Hinterwandinfarkt Symptome: Woran Sie den „stillen Infarkt“ erkennen

Ein Hinterwandinfarkt geht mit Symptomen einher, die durch den Verschluss von Herzkrankgefäßen ausgelöst werden. Doch worin unterscheidet sich der Hinterwandinfarkt von anderen Herzinfarkt-Formen und wie kündigt er sich an?

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Herzinfarkte sind lebensbedrohlich – vor allem dann, wenn sie nicht frühzeitig erkannt und behandelt werden. Besonders tückisch ist der Hinterwandinfarkt, weil er oftmals unbemerkt abläuft und dennoch Schaden anrichten kann. Auf welche Symptome Sie achten sollten und was bei einem Infarkt im Herzen passiert.

Frau mit Hinterwandinfarkt-Symptomen fasst sich an den Brustkorb
Ein Hinterwandinfarkt kann zu Schmerzen und einem Engegefühl im Brustkorb führen – die Symptome können aber auch uneindeutig sein Foto: iStock/brizmaker

Hinterwandinfarkt-Ursachen: Wie kommt es zu einem Hinterwandinfarkt?

Unser Herz braucht stetig Sauerstoff und Nährstoffe, damit es gut funktionieren kann. Für den Transport dieser lebensnotwendigen Stoffe sind die Herzkrankgefäße zuständig, die kranzförmig um das Herz angesiedelt sind und deshalb auch Koronararterien (lat. Arteriae coronariae = Kranzarterien) genannt werden.

Problematisch wird es, wenn sich mit den Jahren immer mehr Ablagerungen (Plaques) in den Gefäßen bilden. Dabei handelt es sich um eine Gefäßverkalkung, die medizinisch Arteriosklerose genannt wird. Sind die Herzkranzgefäße von der Arterienverkalkung betroffen, so entsteht die sogenannte koronare Herzkrankheit (KHK) – die Hauptursache für verschiedene Folgeerkrankungen des Herzens wie die chronische Herzinsuffizienz, bei der die Pumpleistung immer weiter nachlässt.

Die verengten Herzkranzgefäße können auch zu einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) führen – und zwar dann, wenn die Ablagerungen in den Gefäßen einreißen. Der Körper aktiviert sofort den Wundheilungsmechanismus: Die Arterien verengen sich noch mehr, Blutplättchen setzen sich an die verletzte Stelle und bilden einen Pfropf, um die Blutung zu stillen. Dieses Blutgerinnsel, auch Thrombus genannt, führt zu einem Herzinfarkt, weil die Koronararterien das Herz nicht mehr richtig versorgen können.

Die 3 Herzinfarkt-Formen im Überblick:
  • Vorderwandinfarkt: Gefäßverschluss der linken Koronararterie (Häufigkeit ca. 50 Prozent)

  • Hinterwandinfarkt: Gefäßverschluss der rechten Koronararterie (Häufigkeit ca. 20 bis 25 Prozent)

  • Seitenwandinfarkt: Gefäßverschluss der Äste der beiden Herzkranzgefäße (Häufigkeit ca. 15 bis 20 Prozent)

Je nachdem, wo sich die Koronararterien verschließen, unterscheiden Mediziner:innen verschiedene Herzinfarkt-Formen; eine davon ist der Hinterwandinfarkt. Bei einem Hinterwandinfarkt verschließt sich das rechte Herzkranzgefäß oder eines seiner Äste, die für die Versorgung der Herzhinterwand zuständig ist. Ebenso kann ein Verschluss eines Asts der linken Koronararterie, medizinisch Ramus circumflexus genannt, zu einem Hinterwandinfarkt führen.

Kommt es zu einem solchen Infarkt, wird der hintere Bereich des Herzens nicht mehr ausreichend durchblutet und mit Sauerstoff versorgt – der Bereich stirbt nach und nach ab. Das Infarktgeschehen kann sich auch auf weitere Herzareale ausdehnen.

Expert:innen schätzen, dass der Hinterwandinfarkt etwa 20 bis 25 Prozent aller Infarkte ausmacht – diese Zahlen sind allerdings geschätzt, weil die Dunkelziffer vermutlich höher liegt. Der Grund: Die Hinterwandinfarkt-Symptome sind für Laien nicht immer eindeutig zu erkennen.

Weitere Faktoren, die einen Hinterwandinfarkt begünstigen

Arterienverkalkung ist eine mögliche Ursache eines Hinterwandinfarktes. Der Infarkt kann aber auch bedingt sein durch einen erhöhten Sauerstoffbedarf oder eine verminderte Sauerstoffzufuhr – zu den weiteren auslösenden Faktoren zählen:

Welche Hinterwandinfarkt-Symptome gibt es bei Frauen und Männern?

Brennende Schmerzen hinter dem Brustbein, Engegefühl im Brustkorb, Atemnot und plötzliche Todesangst – das sind eindeutige Symptome, die bei einem Herzinfarkt auftreten. Ein Herzinfarkt bei Frauen äußert sich jedoch in zwei Drittel der Fälle hauptsächlich durch starke Magenbeschwerden und Luftnot. Das Problem: Diese Symptome sind nicht eindeutig bzw. können auch anderen Erkrankungen zugeordnet werden, sodass bei Frauen ein höheres Risiko besteht, dass der Herzinfarkt unentdeckt bleibt.

Bei einem Hinterwandinfarkt ist die Gefahr, dass der Arterienverschluss nicht bemerkt wird, generell größer. Denn er kündigt kann sich zwar häufig mit Brustschmerzen an – aber nicht immer. In einigen Fällen haben Betroffene unspezifische Beschwerden wie

  • Müdigkeit

  • Schwächegefühl

  • Rückenschmerzen

  • Oberbauchschmerzen

  • Übelkeit

  • Verdauungsstörungen

  • Herzklopfen

Aus diesem Grund ist auch von einem "stummen Herzinfarkt“ die Rede. Eindeutigere Beschwerden sind Herzrhythmusstörungen, die bei einem Hinterwandinfarkt auftreten können.

Bei Verdacht auf Hinterwandherzinfarkt-Symptome immer zum Arzt

Wenn Sie den leisesten Verdacht haben, Sie oder jemand anderes könnte einen Herzinfarkt haben: Zögern Sie nicht und rufen Sie den Rettungsdienst unter 112 an. Dabei spielt es keine Rolle, um welche Art von Herzinfarkt es sich handelt – jede Form ist akut behandlungsbedürftig und stellt eine Lebensgefahr dar. Besonders entscheidend sind nach dem Symptombeginn die ersten 90 Minuten, damit sich das Infarktgeschehen nicht weiter ausdehnt.

Im Rahmen der Untersuchung kann der Arzt bzw. die Ärztin mittels eines EKGs feststellen, ob es sich um einen Hinterwandinfarkt, eine andere Infarkt-Form oder eine andere Erkrankung handelt. Zudem werden Patient:innen auf bestimmte Eiweißbausteine (Troponine) getestet, die bei einem Herzinfarkt vermehrt im Blut auftreten.

Wie wird ein Hinterwandinfarkt behandelt?

Damit der Herzmuskel wieder ausreichend durchblutet werden kann, muss dieser chirurgisch behandelt werden. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel die Ballondilatation, bei der die Gefäße mittels eines Ballons überdehnt werden. Oft wird dabei auch ein Stent gesetzt. Dabei handelt es sich um ein Metallröhrchen, der die Gefäße dauerhaft stützen und somit offenhalten soll. Auch im Rahmen einer Bypass-Operation kann die Sauerstoffversorgung des Herzens wiederhergestellt werden.

Bei einem Herzinfarkt werden darüber hinaus blutverdünnende Medikamente verabreicht. Auch Beta-Blocker, Blutdrucksenker wie Nitroglycerin, Blutgerinnungshemmer wie Heparine und Morphium zur Schmerzreduktion sind Medikamente, die bei einem Herzinfarkt eingenommen werden.

Nach einem Herzinfarkt müssen Patient:innen noch mehrere Tage im Krankenhaus bleiben, damit die Herzfunktion und der Blutdruck überwacht werden können.

Wie hoch ist bei einem Hinterwandinfarkt die Lebenserwartung?

Die Lebenserwartung nach einem Hinterwandinfarkt ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einen wesentlichen Einfluss auf die Prognose hat die Größe des Infarktgeschehens und der damit verbundene Schaden am Herzen. Genauso wichtig ist, wie schnell die Behandlung erfolgt ist: Je eher die Herzkranzgefäße wieder geöffnet werden, desto höher sind die Chancen auf weniger Komplikationen nach dem Infarkt.

Nach einem Herzinfarkt kann es zu schweren Komplikationen wie Kammerflimmern und Pumpversagen des Herzens kommen. Auf längere Sicht besteht das Risiko, nach einem Infarkt eine Herzinsuffizienz zu entwickeln. Dabei lässt die Pumpkraft des Herzens allmählich nach.

Bleibt der Herzinfarkt unentdeckt, verkürzt dies die Lebensdauer – etwa ein Drittel der Betroffenen kann statistisch gesehen daran sterben. Wird der Herzinfarkt behandelt, sterben in den ersten zwei Jahren danach etwa fünf bis zehn Prozent der Patient:innen, wie der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten mitteilt. Ab dem 75. Lebensjahr ist die Sterblichkeitsrate allerdings dreimal so hoch.

Hinterwandinfarkt vorbeugen – diese Maßnahmen sind wichtig

Um keinen erneuten Hinterwandinfarkt – oder andere Infarkt-Formen – zu erleiden, ist es wichtig, das Risiko dafür so gering wie möglich zu halten. Nach einem Herzinfarkt kann eine medikamentöse Behandlung dazu beitragen. Eine wichtige Stellschraube stellt aber auch ein gesunder Lebenswandel dar. Dazu gehören:

  • Nikotinverzicht

  • Herzgesunde Ernährung mit wenig Salz und Fett

  • Ausreichende Trinkmengen (1,5 bis 2 Liter täglich)

  • Sport und generell Bewegung im Alltag

  • Gewicht reduzieren, falls Übergewicht besteht

  • Regelmäßige Kontrolle der Blutdruck- und Cholesterinwerte

  • Privat und beruflich das Stresslevel senken

  • Regelmäßige Entspannungsmethoden wie progressive Muskelentspannung

Diese Maßnahmen tragen dazu bei, das Risiko für einen erneuten Infarkt zu reduzieren. Sollten Sie erneut Hinterwandinfarkt-Symptome – oder generell starke Brustbeschwerden – bekommen, ist es wichtig, sofort zu handeln und Hilfe zu rufen.

Quellen:

Lizzo, J. M., & Chowdhury, Y. S. (2020). Posterior myocardial infarction.

Hinterwandinfarkt, in: flexikon.dockcheck.com

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