Husten mit Würgereiz: Was tun, wenn man fast erbrechen muss?

Durch Husten befreit der Körper die Atemwege von Schleim und Fremdkörpern. In manchen Fällen ist der Hustenreiz aber so stark und anhaltend, dass Mageninhalt nach oben wandert. Was löst Husten mit Würgereiz aus bei Erwachsenen und Kindern aus? Und was hilft dagegen?

JW Video Platzhalter
Zustimmen & weiterlesen
Um diese Story zu erzählen, hat unsere Redaktion ein Video ausgewählt, das an dieser Stelle den Artikel ergänzt.

Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.

Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.

Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Husten ist ein körperlicher Schutzreflex, um wieder besser atmen zu können. Der Körper versucht durch starken Luftstoß die Atemwege von Fremdkörpern oder Schleim zu befreien. Meist zählt Husten zu den Symptomen, die eine Erkältung (grippalen Infekt) begleiten. Wenn Menschen unter anhaltendem Husten leiden, der sich bis zum Würgereiz steigert, steckt allerdings oft eine andere Atemwegserkrankung dahinter. 

Ursachen für Husten mit Würgereiz: Diese 5 Auslöser können schuld sein

Wenn die Atemwege entzündet sind, aber kein Schleim abgehustet wird, sprechen Mediziner:innen von „unproduktivem Husten”. Es handelt sich dann um Reizhusten, bei dem der Hustenreflex durch die infizierte und gereizte Rachenschleimhaut ausgelöst wird. Dieser trockene Husten kann sich bis zum Würgereiz steigern. Betroffene Kinder und Erwachsene leiden unter den krampfartigen Attacken, denn sie können sehr schmerzhaft sein und treten besonders nachts auf. Es gibt verschiedene mögliche Gründe für Husten mit Würgereiz – hier die häufigsten fünf Ursachen:

1. Trockener Husten mit Würgereiz: Infekte als mögliche Ursache von Reizhusten

Infektionen der Atemwege können trockenen Husten mit Würgereiz hervorrufen. Eine Erkältung beginnt oftmals mit Halsweh oder einem Kratzen im Hals, wenn die Erreger den Rachen befallen haben. Im nächsten Schritt kommt es oftmals zu einem trockenen Reizhusten. Im späteren Verlauf bildet sich Schleim, der abgehustet werden kann – aus dem unproduktiven wird ein produktiver Husten.

Ist der Schleim sehr zäh und lässt sich kaum abhusten, kann es auch in diesem Stadium zu Hustenanfällen mit Würgereiz kommen. Auch bei einer Bronchitis, insbesondere einer obstruktiven Bronchitis, kann es zu ausgeprägten Hustenattacken bis zum Erbrechen kommen, weil durch die verengten Bronchien die Atmung behindert wird.

Warum kommt Husten mit Würgereiz bei Kindern häufiger vor als bei Erwachsenen?

Manche Hustenattacken können Atemnot oder Atemaussetzer verursachen. Die Anfälle können so stark sein, dass sich der Hustenreiz nicht stoppen lässt; der Husten mit Würgereiz kann dann bis zum Erbrechen führen. Bei kleinen Kindern passiert das verhältnismäßig schnell, denn bei ihnen ist der Schließmechanismus zwischen Magen und Speiseröhre noch nicht voll ausgebildet. Dieser soll eigentlich verhindern, dass Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt. Neben Atemwegsinfekten kommen auch Keuchhusten oder Pseudokrupp als mögliche Ursachen infrage.

2. Husten-Würgereiz tritt ohne Erkältung auf: Asthma, Allergie und Co.

Hustenanfälle mit Würgereiz können unter anderem ein Anzeichen für Asthma sein, das die Bronchien verengt. Die Hustenanfälle sind auch mögliches Symptom einer Lungenentzündung, können aber auch bei Allergien oder durch das Einatmen von Fremdkörpern oder Staub auftreten. Auch die sogenannte Refluxkrankheit, bei der Magensäure in die Speiseröhre tritt, kann zu Reizhusten mit starkem Brechreiz führen.

3. Jeden Morgen Husten mit Würgereiz: Starke Raucher leiden häufig darunter

Beim morgendlichen Husten kann es sich um eine chronische Entzündung der Bronchien handeln, die häufig starke oder langjährige Raucher:innen betrifft. Umgangssprachlich wird diese chronische Bronchitis als “Raucherhusten“ bezeichnet. Der Husten kann sich zum Würgen steigern. Die Ursache: Durch dauerhaftes Rauchen werden die Flimmerhärchen der Bronchien geschädigt. Sie sind dadurch nicht mehr in der Lage, den Schleim aus den Bronchien abzutransportieren. Das verursacht besonders morgens quälende Hustenattacken mit Auswurf.

4. Trockener Husten bis zum Würgereiz: Typisches Anzeichen für Keuchhusten

Ein weiterer Auslöser für starke Hustenkrämpfe ist Keuchhusten (Pertussis). Die Krankheit beginnt meist mit grippeähnlichen Symptomen wie Schnupfen oder Halsschmerzen, Fieber ist selten. Erst nach ein bis zwei Wochen stellen sich die klassischen Keuchhusten-Symptome ein: krampfartige Hustenanfälle, die bis zum Erbrechen führen können und Atemnot. Sie treten häufiger in der Nacht auf als tagsüber.

Keuchhusten wird durch Bakterien verursacht und kann für Säuglinge lebensbedrohlich sein. Bei Verdacht auf Keuchhusten sollten Sie unverzüglich eine:n Ärzt:in aufsuchen. Informieren Sie die Arztpraxis vor Ihrem Besuch. Denn Keuchhusten ist sehr ansteckend, die Übertragung erfolgt per Tröpfcheninfektion, also beispielsweise beim Husten oder Niesen.

Wie lassen sich bei Keuchhusten Hustenanfälle bis zum Würgereiz behandeln?

Kinder werden normalerweise schon in den ersten Lebensmonaten gegen Keuchhusten geimpft. Um den Schutz aufrechtzuerhalten, müssen die Impfungen im Jugendalter und später bei Erwachsenen aufgefrischt werden. Denn auch Erwachsene sind vor der Krankheit nicht gefeit: Bei ihnen wird der Husten oft für Erkältungshusten gehalten und erst diagnostiziert, wenn die Betroffenen über Wochen oder sogar Monate husten.

Wird die Krankheit sehr früh erkannt, lässt sich der Verlauf durch Antibiotika mildern. Das ist aber nur in den ersten drei Wochen nach der Ansteckung sinnvoll. Im Anschluss haben Antibiotika keinen Effekt auf den Verlauf. Wenn Hustenanfälle mit Würgerzeiz schon eingesetzt haben, kann der Keuchhusten symptomatisch behandelt werden, etwa über Inhalationen und hustenstillende Medikamente.

5. Würgereiz beim Husten kann bei Kleinkindern auf Pseudokrupp hindeuten

Auch ein Pseudokrupp ruft starke Hustenanfälle hervor. Die Erkrankung tritt häufig bei Kindern im Alter zwischen drei Monaten und fünf Jahren auf. Dabei handelt es sich um eine Atemwegserkrankung, die meist durch Viren, seltener durch Bakterien ausgelöst wird. Diese erzeugen an der Schleimhaut im Bereich des Kehlkopfes Entzündungen und Schwellungen. Die Verengung in den Atemwegen löst starke Atemnot und Hustenanfälle aus. Auch Luftschadstoffe begünstigen die Entstehung eines Pseudokrupps, etwa durch Rauchen in der Wohnung.

Trockener, bellender Husten, Heiserkeit und Atemnot kennzeichnen Pseudokruppanfälle. Typisch ist das laute Einziehen der Luft beim Einatmen. Die Hustenanfälle treten am Abend oder in der Nacht auf, tagsüber hat das Kind kaum Beschwerden. Nicht charakteristisch, aber möglich: Der Husten kann Würgereiz, auch mit Erbrechen, auslösen. In schweren Fällen besteht für das Kind sogar Erstickungsgefahr.

Akutmaßnahmen bei Hustenattacken durch Pseudokrupp – mit oder ohne Würgereiz

Die Atemnot macht Kindern Angst. Bewahren Sie Ruhe und beruhigen Sie Ihr Kind, denn Panik kann die Anfälle verstärken. Holen Sie bei Verdacht auf Pseudokrupp ärztlichen Rat ein. Damit ihr Kind besser Luft bekommt, können Sie Folgendes tun:

  • Nehmen Sie Ihr Kind hoch und setzen es aufrecht hin.

  • Öffnen Sie das Fenster, denn kühle Luft hat eine beruhigende Wirkung und verbessert die Sauerstoffzufuhr.

  • Rufen Sie bei schwerer Atemnot den ärztlichen Notdienst.

  • Bei akuter Atemnot helfen Steroide oder Kortison als Saft oder Zäpfchen, die ärztlich verschrieben werden können.

  • Lassen Sie das Kind nach dem Anfall kühles Wasser oder kalten Tee schluckweise trinken.

  • Auch eine Inhalation mit abschwellend wirkenden Substanzen ist möglich, um Hustenanfälle zu stoppen. Für Kinder gibt es spezielle Inhalationsgeräte. Lassen Sie sich hierzu in der Apotheke oder Arztpraxis beraten.

Weiterführende Informationen zu einem Pseudokrupp-Anfall finden Sie hier.

Reizhusten mit Würgereiz: Was tun?

  • Hustenstiller: Trockener Reizhusten, der bis zum Erbrechen führen kann, lässt sich oftmals durch Hustenstiller lindern, zum Beispiel mit den Wirkstoffen Dextromethorphan und Clobutinol. Sie unterdrücken den Hustenreiz und können bei unproduktivem Husten angewendet werden. Vor dem Schlafengehen angewendet, können sie Reizhusten und nächtliche Hustenanfälle bei einer Atemwegsinfektion verhindern und das Durchschlafen erleichtern. Kinder sollten allerdings keine Hustenstiller nachts bekommen, weil dies lebensgefährlich für sie werden kann. Warum, erfahren Sie hier.

  • Viel Trinken: Bei einem akuten Hustenanfall kann ein Schluck Wasser helfen, den Reiz zu unterdrücken. Um Schleimhäute und Mund ausreichend feucht zu halten, sollten Sie viel trinken, mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßte Kräutertees sind ideal.

  • Tee: Aufgüsse aus Thymian und Efeu gelten als hustenstillend und -lösend zugleich. Auch Tees mit Salbei, Spitzwegerich, Malve oder Isländisch Moos können bei Atemwegsinfekten den Hustenreiz dämpfen.

  • Inhalieren: Wasserdampf einatmen kann die Zahl der Hustenanfälle reduzieren. Verwenden Sie dafür am besten einen Vernebler (Diffuser) aus der Apotheke. Denn der Dampf aus einer Schüssel erreicht die tieferen Atemwege nicht.

  • Luftfeuchtigkeit: In Wohnräumen, vor allem im Schlafzimmer, sollten Sie für eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit sorgen. Ein Wert zwischen 45 und 60 Prozent ist ideal. Für feuchte Luft können Sie zum Beispiel sorgen, indem Sie Wasserschalen auf die Heizung stellen, Luftbefeuchter am Heizkörper anbringen oder feuchte Tücher aufhängen.

  • Hustenbonbons: Zuckerfreie Hustenbonbons mit Inhaltsstoffen wie Eukalyptus, Fenchel, Salbei oder Isländisch Moos zu lutschen, regt den Speichelfluss an. Das befeuchtet die Schleimhäute und kann den Hustenreiz beruhigen.

  • Zwiebelsaft: Das Hausmittel Zwiebelsaft mit Honig wirkt hustenstillend und antibakteriell. Dafür zerschneiden Sie eine Zwiebel und geben die Würfel mit zwei Teelöffel Honig in ein Marmeladenglas. Das Glas verschließen und den Sud über Nacht ziehen lassen. Zwei- bis dreimal täglich nehmen Sie einen Teelöffel davon ein.

  • Richtig Atmen: Bemühen Sie sich bei Reizhusten mit Würgereiz, den Hustenanfall durch ruhiges Atmen zu mildern. Atmen Sie langsamer, holen Sie tiefer Luft. Das kann die Schleimhäute ein wenig beruhigen.

  • Oberkörper hochlagern: Hustenanfälle treten im Liegen häufiger auf. Das können Sie durch eine leicht erhöhte Schlafposition verhindern: Stellen Sie das Kopfteil des Lattenrostes höher oder legen Sie ein Kissen oder eine zusammengefaltete Decke unter die Matratze, sodass der Oberkörper leicht erhöht liegt.

Hausmittel können die Atemwege beruhigen und Linderung verschaffen. Nehmen Sie jedoch anhaltenden Husten mit Würgereiz ernst und holen Sie ärztlichen Rat ein, wenn sich die Symptome nicht bessern – besonders bei Kindern sollte frühzeitig eine Diagnose und Behandlung erfolgen.

Quellen:

Keuchhusten, in: infektionsschutz.de

Akuter und chronischer Husten, in: Arbeitsgemeinschaft der medizinischen Fachgesellschaften

Was Reizhusten lindern hilft, in: lungenaerzte-im-netz.de

Sodbrennen und Refluxkrankheit, in: gesundheitsinformation.de

Pseudokrupp, in: kinderaerzte-im-netz.de

Epidemiologisches Bulletin: Pertussis (Keuchhusten), in: Robert Koch-Institut

Starker Reizhusten: Manche Kinder müssen sich dabei übergeben, in: kinderaerzte-im-netz.de