Hilfe, wenn die Seele hungert – Bulimie: Die heimliche Krankheit

Nächtliche Fressattacken bei Bulimie
Typische Symptome einer Bulimie sind Fressattacken in der Nacht Foto: shutterstock

Erschreckende Zahlen über die Ess-Brech-Sucht (medizinisch: Bulimie): Etwa drei Prozent aller 15- bis 35-jährigen Frauen leiden unter dieser Essstörung – in allen Altersgruppen dürfte es nahezu eine Million Erkrankte geben.

Die Bulimie ist eine teuflische Suchtkrankheit, der immer mehr Frauen verfallen. Die Betroffenen stopfen in regelrechten Fress-Anfällen riesige Mengen an Nahrungsmitteln in sich hinein, um sie anschließend, ehe sie verdaut sind, wieder zu erbrechen.

Obwohl selten lebensgefährlich, führt die Bulimie oft zu Stoffwechselentgleisungen, Zahnschäden, Schwäche und depressiven Zuständen. Ess-Brech-Süchtige können 15000, ja sogar 20000 Kalorien am Tag in sich hineinschlingen! Viele ess-brechsüchtige Patientinnen enden in totaler Verarmung, beginnen zu stehlen oder landen in der Prostitution, um sich Geld für die Unmengen Nahrungsmittel zu beschaffen.

Bulimie ist eine Form der Abghängigkeit

Bei der Bulimie handelt es sich um eine Abhängigkeit, die von ähnlichen körperlichen und seelischen Störungen begleitet wird wie etwa der Alkoholismus oder Drogenkonsum. Auch Bulimiker leiden unter qualvollen Entzugserscheinungen wie Zittern, Schweißausbrüchen, Unruhe und Angstzuständen. Ein hoher Anteil der Betroffenen ist gleichzeitig süchtig nach Abführmitteln, sie versuchen mit allen Mitteln, den Verdauungstrakt wieder zu entleeren.

Da die Bulimie seelische Ursachen hat, lässt sie sich kaum erfolgreich mit Hormongaben, Stimmungsaufhellern oder Beruhigungspillen behandeln. Die Umstände, die in die Bulimie geführt haben, müssen geklärt werden – und letztendlich kann nur der Seelenarzt in Gesprächen die Ursachen herausfinden: Das können verschmähte Liebe sein, Trennungsangst, sexuelle Probleme und vieles mehr.

Am ehesten finden Betroffene Hilfe bei einer Selbsthilfegruppe. Eine Anlaufadresse ist der Aktionskreis für Ess- und Magersucht.

Quelle: Das Neue, 02/2000