Hörverlust? Ursachen, Diagnose und Vorbeugung
Bei einem Fünftel der Deutschen wird das Gehör immer schlechter. Sie fühlen sich dadurch auch psychisch belastet. Denn ein Hörverlust hat gravierende Auswirkungen auf das Leben - wenn er nicht behandelt wird. Häufig ziehen sich die Betroffenen aus Gesprächen zurück und vereinsamen. Das belastet den Körper mit negativem Stress und führt zu einer Intelligenzminderung.
Außerdem treten meistens Folgebeschwerden wie Kopfschmerzen und Muskelprobleme durch falsche Körperhaltung auf. Viele bemerken eine Hörschwäche jedoch erst dann, wenn diese Probleme schon da sind. Daher sollte jeder auf die ersten Anzeichen achten. Wenn beispielsweise der Fernseher immer lauter gestellt wird oder jemand bei Stille das Ticken einer Uhr nicht mehr hört, liegt bereits eine leichte Form vor. Dann sollte sofort ein HNO-Arzt aufgesucht werden.
Die häufigsten Ursachen für Hörverlust

Lärmtrauma
Schon nach wenigen Minuten kann eine Extrem-Belastung (ab 140 Dezibel) die Haarzellen in der Hörschnecke verletzen. Das Ohr erholt sich normalerweise nach einigen Tagen oder Wochen von dem Hörverlust.
Lärmschwerhörigkeit
Eine dauerhafte Lärmbelastung mit mehr als 85 Dezibel (entspricht etwa einer Hauptverkehrsstraße) schädigt die Sinneszellen im Innenohr. Der Hörverlust macht sich meistens zuerst bei hohen Tönen bemerkbar.
Entzündung
Bei einer akuten Mittelohrentzündung treten neben starken Schmerzen und Fieber auch Schwerhörigkeit und ein Druckgefühl im Ohr auf.
Hörsturz
Ein Hörsturz betrifft in der Regel nur ein Ohr, das vorübergehend völlig taub ist. Die Ursache ist meist eine Durchblutungsstörung. Auch Stress kann ein Auslöser sein.
Alter
Viele Faktoren führen dazu, dass das Hörvermögen im Alter schlechter wird. Die Nährstoffversorgung der Hörzellen nimmt ab, kleinere Schäden summieren sich. Alkohol, Nikotin und Medikamente verstärken den Hörverlust. Häufig kommt noch ein störendes Ohrengeräusch (Tinnitus) hinzu.
Diagnose Hörverlust: Das passiert bei der Untersuchung
Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt führt verschiedene, schmerzfreie Untersuchungen durch, die von der Krankenkasse bezahlt werden.

Ohrmikroskopie
Mit einem Ohrtrichter oder einem Spezial-Mikroskop untersucht der HNO-Arzt den Gehörgang. Damit können Fremdkörper gefunden, sowie Entzündungen und Verletzungen am Trommelfell festgestellt werden.
Tonaudiometrie
Hiermit wird die Hörempfindlichkeit getestet. Dem Patienten werden verschiedene Tonfrequenzen unterschiedlich laut vorgespielt. Wenn er alle Töne wahrnimmt, liegt die Hörfähigkeit bei 100 Prozent.
Sprachaudiogramm
Ein- und mehrsilbige Wörter werden dem Patienten in verschiedenen Lautstärken vorgesprochen. Kann er weniger als 80 Prozent davon nachsprechen, erhält er eine Hörhilfeverordnung – als Rezept für ein Hörgerät.
Mit diesen Hilfen hören Sie wieder besser
Hörgeräte sind technisch hochanspruchsvoll und daher teuer. Die Krankenkassen zahlen jedoch höchstens 420 Euro je Ohr dazu – alle sechs Jahre. Das reicht in der Regel nur für ein Hinter-dem-Ohr-Hörgerät. Im-Ohr-Geräte sind zwar unauffälliger und werden individuell angepasst, kosten aber zwischen 800 und 3.000 Euro.
Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte
Sie verfügen entweder über einen innen oder außen angebrachten Lautsprecher. Das innen liegende Modell hat den Vorteil, dass der Effekt vermieden wird, der entsteht, wenn wir unsere eigene Stimme mit zugehaltenen Ohren hören. Dafür werden hohe Frequenzen jedoch etwas abgedämpft. Wichtig: Mindestens drei verschiedene Modelle jeweils einen Tag lang testen.

Im-Ohr-Hörgeräte
Sie verschließen den Gehörgang komplett und müssen deshalb individuell nach einem Abdruck angefertigt werden. Der Vorteil: Ein natürliches Richtungshören. Mittlerweile gibt es winzige Geräte für schwächere Hörverluste, die nahezu unsichtbar getragen werden. Ein Modell bleibt sogar dauerhaft im Gehörgang und wird jeweils alle vier Monate gewechselt.
Implantate – die Dauerlösung
In besonders schweren Fällen ist ein Implantat häufig eine sinnvolle Alternative zu Hörgeräten. Bei einer rund zweistündigen Operation wird ein Schallüberträger am Gehörknöchelchen im Mittelohr angebracht. Ärzte empfehlen Implantate außerdem, wenn jemand aufgrund von Entzündungen kein herkömmliches Hörgerät tragen kann.
So schützen Sie Ihr Gehör
Lärm: Schutzmaßnahmen für Ihre Ohren
Befindet sich Ihr Haus in der Nähe einer vielbefahrenen Straße oder eines Flughafens, so sollten Sie Lärmschutzfenster einbauen lassen. Wer mit lauten Maschinen arbeitet, sollte ab einer Belastung von 85 Dezibel unbedingt einen Gehörschutz benutzen.
Musik: lieber leiser
Laute Musik über Kopfhörer ist eine der Hauptursachen für eine frühzeitige Schwerhörigkeit. Tipp: Kopfhörer müssen so eingestellt sein, dass die Musik mit höchstens 100 Dezibel abgespielt werden kann. Außerdem wichtig: Nicht länger als eine Stunde am Stück mit voller Lautstärke hören.
Pflege: Wattestäbchen sind gefährlich
Verwenden Sie auf keinen Fall Wattestäbchen - nicht nur wegen der Verletzungsgefahr. Es passiert leicht, dass Ohrenschmalz mit dem Stäbchen so fest in den Gehörgang gedrückt wird, dass dieser vollständig verschlossen ist. Dann muss der HNO-Arzt den Propf absaugen oder ausspülen. Mediziner raten dazu, das Ohr überhaupt nicht zu reinigen.

Wetter: Mütze muss mit
Empfindliche Ohren sollten vor kalter Zugluft geschützt werden. Sonst kommt es leicht zu Entzündungen des Mittelohrs.
Wasser im Ohr
Mit dem Wasser gelangen auch Bakterien in das Ohr. Tipp: Bei häufigen Entzündungen im Schwimmbad immer eine Badekappe aufsetzen.
Flugreisen
Beim Start und der Landung müssen unsere Ohren einen hohen Druck aushalten. Bei einer Erkältung wird dieser noch verstärkt. Daher zur Entlastung vor Start und Landung ein Nasenspray anwenden.