Hodenentzündung: Ursachen, Symptome, Behandlung

Eine Orchitis bzw. eine Hodenentzündung kann infolge einer Harnwegsinfektion auftreten. Doch häufig ist sie auch eine Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung (z.B. einer Nebenhodenentzündung). Doch was tun, bei einer Entzündung des Hodens? Was sind die Ursachen, Symptome – und was hilft?

Mann mit Hodenentzündung guckt in seine Hose
Oftmals kommen Hodenentzündungen als Folge vorangegangener Harnwegsinfekte zustande Foto: iStock/diephosi
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Hodenentzündung – was ist das?

“Bei der im allgemeinen Sprachgebrauch als Hodenentzündung bezeichneten sehr schmerzhaften Schwellung mit starker Druckempfindlichkeit eines oder beider Hoden, handelt es sich in Wirklichkeit meist um eine Nebenhodenentzündung”, verrät Dr. med. Tobias Jäger, Facharzt für Urologie der Urologischen Praxisklinik Essen. Durch die Verbindung der Nebenhoden über die Samenleiter, die Samenblasen und die Prostata zum Harntrakt können Infektionen der Harnwege beim Mann auch auf die Nebenhoden übergehen. “In extremen Fällen schlägt die Nebenhodenentzündung auch auf die Hoden selbst über – dies passiert aber glücklicherweise relativ selten.”

Eine Ausnahme stellt die sogenannte Mumps-Orchitis dar. Diese Art der Hodenentzündung kann im Kindesalter als Begleiterscheinung der Mumps-Infektion auftreten. Als Folge kann laut dem Experten eine deutliche Einschränkung der Fruchtbarkeit im Erwachsenenalter zurückbleiben. Keine Sorge: Aufgrund der Verbreitung der Schutzimpfungen gegen Mumps (meist als Kombination gegen Masern, Mumps und Röteln), tritt die Erkrankung nur noch selten auf.

Ursachen: Wie entsteht eine Hodenentzündung?

Hodenentzündungen entstehen in der Regel durch eine Infektion – als Erreger sind Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten (seltener) denkbar. “Zumeist kommen Hoden- bzw. Nebenhodenentzündungen als Folge vorangegangener Harnwegsinfekte zustande”, so Experte Dr. Jäger. In anderen Fällen treten Nebenhodenentzündungen aber auch ohne erkennbare vorangegangene Ursache auf.

Ursache: Virale Hodenentzündung

Sehr häufig kommt es infolge von Mumpsviren zu einer einfachen Hodenentzündung. Es sind allerdings auch andere Virusinfektionen als Auslöser möglich, zum Beispiel Grippe (Influenza-Virus), Windpocken, Gürtelrose (Varizella-Virus) oder Pfeiffersches Drüsenfieber (Epstein-Barr-Virus).

Ursache: Bakterielle Hodenentzündung

Eine weitere Möglichkeit stellt eine bakterielle Infektion dar, die zu einer Orchitis führen kann. Dabei steigen die Bakterien meistens über die Harnwege bis in die Hoden auf. Dies ist insbesondere bei den bakteriellen Erregern von Harnröhrenentzündungen (Urethritis) oder Prostataentzündungen (Prostatitis) der Fall. Weitere mögliche Ursachen: sexuell übertragbare Krankheiten wie Syphilis oder Tripper (Gonorrhoe). Auch Kinder können eine Hodenentzündung erlangen. Hier sind häufig Scharlach-Erreger (A-Streptokokken) sowie Pneumokokken oder Salmonellen Ursache.

Ursache: Nichtinfektiöse Hodenentzündung

Doch nicht immer stehen spezielle Krankheitserreger mit einer Hodenentzündung in Zusammenhang. Handelt es sich nicht um eine Infektion, können beispielsweise Ursachen wie Verletzungen, Quetschungen und Unfälle (traumatisch bedingte Orchitis) sowie ein überschießendes Immunsystem (autoimmunbedingte Orchitis) in Betracht gezogen werden. Seltener kommt es vor, dass der Arzt keine Ursache herausfinden kann – dann ist von einer idiopathischen Orchitis die Rede.

Symptome: Woran erkennt man eine Hodenentzündung?

“Die Hodenentzündung bzw. Nebenhodenentzündung äußert sich in aller Regel durch eine sehr schmerzhafte Schwellung”, erklärt Dr. Jäger.  “Teilweise erscheint die Skrotalhaut, also die Haut des Hodensackes, stark gespannt, gerötet und überwärmt. Im Zusammenhang mit der Entzündung kann es auch zu Fieber und Schüttelfrost kommen.” Je nach Ursache können folgende weitere Symptome auftreten:

  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit und/oder Erbrechen
  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Starker Harndrang
  • Leisten-/Unterbauchschmerzen
  • Blut im Urin

Eine akute Hodenentzündung ist in den meisten Fällen eine Begleiterkrankung. Aus diesem Grund äußern sich diese Symptome häufig erst Tage nach Beginn der Grunderkrankung. Ein Beispiel: Bei Mumps treten die Beschwerden erst 4 bis 7 Tage nach der Ohrspeicheldrüsenentzündung (Parotitis) auf. Ähnliches verhält es sich auch nach bakteriellen Harnwegsinfekten. Doch Hodenentzündungen können auch ohne vorangehende Erkrankungen auftreten, beispielsweise begleitet durch Autoimmunerkrankungen.

Unfruchtbar durch Hodenentzündung?

Die meisten von einer Hodenentzündung betroffenen Männer haben Angst vor Zeugungsunfähigkeit (Infertilität). Diese Folge kann auftreten, sobald es im Verlauf der Erkrankung zu eher seltenen Komplikationen kommt.

Behandlung: Was kann der Arzt tun?

In den meisten Fällen kann eine zielgerichtete Antibiotikatherapie schnell helfen, den Infekt zu bekämpfen. “Zur Linderung der starken Schmerzen müssen diese Antibiotika oft mit einem Schmerzmittel kombiniert werden. Hier bieten sich Schmerzmittel mit begleitender entzündungshemmender Wirkung an, zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac”, sagt Dr. Jäger. “Doch sollte sich aus der Entzündung ein Abszess entwickeln, so muss dieses auch operativ entlastet werden. Bei rechtzeitiger Diagnosestellung und Therapie ist das aber glücklicherweise nur selten notwendig.”

Unser Experte

Priv.-Doz. Dr. med. Tobias Jäger, Facharzt für Urologie der Urologischen Praxisklinik Essen (Andrologie mit genetischer Beratung und Männergesundheit, medikamentöse Tumortherapie, Röntgendiagnostik, Palliativmedizin und psychosomatische Grundversorgung) sowie Präventionsarzt (AGeP) und Diplom-Gesundheitsökonom.

Quellen:

Experteninterview mit Dr. Jäger

Haag, P., Hanhart, N. Müller, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/15. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014

Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin 2010

Orchitis: Hodenentzündung, in: urologielehrbuch.de

Orchitis, in: msdmanuals.com

Hodenentzündung, in: gesundheit.gv.at