Hypnose gegen Angst: Wann und wie hilft Hypnotherapie?

Hypnose gegen Angst kann helfen. Unter welchen Umständen und wie die Sitzungen ablaufen, erklärt unsere Expertin im Interview.

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Hypnose gegen Angst ist eine mögliche Behandlungsform für Menschen, die unter Angst und Panik leiden. Hypnotherapie ist seit 2006 wissenschaftlich anerkannt und wird vor allem bei Angststörungen, aber auch gegen chronische Schmerzen angewandt. Im Interview mit Praxisvita erklärt Dr. Gabriela Hagner, Chefärztin der psychosomatischen Privatklinik Eschweiler, wie Hypnose gegen Angst funktioniert, wer die Hypnose-Kosten übernimmt und warum der Mythos vom kompletten Kontrollverlust während der Sitzungen schlichtweg nicht stimmt.

Hypnotherapie
Hypnose gegen Angst kann helfen Foto: iStock/PeopleImages

Hypnose gegen Angst: Welche Ängste sind behandelbar?

"Es gibt bestimmte Ängste, die sich besser mit der Hypnotherapie behandeln lassen als andere", betont Dr. Hagner im Interview mit Praxisvita. Als Beispiele nennt sie spezifische Phobien wie Flugangst, Angst vor Spinnen oder Höhenangst. "Aber auch bei anderen Angststörungen wie Panikattacken oder sozialer Angst kann die Hypnose als wirksame komplementäre Behandlungsmethode eingesetzt werden."

In welchen Fällen hilft Hypnose gegen Angst (eher) nicht?

2006 erkannte der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie (WBP) Hypnose in 11 von 12 definierten Anwendungsbereichen für psychotherapeutische Behandlungen von Erwachsenen an. Die einzige Ausnahme betrifft die Therapie akuter Psychosen oder schwerer Persönlichkeitsstörungen. In diesen Fällen wird von Hypnotherapie abgeraten.

Ebenfalls kritisch zu betrachten ist die Wirksamkeit von Hypnose gegen Angst, wenn der Patient bewusstseinsverändernde Mittel – Alkohol oder Drogen, aber auch bestimmte Medikamente – zu sich nimmt. In diesem Fall muss davon ausgegangen werden, dass der Hypnose-Zustand während der Sitzungen nicht oder nicht ausreichend tief zu erreichen ist.

Hypnose bei Angst und Panik: Das passiert in den Sitzungen

Zu Beginn einer Hypnotherapie findet ein psychotherapeutisches Gespräch statt, in dem Therapeut und Patient die möglichen Ursachen der Angst sowie die Therapierichtung besprechen. Sobald der Patient bereit für die Hypnose ist, beginnt der eigentliche Prozess. Atemübungen, rückwärts zählen, eine ruhige Umgebung und auch verschiedene Gedankenbilder helfen dabei, dass der Patient in den Zustand einer tiefen Entspannung und schließlich in eine Trance findet.

"Der Patient begibt sich mental in eine Situation, die bei ihm beispielsweise Panikattacken auslöst oder erfahrungsgemäß in anderer Form belastet. Tief entspannt, dabei aber hochkonzentriert, ist er voll fokussiert auf bestimmte Gedanken – etwa Ängste oder Zwangsvorstellungen. Wahrnehmungen von außen sind buchstäblich ausgeblendet."

Wichtig hierbei: Traumata, Phobien und Ängste werden während der Hypnose nicht ungefiltert erneut durchlebt. Die Patienten erleben diese eher wie hinter Glas, also mit einem gewissen Abstand, der die Angst zwar spürbar aber nicht überfordernd oder gar traumatisierend macht.

Jetzt greift der Therapeut auf das psychotherapeutische Gespräch vom Anfang zurück. "Konkrete, mit dem Patienten zuvor abgesprochene Vorschläge des Therapeuten, sogenannte Suggestionen, helfen dabei, unbewusst neue Lösungsmöglichkeiten zu finden", führt Dr. Hagner weiter aus.

Am Ende einer Hypnotherapie sind die behandelten Personen nicht wie auf Knopfdruck angstfrei. Es geht vielmehr darum, gewohnte Reaktionsmuster zu durchbrechen. "Ziel der Behandlung ist es nicht, Ängste auszumerzen, sondern diese zu verstehen und zu lernen, mit diesen anders als bisher umzugehen", so die Expertin.

Puppenspieler - Foto: SvetaZi/iStock
Mythos Hypnose: Wehrlos und beeinflussbar unter Hypnose?

Jahrzehntelang hielt sich das Vorurteil, man sinke während der Hypnose in einen tiefen Schlaf, der beeinflussbar und wehrlos macht. Dies ist in keiner Weise der Fall, wie Dr. Hagner verdeutlicht: "Der Therapeut leitet den Patienten versiert an, übt in der modernen Hypnotherapie aber keinerlei Druck aus. Zu jeder Zeit behält der Patient die Selbstkontrolle und bestimmt die Richtung des Therapieverlaufs. Darüber hinaus hat der Patient jederzeit die Möglichkeit, die Sitzung zu unterbrechen oder um eine Dokumentation per Tonaufnahme zu bitten."

Hypnose ist kein wehr- und geistloser Zustand, während dem man einer Gehirnwäsche unterzogen werden kann. Ganz im Gegenteil. Am einfachsten beschreiben lässt sich der Hypnose-Zustand als eine tiefe körperliche Entspannung bei gleichzeitig hoher geistiger Konzentration. Im Grunde kennt das jeder Mensch aus dem Alltag. Es geschieht beispielsweise, wenn wir uns in einem guten Buch verlieren, tagträumen, meditieren, beten oder auch einem Hobby nachgehen, das uns ganz und gar vereinnahmt.

Hypnose-Kosten: Zahlt die Krankenkasse?

"Für einen Behandlungserfolg genügen meistens sechs bis acht Therapiestunden – eine entsprechende Qualifikation bzw. Weiterbildung des Therapeuten vorausgesetzt", erklärt Dr. Hagner.

Doch was kostet eine Sitzung und wer kommt für die Hypnose-Kosten auf? In der Regel dauert eine Hypnotherapiesitzung 50 Minuten und kostet zwischen 80 Euro und 120 Euro, selten auch 150 Euro. Doch während die gesetzliche Krankenkasse für gewöhnlich die Kosten für eine reguläre Psychotherapie übernimmt, ist das bei Hypnotherapie nicht oder nur in Ausnahmen der Fall. Privat- wie gesetzlich Versicherte sollten ihre Krankenkasse vor Beginn der Sitzungen kontaktieren und sich über etwaige Zuzahlungen informieren.

Hypnotherapeuten online finden: Diese Quellen sind seriös

Bei der Suche nach dem richtigen Hypnotherapeuten muss sorgfältig recherchiert werden. Vor allem, weil man sich der behandelnden Person öffnet und mit ihr gemeinsam zu tiefsitzenden Ängsten und Problemen vordringt, muss es jemand sein, der eine Verbindung auf menschlicher Ebene herstellt. Genauso wichtig ist es, dass der Therapeut über ausreichend Expertise verfügt. "Neben einem entsprechenden Fachstudium und Zusatzqualifikation – etwa als Psychotherapeut – sollte er eine explizite Hypnotherapie-Ausbildung besitzen", betont Dr. Hagner im Interview. "Hilfreich sein können bei der Wahl u.a. die Landesärztekammern, die Krankenkassen oder die Fachgesellschaften für Hypnotherapie."

Fachgesellschaften für Hypnotherapie in Deutschland:

  • M.E.G. – Die Milton H. Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose (Homepage)

  • DHG – Deutsche Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V. (Homepage)

  • DGZH – Die Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Hypnose e.V. (Homepage)

  • DGÄHAT – Deutsche Gesellschaft für ärztliche Entspannungsmethoden, Hypnose, autogenes Training und Therapie (Homepage)

Auf den Homepages der jeweiligen Fachgesellschaften finden sich die Kontaktdaten seriöser Hypnotherapeuten, die Hypnose gegen Angst, Panikattacken und andere Probleme anbieten.

Hinweis

Im Text wird aus Gründen der Lesefreundlichkeit ausschließlich die grammatikalisch männliche Form verwendet. Damit sind jedoch sowohl Männer, Frauen als auch diverse Menschen gemeint.

Dr. Gabriela Hagner
Unsere Expertin

Dr. Gabriela Hagner, Chefärztin der psychosomatischen Privatklinik Eschweiler, studierte zunächst Musik und Pianistik, bevor sie über die Musiktherapie zur Psychotherapie kam. Als Ärztin und Psychotherapeutin legt sie besonderen Wert auf einen ganzheitlichen Behandlungsansatz, der in bestimmten Fällen Hypnotherapie miteinschließt.