen zu finden sind. Dabei handelt es sich um Diagnoseschlüssel, auch ICD-Code genannt. Mit den kryptischen Bezeichnungen können jedoch viele Patient:innen nicht viel anfangen – was bedeuten also die ICD-Codes? Und warum schreiben Ärzt:innen nicht einfach ‚Erkältung‘ oder ‚Durchfall‘ auf die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung? Ein kurzer Einblick in den ICD-Dschungel.

Was ist mit ICD-Code gemeint?
ICD ist eine Abkürzung aus dem Englischen und steht für „International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems”. Auf Deutsch wird der Ausdruck mit „Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ übersetzt.
ICD ist ein Kodiersystem bzw. Klassifizierungsmodell, das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben wird. Jeder darin gelistete ICD-Code steht für eine medizinische Diagnose, die der Arzt bzw. die Ärztin stellt.
Die Codes sind zum Beispiel auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen, aber auch auf Überweisungen oder in Arztbriefen zu finden. Todesursachen sind ebenfalls im ICD-Katalog gelistet.
Es gibt einige Länder, die den ICD-Katalog mit eigenen Codes erweitert und angepasst haben. In Deutschland gilt seit dem 1. Januar 2022 die ICD-10-GM, GM steht für ‚German Modification‘. Die deutsche Version wurde vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) herausgegeben.
Daneben gibt es in Deutschland noch eine Besonderheit: Es existieren nicht nur ICD-Codes für die Diagnosestellung, sondern auch sogenannte OPS-Codes. OPS steht für ‚Operationen- und Prozedurenschlüssel‘. Damit sind Kürzel gemeint, die Operationsverfahren und allgemeine medizinische Maßnahmen verschlüsseln – für Patient:innen sind diese Schlüssel jedoch nicht relevant. Sie dienen hauptsächlich dazu, medizinische Leistungen über die Krankenkasse abrechnen zu können.
Warum werden Diagnosen mit ICD-Codes verschlüsselt?
Dass Diagnosen verschlüsselt werden, hat mehrere Gründe:
Krankheiten können weltweit genau zugeordnet werden. Es gibt somit keine zwei Meinungen, um welche Krankheit es sich genau handelt.
Ein internationaler Vergleich mit Krankheiten und Todesursachen in anderen Ländern ist möglich.
Ambulante Ärzt:innen oder Krankenhäuser können ihre Leistungen anhand der ICD-Codes mit der Krankenkasse abrechnen.
Medizinische Statistiken können leichter erstellt werden. Wissenschaftler:innen gewinnen einen genaueren Überblick darüber, welche Krankheiten derzeit wie weit verbreitet sind.
ICD-10-Codes und ICD-11-Codes: Was ist der Unterschied?
Wer nach ICD im Internet sucht, stößt schnell auf die Zahlen 10 und 11. Damit sind unterschiedliche Versionen des ICD-Katalogs gemeint. Zum 1. Januar 2023 ist der ICD-11 in Kraft getreten – diese gilt zwar offiziell, in Deutschland wird jedoch noch mit der Vorgängerversion ICD-10 (bzw. ICD-10-GM) gearbeitet. Bis 2028 gilt eine fünfjährige Übergangsfrist, in der beide Versionen parallel angewendet werden dürfen.
Die Geschichte des ICD-Katalogs geht weit zurück. 1893 veröffentlichte erstmals das International Institute of Statistics mit Sitz in den Niederlanden die 1. Version.
Seit der Gründung der WHO im Jahre 1948 gibt die Weltgesundheitsorganisation den Diagnose-Katalog heraus – zum damaligen Zeitpunkt lag bereits die 6. Version vor. Die Weiterentwicklung ist wichtig, weil die Forschung nicht stillsteht und es immer wieder wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, die im ICD-Katalog berücksichtigt werden.
Gelten ICD-Codes auch für psychische Erkrankungen?
Im ICD-Katalog der WHO sind auch Diagnosen für psychische Erkrankungen wie Depression (F32) und Angststörung (F41) gelistet.
Gut zu wissen: Burnout wird von der WHO noch nicht als eigenständige Erkrankung anerkannt. Eine Burnout-Krankschreibung ist dennoch möglich – Ärzt:innen verwenden hier meistens den ICD-Code Z.73.0 (Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung).
Neben ICD gibt es noch ein weiteres Klassifizierungsmodell, in dem psychische Erkrankungen genauer und umfassender dargestellt werden: DSM in der 5. Version. Die Abkürzung steht für ‚Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen‘. DSM wird von der American Psychiatric Association (APA) herausgegeben und listet ausschließlich psychische Störungen und Erkrankungen. In Deutschland hat das Modell nur zu Forschungszwecken eine Relevanz – für die Diagnosestellung gilt das ICD-System.
Wie ist der ICD-Code aufgebaut?
Der ICD-Katalog ist nach Erkrankungsarten gegliedert, zum Beispiel das Nervensystem, die Augen oder das Verdauungssystem betreffend. Jeder ICD-Code besteht aus maximal fünf Zeichen, wobei jeder Buchstabe und jede Zahl eine Bedeutung hat.
So ist der ICD-Code aufgebaut:
Insgesamt gibt es 22 Kapitel in der deutschen Version des ICD – und jedes Kapitel ist einem Buchstaben zugeordnet, zum Beispiel sind Erkrankungen des Atemsystems unter ‚J‘ zu finden. Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen zählen zu ‚F‘ und Hautkrankheiten zu ‚L‘.
Rechts neben dem Buchstaben stehen zwei Zahlen, die die Hauptkategorie einer Diagnose angeben. Zum Beispiel J.00 für Erkältungsschnupfen oder J.01 für eine akute Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung).
Nach den zwei Ziffern wird ein Punkt gesetzt, wonach noch weitere Ziffern folgen können. Diese spezifizieren die Diagnose nochmal weiter. Zum Beispiel J.01.0 steht für eine akute Sinusitis maxillaris (akute Kieferhöhlenentzündung) oder J.01.1 für eine akute Sinusitis frontalis (Stirnbereich ist betroffen).
Nach dem eigentlichen Code können Ärzt:innen Zusatzkennzeichen angeben, zum Beispiel ‚R‘ für rechts, ‚L‘ für links oder ‚B‘ für beidseitig. Damit wird vermerkt, wo die Beschwerden bestehen.
Neben der Lokalisation gibt es noch Zusatzkennzeichen wie ‚A‘ für ‚ausgeschlossene Diagnose, ‚V‘ für ‚Verdachtsdiagnose‘ oder ‚G‘ für ‚gesicherte Diagnose‘. Diese Buchstaben geben also an, ob eine Diagnose nur ein Verdacht ist oder bereits gesichert festgestellt werden konnte.
Auf der Website gesund.bund vom Bundesgesundheitsministerium können Sie herausfinden, was der ICD-Code auf Ihrer Krankschreibung oder einem anderen medizinischen Dokument bedeutet. Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung bietet eine ICD-Code-Suche auf Ihrer Website an.
Wenn Sie das nächste Mal bei Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin sind und genau wissen wollen, welche Diagnose sich hinter den Buchstaben und Zahlen verbirgt: Fragen Sie nach – in einem direkten Arzt-Patienten-Gespräch können alle Ihre Fragen zum ICD-Code geklärt werden.
Quelle:
Was sind ICD- und OPS-Codes?, in: gesund.bund.de