Hodenschmerzen: Warum Sie sie sofort abklären sollten
Eine plötzlich aufgetretene, einseitige Schwellung des Hodens, die dazu noch schmerzhaft ist, muss sofort abgeklärt werden. Es können verschiedene Ursachen dahinter stecken – jedoch sind nicht alle gefährlich. Aber was verträgt wirklich keinen Zeitverzug und warum nicht? Was bedeutet es, wenn der Hoden nur geschwollen ist, aber nicht weh tut? Welche Probleme mit den Hoden sind in welchem Lebensalter häufig?
Das sagt die Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan
Grundsätzlich gibt schon mal die Anamnese einen guten Hinweis darauf, was der Grund für die Hodenschmerzen sein könnte. Wie alt ist der Junge? Hatte er in der letzten Zeit eine Infektion? Tut das Wasserlassen weh? Gab es in der jüngeren Vergangenheit ein Trauma des Bauches oder des Hodens? Gibt es weitere Symptome wie Erbrechen, Übelkeit oder Bauchweh?
Hodenschmerzen sind ein Notfall

Einer der dringlichsten Notfälle in der Kinderurologie ist die Hodentorsion. Dabei kommt es im Hodensack zu einer Verdrehung des Hodens, so dass die Blutzufuhr abgeklemmt wird. Dies ist ein akutes und sehr schmerzhaftes Ereignis. Die Kinder sind meist noch sehr klein – statistisch gibt es eine Häufung von Hodentorsionsfällen um den sechsten Lebensmonat herum. Wichtig ist bei einer Hodentorsion, dass sofort reagiert wird. Denn sonst droht ein unwiederbringliches Absterben von Hodengewebe – und damit ein Verlust der späteren Zeugungsfähigkeit.
Hodenschmerzen: Hodentorsion als Ursache

Im Fall einer Hodentorsion ist der Hoden geschwollen, gerötet, aber nicht überwärmt, und das Kind schreit bei jeder Berührung des Gebiets wegen der starken Hodenschmerzen auf. Der betroffene Hoden steht höher als der auf der Gegenseite und der Kremasterreflex ist negativ: Beim Bestreichen der Oberschenkelinnenseite zieht sich der gesunde Hoden normalerweise nach oben, bei einer Hodentorsion nicht. In der Doppler-Ultraschalluntersuchung zeigt sich sofort die verminderte Durchblutung des betroffenen Hodens. Eine Operation duldet keinen Aufschub. Besteht die Hodentorsion länger als sechs Stunden, ist der Hoden meist nicht mehr zu retten.
Hodenschmerzen: Hydatidentorsion und weitere mögliche Auslöser
Eine ebenfalls schmerzhafte, aber nicht so dramatische Erkrankung ist die Hydatidentorsion. Dabei kommt es zu einer Verdrehung eines kleinen Hodenanhängsels, die zwar nicht so schlimme Auswirkungen hat wie die Hodentorsion, aber dennoch zeitnah operiert werden sollte.

Weitere, operativ therapiebedürftige Ursachen für eine akute Hodenschwellung mit Hodenschmerzen: eine eingeklemmte Leistenhernie (der Darm ist in Teilen in den Leistenkanal und von da aus in den Hodensack gerutscht) oder ein geplatzter Blinddarm, wobei sich die Entzündung durch einen möglicherweise noch offenen Leistenkanal in Richtung Hoden ausbreitet. Hodenschmerzen und schmerzhafte Hodenschwellungen sollten in jedem Fall sofort abgeklärt werden – entweder bei Ihrem Kinder- oder Hausarzt oder beim Urologen. Am Wochenende und in den Abendstunden auch direkt im Krankenhaus.
- Leistenbruch
- Hodenhochstand: Hat das Folgen für meinen Sohn?
- Schmerzhafte Jungs-Sache: Balanoposthitis
- Appendizitis oder harmlose Bauchschmerzen?
- Nächtliches Einnässen – das rät die Kinderärztin
- Bei Kindern verwächst sich nicht alles von selbst
- Angstfrei zum Kinderarzt – und wie man einen guten findet
- Männerkrankheiten – Die sechs wichtigsten Warnsignale