Hypnose-Therapie befreit vom Stottern

Damit beim Sprechen nicht die Puste ausgeht, wird bei der Hypnose auch die richtige Bauchatmung trainiert
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Stottern ist ein Problem, dass den Alltag der Betroffenen stark einschränkt. Sie können psychische Probleme, soziale Phobien oder gar depressive Verstimmungen entwickeln. In der Regel gibt es keine Heilung, doch eine Hypnose-Therapie gegen das Stottern gibt den Betroffenen neue Hoffnung.

Abgehackte Sprache, ungewollt wiederholte Laute und Silben: Anders bringen viele Stotterer ihre Worte nicht heraus. Kommen noch Aufregung, Nervosität oder Angst hinzu, verschlägt es ihnen oft buchstäblich die Sprache.

Stottern ist alles andere als eine seltene Sprachstörung kleiner Kinder, im Gegenteil, sie ist eher eine heimliche Epidemie: Rund 800 000 Stotterer leben allein in Deutschland.

Die meisten von ihnen haben sich bereits unzähligen Behandlungen gegen ihr verkanntes Leid unterzogen. Sie haben bei Ärzten und Sprachtherapeuten (Logopäden) das Stottern bekämpft oder es sogar mit exotisch anmutenden Behandlungen wie Trommel-Übungen und Elektroschocks versucht. Doch der Sprachfehler blieb.

Stottern beruht auf Fehlstellungen im Gehirn

Der Paderborner Hypnosetherapeut Roman Greifenhofer meint: "Ursache für den holprigen Redefluss sind nicht etwa körperliche Mängel, sondern Fehlsteuerungen im Gehirn. Meist wird das Stottern durch Schreck-Erlebnisse in der Kindheit, beispielsweise einen schweren Autounfall, heftigen Streit oder Hänseleien in der Schule ausgelöst."

Das Greifenhofer Institut in Paderborn hat in den letzten elf Jahren 3 000 solcher Patienten mit einer eigens entwickelten Hypnose-Therapie behandelt. Therapeut Roman Greifenhofer: "Es ist verblüffend. Alle Patienten sprechen von Anfang an unter der Hypnose stotterfrei – solange ihr Bewusstsein ausgeschaltet ist."

Im Alltag hingegen blockieren sich die Stotterer aus Angst vorm Sprechen selbst: Statt nur an den Sinn des Gesprochenen zu denken, versuchen sie bewusst, Lippen, Zunge und Kehlkopf beim Sprechen richtig zu bewegen.

Mit Hypnose-Therapie eigenes Selbstwertgefühl stärken und das Stottern überwinden

Durch Hypnose werden Ängste abgebaut und das Selbstbewusstsein gestärkt. Der Therapeut: "Viele Patienten denken zu negativ, überlegen beispielsweise: Ich gehe zum Bäcker und kriege wieder keinen Ton raus. Diese Negativbilder tauschen wir während der Hypnose durch Positivbilder aus, wie: Ich gehe zum Bäcker und kann dort fließend sprechen."

Während der zehntägigen Behandlung wird auch die so genannte Bauchatmung trainiert. Denn sonst geht beim Sprechen schnell die Puste aus.

In Gruppensitzungen üben die Patienten, sich selbstsicher und klar auszudrücken. "Ohne aktive Mitarbeit des Patienten, auch anschließend zu Hause, funktioniert die Methode allerdings nicht", betont Roman Greifenhofer.

Gegen Ende des Seminars wird es ernst: In Begleitung ihres Therapeuten beweisen sich die Patienten in Stress-Situationen, dass sie ohne zu stottern sprechen können. Ob beim Bäcker, vor einer fremden Gruppe oder beim Sprechen über eigene Gefühle. Sozusagen als Garantie werden bei Erfolglosigkeit kostenlose Nachbehandlungen zugesichert.

"Über 90 Prozent der Patienten bleiben nach der Therapie ohne Beschwerden, vorausgesetzt, dass die erlernten Atemübungen zu Hause fortgeführt werden", bestätigt die Bielefelder Hals-Nasen-Ohren-Ärztin Monika Hellwig, die 400 Fragebögen von ehemaligen Patienten ausgewertet hat.