Höheres Schlaganfallrisiko: Ist ein Nickerchen gefährlich?

Eine Studie hat ergeben, dass Menschen, die regelmäßig mittags schlafen, ein höheres Schlaganfallrisiko haben. Schadet ein Nickerchen mehr als es nützt?

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Manche schwören darauf, andere tun es als Senioren-Angewohnheit ab: mittags ein Nickerchen machen. Eine umfassende Studie aus China hat nun ergeben, dass Personen, die regelmäßig Mittagsschlaf halten, sowohl ein erhöhtes Schlaganfallrisiko aufweisen als auch eher Bluthochdruck entwickeln.

Höherer Blutdruck, höheres Schlaganfallrisiko: Nickerchen-Studie überrascht

Das Nickerchen genießt eigentlich einen guten Ruf. Eine Studie der Havard School of Public Health ergab 2020, dass ein Power-Nap die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit steigern sowie das das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann.

Umso überraschender scheint das Ergebnis der aktuellen Studie aus China.

Umfassende Studie zu Nickerchen und Schlaganfallrisiko

Für ihre Meta-Studie werteten die Forschenden um Studienleiter Dr. E. Wang von der Xiangya Hospital Central South University die Daten von über 358.000 Menschen aus Großbritannien im Alter von 40 bis 69 aus. Die Daten waren in der sogenannten UK Biobank hinterlegt. Alle Teilnehmenden lebten zwischen 2006 und 2010 in Großbritannien und hatten regelmäßig Blut-, Urin- und Speichelproben abgegeben sowie über ihr Schlafverhalten berichtet.

Mittagsschlaf erhöht Risiko für Bluthochdruck und Schlaganfall

Die Wissenschaftler:innen teilten die Probanden in drei Gruppen ein: Gruppe A hielt "nie/selten" Mittagsschlaf, Gruppe B "manchmal" und Gruppe C "normalerweise".

Die Studienergebnisse im Überblick:

  • Personen, die normalerweise mittags schlafen, hatten ein um 24 Prozent höheres Risiko einen Schlaganfall zu erleiden als Menschen, die das nie oder selten tun.

  • In Gruppe C war außerdem das Risiko, Bluthochdruck zu entwickeln erhöht: bei den unter 60-jährigen um 20 Prozent, ab 60 Jahren um 10 Prozent.

  • Bei Personen, die manchmal ein Nickerchen machen (Gruppe B) stieg das Bluthochdruckrisiko um 7 Prozent und das Risiko für einen Schlaganfall um 12 Prozent.

Studie: Ist der Power-Nap wirklich ein Gesundheitsrisiko?

So überraschend die Studienergebnisse auch sind: Sie sind kein Beweis dafür, dass der Mittagsschlaf an sich ungesund ist. Vielmehr ist das Schlafen zur Mittagszeit das Symptom anderer Probleme.

"Ein Mittagsschlaf an sich ist nicht schädlich", betonte Psychologe und Schlafexperte Michael Grandner in einem Statement zur Studie. "Aber viele Menschen, die einen Mittagsschlaf machen, tun dies, um schlechten Schlaf in der Nacht auszugleichen. Schlechter Schlaf in der Nacht wird mit einer schlechteren Gesundheit in Verbindung gebracht, und ein Nickerchen reicht nicht aus, um dies auszugleichen."

Männer mit geringem Einkommen häufiger betroffen

Viele Studienteilnehmer:innen aus Gruppe C gaben an, an Schlaflosigkeit zu leiden, zu schnarchen, zu rauchen und/oder regelmäßig Alkohol zu trinken. Zudem konnte das Forscher:innen-Team herausfinden, dass der Großteil der regelmäßigen Mittagsschläfer männlich, älter, weniger gebildet und nicht europäisch waren und zudem ein geringeres Einkommen und einen höheren Body-Mass-Index hatten.

Gefährliches Nickerchen: Weitere Studien nötig

Die aktuelle Studie weise allerdings Schwächen auf, wie Studienautor Dr. Wang betonte. So seien der Großteil der Teilnehmenden "Europäer mittleren Alters" gewesen, weswegen sich die Ergebnisse nicht auf Menschen aller Ethnien übertragen ließen. Zudem sei lediglich die Häufigkeit, nicht aber die Dauer des Mittagsschlaf erfasst worden.

Dr. Wang und sein Team betonten deswegen abschließend, dass weitere Untersuchungen folgen müssten, um den Zusammenhang zwischen regelmäßigen Nickerchen und einem erhöhten Schlaganfallrisiko zu untersuchen.

Quellen:

Association of Nap Frequency With Hypertension or Ischemic Stroke Supported by Prospective Cohort Data and Mendelian Randomization in Predominantly Middle-Aged European Subjects, in: ahajournals.org

Study shows link between frequent naps and high blood pressure, in: newsroom.heart.org