Hormonchaos? Schilddrüsenüberfunktion bei Kindern erkennen

Wenn die Schilddrüse unkontrolliert zu viel Schilddrüsenhormon produziert, es also zu einer Überfunktion (Hyperthyreose) gekommen ist: Wie fällt das auf? Wer ist vor allem betroffen? Was steckt dahinter und wie wird eine Schilddrüsenüberfunktion bei Kindern behandelt?

Dr. Nadine Hess
Expertin Dr. med. Nadine McGowan: „Beim Morbus Basedow ist die Prognose gut – nach einem Jahr brauchen zwei von drei erkrankten Kindern keine Therapie mehr.“ Foto: privat

Das sagt die Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan

Von der Schilddrüsenunterfunktion haben wir ja bereits gesprochen. Die Produktion von Schilddrüsenhormonen wird normalerweise von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gesteuert. Sind genügend Schilddrüsenhormone vorhanden, wird weniger von dem Hormon das die Schilddrüsenhormonproduktion ankurbelt in der Hypophyse ausgeschüttet, wenn zu wenig davon da ist, entsprechend mehr.

Ultraschall beim Kind
Leidet mein Kind unter einer Schilddrüsenüberfunktion? Eine Ultraschall-Untersuchung schafft Klarheit Foto: Fotolia

Dieser Regelkreis, der normalerweise sehr gut funktioniert, kann durcheinander geraten. Zum Beispiel durch die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow. Dabei kommt es zu einer Antikörperbildung gegen den Rezeptor, der die Schilddrüsenhormonproduktion stimuliert. Oder durch ein Adenom (eine Geschwulst aus Schilddrüsengewebe), das zusätzlich Hormone produziert oder aber eine gesteigerte Produktion von schilddrüsenstimulierendem Hormon in der Hypophyse selbst löst die Schilddrüsenüberfunktion bei Kindern aus.

Schilddrüsenüberfunktion bei Kindern: Wie viele sind betroffen?

Am häufigsten ist von den genannten Ursachen der Morbus Basedow. Zu dieser Schilddrüsenüberfunktion kommt es vor allem bei Mädchen zwischen 12 und 14 Jahren, sehr selten bereits vor dem zehnten Lebensjahr. Von 100.000 Kindern sind ein bis zwei betroffen. Insgesamt sind Morbus Basedow und Schilddrüsenüberfunktion bei Kindern selten.

Mädchen mit wenig Gewicht
Plötzliche Gewichtsabnahme kann Symptom einer Schilddrüsenüberfunktion bei Kindern sein Foto: Fotolia

Was sind die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion bei Kindern?

Typische Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion bei Kindern: Die Kleinen sind plötzlich nervös, können sich in der Schule deutlich schlechter konzentrieren als vorher, nehmen an Gewicht ab, obwohl sie gesteigerten Appetit haben und wachsen mit einem Mal schneller. Oft fällt ein Zittern der Hände auf und wenn der Kinderarzt sie untersucht, haben sie einen zu schnellen Herzschlag für ihr Alter, zu hohen Blutdruck und besonders niedrige Cholesterinwerte.

Zusätzlich sind beim Morbus Basedow im Blut bestimmte Schilddrüsenantikörper, niedrige Werte für das schilddrüsenstimulierende Hormon und erhöhte Schilddrüsenhormone nachweisbar. Manchmal findet man auch Veränderungen an den Augen – die Augäpfel stehen weiter vor. Diese „Froschaugen“ werden durch Entzündungen im Bereich der Augenhöhlen hervorgerufen, die durch die Antikörper ausgelöst werden. Kinder mit dieser sogenannten exokrinen Orbitopathie können über Doppelbilder und Augenschmerzen klagen.

Kann eine Schilddrüsenüberfunktion bei Kindern geheilt werden?

In der Ultraschalluntersuchung kann man viele der genannten Ursachen für eine Hyperthyreose auch feststellen, sie gehört also unbedingt zur Diagnostik hinzu.

Kind mit Struma
Ein Kind mit einer Struma – einer Vergrößerung der Schilddrüse. Jodmangel ist in Deutschland die häufigste Ursache für eine Struma Foto: Corbis

Hat man eine Schilddrüsenüberfunktion diagnostiziert, sollte das Kind zu einem Spezialisten für Hormonerkrankungen für Kinder geschickt werden (Kinderendokrinologe). Der legt dann fest, wie behandelt wird: in der Regel mit Tabletten, seltener operativ oder durch eine bestimmte Bestrahlung. Gerade beim Morbus Basedow ist die Prognose gut – nach einem Jahr brauchen zwei von drei erkrankten Kindern keine Therapie mehr.