Hodenbruch: Wie kommt es zu einer Skrotalhernie?
Ein Hodenbruch klingt wohl für jeden Mann wie ein Albtraum: Diese Schmerzen müssen doch unerträglich sein. Aber ist das tatsächlich so? Was verbirgt sich wirklich hinter einer sogenannten "Skrotalhernie"? Und wie wird sie behandelt?
Was versteht man unter einem Hodenbruch?
Bei einem Bruch denken die meisten Menschen nur an gebrochene Knochen. Doch das ist beim Hodenbruch nicht der Fall. Knochen sucht man hier schließlich vergeblich. “Im Grunde handelt es sich beim sogenannten Hodenbruch um eine Flüssigkeitsansammlung innerhalb der Hodenhülle”, erklärt Urologe Dr. med. Tobias Jäger.
Die Rede ist hierbei auch von einer Skrotalhernie. Eine sogenannte Hernie wird umgangssprachlich auch oftmals als Bruch bezeichnet. Was der Begriff genau meint? Das Vorfallen von Bauchfell durch eine Lücke in der Bauchwand (äußerer Bruch) oder im Zwerchfell (innerer Bruch). Es werden mehrere Hernienarten unterschieden, je nachdem, an welchem Ort sie sich zeigen.
Bei einem Hodenbruch verhält es sich allerdings wie folgt: “Bedingt ist die Flüssigkeitsansammlung durch eine im Leistenbereich bestehende offene Verbindung zum Bauchraum, den Prozessus vaginalis, welche normalerweise bereits im Säuglingsalter verklebt und damit abgedichtet wird”, so Dr. Jäger.
“Löst sich diese Verklebung, kann sich Flüssigkeit aus dem Bauchraum, der Schwerkraft folgend, im Hodensack ansammeln und zur deutlich sicht- und tastbaren, aber meist schmerzlosen Schwellung führen.” Bei einem Hodenbruch können sich einige Teile der Eingeweide in den Hodensack verlagern.
Dabei kann eine Ausstülpung aus dem Bauchfell durch eine Lücke in der Bauchwand bis in den Hodensack wandern. Der Beutel aus Bauchfell ist gefüllt mit Flüssigkeit oder Darmschlingen – er kann auch Harnblase und Harnleiter enthalten.
Skrotalhernie: Welche Ursachen sind möglich?
Der Entstehungsmechanismus ist laut dem Experten mit dem eines Leistenbruches zu vergleichen. “Kommt es zu einer Druckbelastung im Bauchraum, zum Beispiel beim Heben schwerer Lasten oder auch bei starkem Husten, wird hierdurch die vorgenannte Verklebung gelöst und Flüssigkeit strömt aus dem Bauchraum in die Hodenhülle”, so Dr. Jäger.
Tatsächlich ist ein Hodenbruch eine häufige Folge eines fortgeschrittenen Leistenbruchs. Aber auch Krebserkrankungen, eine Hodenverdrehung und Fehlbildungen des Zwerchfells können Ursache einer Skrotalhernie sein.
Welche Symptome sprechen für einen Hodenbruch?
Es ist unvorstellbar, doch ein Hodenbruch ist nicht automatisch mit höllischen Schmerzen verbunden. “Das typische Symptom ist die teils beeindruckend große Schwellung, welche meist nicht schmerzhaft ist”, erläutert Dr. Jäger.
“In aller Regel ist die Schwellung nach der horizontalen Körperlage in der Nacht und morgens deutlich weniger ausgeprägt als am Abend, da die Flüssigkeit über die Nacht dann Richtung Bauchraum zurückfließen kann.” Auch ein Spannungsgefühl links oder rechts in der Leisten- oder Hodengegend können vorkommen.
Etwa beim Niesen, Husten, Pressen, Heben, Tragen oder beim Sport kann es zu einer erhöhten Belastung der Bauchdecke kommen – meistens geht diese Belastung auch mit einer Verstärkung der Bauchdecke einher. Bei einem vergrößerten Hodenbruch werden die Symptome immer deutlicher. Dazu gehören mitunter:
- Starke Schwellung des Hodensacks
- Wiederkehrende bzw. ständige Schmerzen
- Blut im Stuhl
- Verstopfung
- Durchfall
- Übelkeit
- Allgemeines Unwohlsein
Wenn Eingeweideteile eingeschnürt und von der Blutzufuhr abgeschnitten werden, können sie sich durch extreme Schmerzen und starke Übelkeit (evtl. mit Erbrechen) äußern. In einem solchen Fall handelt es sich um einen Notfall und Sie sollten umgehend eine Klinik aufsuchen.
Wie wird ein Hodenbruch behandelt?
“Leider ist es mit einem einfachen ‘Ablassen’ der Flüssigkeit beispielsweise durch eine sterile Punktion nicht getan”, gibt Experte Dr. Jäger zu verstehen. Durch den geschilderten Mechanismus würde die Flüssigkeit innerhalb weniger Tage nachlaufen und die Schwellung wieder zunehmen.
“Daher muss der Hodenbruch – natürlich unter Berücksichtigung von Größe und Beschwerden – operativ behandelt werden. Es handelt sich hierbei aber um einen relativen kleinen Eingriff, der bei entsprechender Ausstattung der Praxis oder Klinik, auch ambulant angeboten werden kann.”
Worauf sollte man nach der Operation achten?
Nach einer Hernienoperation wird der behandelnde Urologe die Wundheilung regelmäßig kontrollieren. Meistens werden selbstauflösende Fäden für die äußeren Schnitte eingesetzt. Oft empfehlen Ärzte den Patienten auch, für drei Monate nach der Operation keine schweren Lasten zu heben. Die Bauchdecke sollte nicht übermäßig belastet werden.
Generell gilt: Seien Sie vorsichtiger bei körperlicher Belastung, ansonsten könnte es zu einem Leistenbruch kommen. Auch beim Thema Sport sollten Sie es erstmal ruhig angehen lassen und bei Bedarf den Leisten- und Genitalbereich ausreichend schützen. Beim Toilettengang nicht pressen – das verringert den Druck auf die Bauchdecke. Der operierter Hodenbruch muss erst gut verheilen.
Priv.-Doz. Dr. med. Tobias Jäger, Facharzt für Urologie der Urologischen Praxisklinik Essen (Andrologie mit genetischer Beratung und Männergesundheit, medikamentöse Tumortherapie, Röntgendiagnostik, Palliativmedizin und psychosomatische Grundversorgung) sowie Präventionsarzt (AGeP) und Diplom-Gesundheitsökonom.
Quellen:
- Was ist eine Skrotalhernie (Hodenbruch?), in: hernien.de
- Hodenbruch: Eine Ursache bei Veränderungen am Hodensack, in: medizin-aspekte.de
- Hernien, in: gesundheitsinformation.de