Hexenmilch bei Babys: Ein Grund zur Sorge?

Meist erschrecken sich Eltern, wenn plötzlich Milch aus der Brust des neugeborenen Babys tritt – ob Junge oder Mädchen. Ist die sogenannte Hexenmilch gefährlich? 

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Hexenmilch – was ist das?

Im ersten Moment erschrecken sich Mutter und Vater in der Regel vor diesem sonderlichen Phänomen, der Hexenmilch bei Babys. Doch was ist das eigentlich genau? „Dabei handelt es sich eher um eine selten auftretende Milchabsonderung aus den Brustwarzen Neugeborener”, sagt Manuela Rauer-Sell, beratende Hebamme beim Deutschen Hebammenverband.

Schnelle Entwarnung an alle besorgten Eltern: Hinter der Absonderung von Hexenmilch beziehungsweise einem milchähnlichen, weißlichen Sekret aus den Brustwarzen beim Baby steckt nichts Ernstes. Es kann sein, dass die Brustdrüsen von Mädchen – und Jungen – unmittelbar nach der Geburt anschwellen. Und bei einigen Neugeborenen kann es eben dazu kommen, dass zusätzlich zur Brustschwellung auch noch Milch aus den Brustwarzen kommt. Babys tragen in der Regel jedoch keine Schmerzen davon.

Warum der Begriff Hexenmilch?

Und woher stammt der Begriff “Hexenmilch”? Das Phänomen der Hexenmilch (Säugling) wurde schon vor langer Zeit beobachtet – genauer gesagt im 16. Jahrhundert, im Mittelalter. Die Menschen konnten sich dieses Vorkommen damals allerdings noch nicht erklären und die Wissenschaft war zudem zu wenig ausgereift.

In dieser Zeit, in der Aberglaube und die große Furcht vor dem Teuflischen die Menschheit beherrschten, wurde auch das Auftreten von Hexenmilch beim Neugeborenen auf das Übernatürliche geschoben. Aus Aufzeichnungen geht hervor, dass von Hexen vermeintlich verzauberte Vögel die Babys befallen haben sollen. Das sei der Grund für das Ausstoßen des giftigen Sekrets aus der Brust gewesen. Heutzutage wissen wir natürlich, dass all das nicht stimmt. 

Ursachen: Wodurch entsteht Hexenmilch beim Neugeborenen?

Der Grund für die Brustschwellung und für die Absonderung der Hexenmilch: Die Hormone Prolaktin und Östrogen, die unter Umständen in den Organismus des ungeborenen Babys gelangen können. Bereits während der Schwangerschaft werden diese beiden Hormone verstärkt im Körper der Mutter produziert.

Denn die mütterlichen Milchdrüsen wollen den Körper der Frau schon während der Schwangerschaft auf das Stillen vorbereiten. Das bestätigt auch Hebamme Manuela Rauer-Sell: „Mütterliche Hormone – verantwortlich für die Milchbildung – gelangen am Ende der Schwangerschaft zum kindlichen Organismus und führen dann in den Tagen nach der Geburt zu einer Brustdrüsenschwellung und eventuell auch zur Absonderung einer geringen Milchmenge aus den Brustdrüsen des Neugeborenen.”

Eine andere Theorie besagt, dass das Gehirn des Säuglings für die Hexenmilch-Produktion sorgt. Einige Wissenschaftler nehmen an, dass die Hirnanhangdrüse des Kindes nach der Geburt selbstständig Prolaktin produziert.

Hexenmilch-Behandlung: Was kann man dagegen tun?

„Eigentlich muss man nichts dagegen tun”, so die Expertin Rauer-Sell. Meistens reguliert sich der Hormonspiegel des Kindes von selbst. „In diesem Zuge schwellen auch die Brustdrüsen in der Regel innerhalb weniger Tage wieder von allein ab – und auch die Produktion der Hexenmilch stoppt. Bei Druckempfindlichkeit kann man eventuell etwas abpolstern oder vorsichtig kühlen. Bei den Hausbesuchen in der Wochenbettzeit hat die Hebamme das im Blick und berät gegebenenfalls individuell.”

Auch wenn es sich um eine seltene und harmlose Erscheinung beim Baby handelt, ist es besser, wenn Eltern dieses Phänomen im Auge behalten. Die Wochenbetthebamme sollte regelmäßig einen Blick darauf werfen und beratend tätig werden. In besonders seltenen Fällen kann sich aus den angeschwollenen Brustdrüsen eine Brustentzündung (Mastitis) entwickeln. Deshalb: Hexenmilch und Brustschwellungen bei Babys sind nichts Besorgniserregendes, allerdings auch etwas, was es zu beobachten gilt.

Darf man die Hexenmilch ausdrücken?

Hexenmilch ausdrücken – ist das eine gute Idee? Nein! Wichtig: Eltern sollten in keinem Fall, die Hexenmilch aus den Brustwarzen des Babys zu drücken. Das kann äußerst schmerzhaft für das Kind werden und unter Umständen sogar Infektionen auslösen. Die Hexenmilch wird von selbst wieder eingestellt, also einfach abwarten und gegebenenfalls den Arzt oder die Hebamme befragen.

Unsere Expertin: Manuela Rauer-Sell, beratende Hebamme beim Deutschen Hebammenverband.

Quellen:

Brusterkrankungen im Kinder- und Jugendalter, in: Korasion, Fachzeitschrift für Kinder- und Jugendgynäkologie – Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendgynäkologie e. V

Steck, Thomas; Pachmann, Heike; Hertel, Edeltraud; Morgenstern, Christel (2008), in: Kompendium der Geburtshilfe für Hebammen, Wien: Springer-Verlag