Höheres Corona-Risiko durch Blutgruppe A? Neue Erkenntnisse!
Schon länger besteht die Annahme, dass Menschen mit Blutgruppe A ein höheres Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf haben und auch das Infektionsrisiko soll höher sein. Aber stimmt das? Die neuen Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Corona und Blutgruppe.
Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.
Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Haben Menschen mit einer bestimmten Blutgruppe eine höhere Wahrscheinlichkeit, im Verlauf einer COVID-19-Erkrankung ein Atemversagen zu erleiden? Norwegische und deutsche Forscher gingen dieser Frage bereits im vergangenen Jahr nach.
COVID-19: Risikofaktor Blutgruppe A?
Die Wissenschaftler um Tom Karlsen vom Universitätsklinikum Oslo und Andre Franke von der Universität Kiel untersuchten damals ingesamt 1.610 Blutproben von COVID-19-Patienten aus sieben Kliniken in Spanien und Italien. Alle Erkrankten waren wegen eines schweren COVID-19-Verlaufs behandelt worden.
Karlsen, Franke und ihr Team konnten nachweisen, dass COVID-19-Patienten mit der Blutgruppe A+ ein um knapp 50 Prozent höheres Risiko aufwiesen, im Krankheitsverlauf ein Atemversagen zu erleiden, als jene mit Blutgruppe 0. Diese schien Menschen sogar besonders gut vor dem Virus zu schützen. Patienten der Blutgruppe B lagen im Mittelwert zwischen A+ und 0, was das Risiko eines schweren COVID-19-Krankheitsverlauf betrifft.
Blutgruppe A besonders häufig betroffen
Was Mediziner ebenfalls auffiel, ist die Tatsache, dass sich Menschen mit der Blutgruppe A besonders häufig mit Sars-CoV-2 infizieren. Diese Beobachtung ist jedoch zunächst schwer einzuordnen, denn: Die Blutgruppe A ist die in Mitteleuropa mit 43 Prozent am häufigsten vertretene. Die Blutgruppe 0 haben etwa 40 Prozent der Mitteleuropäer, rund 10 Prozent haben die Blutgruppe B und die Blutgruppe AB ist nur bei etwa 5 Prozent vertreten.
Blutgruppe und Corona: Neue Studie zum Infektionsrisiko
Nun ist in der Fachzeitschrift „Blood Advances“ eine neue Studie zum Thema Blutgruppe und Corona erschienen: Die Forschenden gingen der Frage nach, welchen Zusammenhang es zwischen der Blutgruppe und dem Infektionsrisiko geben könnte. Das Ergebnis der Laboruntersuchungen: Das sogenannte Spikeprotein des Coronavirus kann besonders gut an Atemwegszellen von Menschen mit Blutgruppe A binden.
Der Hintergrund: die Einteilung in die Blutgruppen 0, A, B und AB bezieht sich auf das Vorhandensein spezieller Antigene, winziger Eiweißstrukturen auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen. Das bedeutet: Blutkörperchen der Blutgruppe A haben das Antigen A auf ihrer Oberfläche, Blutkörperchen der Blutgruppe B das Antigen B; Blutkörperchen der Blutgruppe AB haben beide Antigene auf der Oberfläche und Blutkörperchen der Blutgruppe 0 gar keine.
Doch diese Antigene befinden sich nicht nur auf den roten Blutkörperchen, sondern beispielsweise auch auf den Zellen der Atemwege. Der Studie zufolge gelingt es dem Coronavirus besonders gut, an Atemwegszellen mit dem Antigen A anzudocken.
Studie lässt Fragen offen
Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main, ordnete die Studie in dem NDR Podcast „Coronavirus-Update“ ein. Aus ihrer Sicht müssen sich Menschen mit der Blutgruppe A jetzt keine großen Sorgen machen: „Da spielen andere Risikofaktoren wie das Alter eine viel größere Rolle“, so die Virologin. Auch die Studienautoren räumen ein, dass der beschriebene Vorgang nicht der einzige Bindungsmechanismus des Virus ist und es weitere mögliche „Eingangspforten“ in den Körper gibt, bei denen Menschen mit der Blutgruppe A nicht im Nachteil sind.
Zudem lasse die Studie laut Ciesek Fragen offen: Unklar sei etwa, weshalb das Virus bevorzugt an das A-Antigen der Atemwegszellen binde, nicht aber an denen der roten Blutkörperchen. Außerdem seien die Versuchsbedingungen sehr künstlich gewesen – auf diesem Weg könne man den natürlichen Infektionsvorgang nicht sicher nachvollziehen.
Quellen:
The ABO blood group locus and a chromosome 3 gene cluster associate with SARS-CoV-2 respiratory failure in an Italian-Spanish genome-wide association analysis, in: medrxiv.org
Wu, Shang-Chuen, et al. (2021): The SARS-CoV-2 receptor-binding domain preferentially recognizes blood group A., in: Blood advances
Coronavirus-Update: Angriffspunkte für das Virus, in: ndr.de