Herzstiche: Sind sie gefährlich?
Herzstiche kommen meistens wie aus dem Nichts – sie können beim Einatmen, im Liegen oder in Ruhe auftreten. Genau so schnell wie sie kommen, verschwinden sie wieder. Die Angst vor einer lebensbedrohlichen Herzkrankheit bleibt aber. Tatsächlich können verschiedene Erkrankungen des Herzens dahinterstecken. Alles zu Ursachen und Auslösern von Herzstichen und was Betroffene tun sollten.
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„Ist es ein Herzinfarkt?“, „Habe ich eine schwere Krankheit?“, „muss ich jetzt sofort ins Krankenhaus?“: Solche Fragen schießen jedem durch den Kopf, wenn sich plötzlich Herzstiche bemerkbar machen. Zwar können Herzstiche ein Symptom von akuten und chronischen Herzerkrankung sein. Aber es sind auch Ursachen möglich, die nichts mit dem Herzen zu tun haben.

Was sind Herzstiche?
Herzstiche äußern sich durch ein blitzartiges, schmerzhaftes Stechen in der Herzregion, die sich zwischen der zweiten und fünften Rippe befindet. Der Schmerz kann sowohl in Ruhe beim Sitzen oder Liegen als auch bei körperlicher oder psychischer Belastung auftreten und hält meist einige Sekunden an. In der Regel kommt das Herzstechen nicht nur einmal, sondern wiederholt vor, besonders im Falle einer Herzerkrankung.
Herzstiche: Ursachen und Auslöser
Ob Stiche im Herzen auf eine ernsthafte Erkrankung zurückgehen, lässt sich ohne ärztliche Untersuchung bei einem/einer Kardiolog:in nicht sagen. Die Häufigkeit, Dauer und Intensität der Beschwerden geben jedoch einen ersten Hinweis darauf, ob das Herzstechen einen Krankheitswert hat. Neben verschiedenen Herzerkrankungen können auch psychische Erkrankungen und Verspannungen die Beschwerden auslösen.
Herzstechen kann bei einem Herzinfarkt auftreten
Wenn die Herzstiche in den linken Arm, Unterkiefer, Hals oder in die Schultern ausstrahlen und von Atemnot, Brustenge und heftigen Schmerzen in der Brust begleitet werden, sind das starke Anzeichen für einen Herzinfarkt, der schnellstmöglich behandelt werden muss. Bei einem Herzinfarkt ist die Durchblutung der Herzmuskelzellen aufgrund von Blutgerinnseln in einzelnen verstopften Herzkranzgefäßen unterbrochen.
In der Folge sterben Herzmuskelzellen ab, was einen Herzstillstand zur Folge haben kann. Darum zählt bei einem Herzinfarkt jede Sekunde: Gleich bei den ersten Anzeichen sollte sofort der Notarzt gerufen werden!
Wichtig: Ein Herzinfarkt äußert sich bei Frauen häufig mit unspezifischen Symptomen. Der typische Vernichtungsschmerz bleibt manchmal aus. Dafür kommt es unter anderem zu Übelkeit, Erbrechen und Oberbauchschmerzen.
Unregelmäßige Herzstiche bei einer Herzinsuffizienz
Herzstiche, die zunächst unregelmäßig, aber mit der Zeit immer häufiger zu spüren sind, weisen mitunter auf eine Herzinsuffizienz hin. Das Herz ist so geschwächt, dass es nicht mehr ausreichend sauerstoffreiches Blut in den Körper pumpen kann (Linksherzinsuffizienz). Oder es wird nicht mehr genügend Blut zum Herzen zurück transportiert (Rechtsherzinsuffizienz). Das führt zu einem Sauerstoffmangel in den Organen und im Herzen.
Die Erkrankung verläuft schleichend. Betroffene merken in einem fortgeschrittenen Stadium, dass sie schwer Luft bekommen, zunächst nur bei körperlicher Belastung, später dann auch im Ruhezustand. Die Kurzatmigkeit wird häufig von Herzstichen und Herzstolpern begleitet. Hinzu kommen Erschöpfung, Wassereinlagerungen und daraus resultierend geschwollene Knöchel bei einer Rechtsherzinsuffizienz. Eine Herzschwäche entwickelt sich häufig nach einem Herzinfarkt oder einer Herzmuskelentzündung oder infolge von chronischem Bluthochdruck.
Herzstechen als Symptom der Koronaren Herzkrankheit
Sind die Herzstiche belastungsabhängig und dabei mit Anfällen von Brustenge (Angina pectoris) und Kurzatmigkeit verbunden, kommt die Koronare Herzkrankheit (KHK) als Ursache infrage. Dabei ist die Durchblutung des Herzens beeinträchtigt aufgrund von verengten Herzkranzgefäßen (Koronararterien). Die Engstellen sind die Folgen einer Arteriosklerose – die Gefäßwände verkalken durch eine Ansammlung aus Fett, Zellen und anderen Substanzen.
Ein Teil des Herzens, der vom betroffenen Gefäß versorgt wird, bekommt zu wenig Sauerstoff. In Situationen, in denen der Sauerstoffbedarf erhöht ist, wie etwa bei körperlicher Betätigung, sind die Symptome der KHK besonders stark ausgeprägt.
Begünstigt wird die Erkrankung unter anderem durch Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck, einen hohen Cholesterinspiegel und Diabetes.
Herzstiche nach einer Erkältung: Anzeichen für Herzmuskelentzündung
Eine Erkältung, die Grippe oder Corona scheint überstanden – man geht seinem Alltag wieder nach, aber fühlt sich abgeschlagen, bekommt schwer Luft und spürt ein Stechen im Herz, wenn man sich bewegt. Möglicherweise kommt Herzrasen und/oder Herzstolpern hinzu: Ein solches Symptombild kurz nach einer vermeintlich überstandenen Erkrankung ist typisch für eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis). Sie entsteht häufg infolge eines verschleppten viralen Infekts.
Denn je länger die Erkrankung andauert, desto mehr Zeit haben Viren, das Herz anzugreifen. Über das Blut gelangen sie in die Herzmuskelzellen und lösen dort eine Entzündung aus. Eine Myokarditis kann aber durch einen sogenannten Zytokinsturm verursacht werden. Dabei reagiert das Immunsystem im Rahmen einer viralen Erkrankung über, wie es beispielsweise bei Corona-Patient:innen häufig beobachtet wurde.
Bleibt die Herzmuskelentzündung unbehandelt, kann sie einen chronischen Verlauf nehmen und zu einer dauerhaften Herzschwäche führen. Außerdem sind zu jedem Zeitpunkt einer Myokarditis lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen möglich. Im schlimmsten Fall kommt es zum plötzlichen Herztod.
Herzstechen nach Impfung kann auf Herzmuskelentzündung hindeuten
Zu den nicht-infektiösen Ursachen einer Herzmuskelentzündung gehören in sehr seltenen Fällen Grippe- und Coronaimpfungen, allen voran mRNA-Impfungen. Von einer impfbedingten Myokarditis sind besonders jüngere männliche Personen und Jugendliche betroffen. Meist verläuft die Herzmuskelentzündung nach einer Corona-Impfung mild und heilt von alleine aus.
Herzstiche in Ruhe bei Herzbeutelentzündung
Nach einem viralen Infekt können Herzstiche und Schmerzen in der Brust auf eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis) zurückgehen, die sich aus einer Herzmuskelentzündung entwickeln kann. Sie wird ebenfalls durch Viren und Bakterien verursacht, aber auch durch rheumatische Erkrankungen oder einen Herzinfarkt. Charakteristisch für eine Perikarditis ist, dass die Herzstiche im Liegen und besonders auf der linken Seite stärker werden.
Der Herzbeutel ist eine Hülle aus Bindegewebe, die das Herz umgibt. Sie besteht aus zwei mit etwas Flüssigkeit gefüllten Schichten, die es dem Herz erlauben, sich ohne Reibung zusammenzuziehen und auszudehnen. Entzündet sich das Gewebe, kann das lebensbedrohlich sein. So kann sich etwa Flüssigkeit im Herzbeutel ansammeln (Perikarderguss), was die Funktion des Herzens beeinträchtigt. Im Falle einer bakteriellen Infektion bildet sich Eiter. Heilt eine Herzbeutelentzündung nicht komplett aus, besteht das Risiko eines chronischen Verlaufs, in dem das Herz zunehmend verkalkt und vernarbt („Panzerherz“).
Herzstiche beim Einatmen kann verschiedene Ursachen haben
Manchmal treten Herzstiche ausschließlich beim Atmen bzw. beim Einatmen auf. In diesem Fall sind Herzerkrankungen als Ursache eher unwahrscheinlich. Vielmehr spricht das Symptom für eine Beteiligung der Muskeln, Nerven oder Rippen. Konkret können Nerven zwischen den Rippen eingeklemmt sein oder es können Blockaden in den Rippen selbst bestehen. Möglich sind zudem muskuläre Verspannungen im Brustkorb.
Daneben kann der Ursprung des Schmerzes in den Atemorganen liegen. So ist etwa eine Lungenentzündung oder eine Entzündung des Rippenfells (Pleuritis) denkbar, die sich zusätzlich durch Kurzatmigkeit bemerkbar machen. Als Ursache für Herzstiche beim Atmen kommt zudem das Roemheld-Syndrom infrage: Durch eine übermäßige Gasansammlung entsteht Druck auf das Herz, was Symptome ähnlich einer Angina pectoris auslösen kann.
Herzstechen kann auch psychische Ursachen haben
Hinter vereinzelt auftretenden Herzstichen steckt häufig keine organische Ursache. Dennoch können sie bei Menschen, die unter einer Herzneurose (Kardiophobie) leiden, so starke Ängste hervorrufen, dass sie sich Herzbeschwerden einbilden. Zu den psychosomatischen Herzstichen können noch weitere Symptome hinzukommen, wie etwa Herzrasen, Herzklopfen oder Brustenge. Auch wenn die ärztliche Untersuchung ohne Befund bleibt, sind Betroffene davon überzeugt, an einer unentdeckten Herzerkrankung zu leiden.
Generell kann jede Form von Angst- oder Panikstörung, aber auch dauerhafte psychische Belastungen mit funktionellen Herzbeschwerden – also mit Symptomen am Herzen ohne organische Ursache – einhergehen. So sind stechende Schmerzen in der Brust und Atemnot typische körperliche Symptome einer Angstattacke.
Zudem können psychisch belastende Situationen einen Angina-pectoris-Anfall im Rahmen der Koronaren Herzkrankheit auslösen. Denn bei Stress braucht der Körper, besonders das Herz, mehr Sauerstoff. Sind jedoch ein oder gleich mehrere Herzkranzgefäße verengt, kann der Sauerstoffbedarf des Herzens nicht gedeckt werden.
Herzstechen in der Schwangerschaft
Herzstiche sind immer mit Ängsten um die eigene Gesundheit verbunden – das gilt ganz besonders, wenn sich die Beschwerden in der Schwangerschaft entwickeln. Selten ist dieses Phänomen nicht. Denn eine Schwangerschaft stellt eine große Herausforderung für das Herz dar: Das Blutvolumen nimmt zu, nicht aber die Zahl der roten Blutkörperchen. Das erschwert es dem Herzen, ausreichend Sauerstoff in die Organe zu befördern – mitunter entsteht eine Herzschwäche mit allen typischen Symptomen wie Wassereinlagerungen, Kurzatmigkeit und Herzstechen.
Besonders in den letzten Schwangerschaftswochen bis sechs Monate nach der Geburt kann die sogenannte peripartale Kardiomyopathie entstehen. Übergewicht und eine Spätschwangerschaft ab 35 gelten als Risikofaktoren. In rund 85 Prozent der Fälle heilt die Herzschwäche nach der Schwangerschaft folgenlos ab. Was aber bleibt, ist ein stark erhöhtes Risiko für weitere Herzerkrankungen, Bluthochdruck und Schlaganfall. Deswegen ist eine engmaschige Nachbetreuung wichtig.
Wann sollte man bei Herzstichen zum Arzt?
Bei regelmäßigen Herzbeschwerden sollte vorsichtshalber immer ärztlicher Rat eingeholt werden. Wenn die Herzstiche immer mehr oder mit größerer Intensität auftreten, sollte schnellstmöglich ein:e Arzt oder Ärztin aufgesucht werden, da dies auf eine ernsthafte Erkrankung hinweist.
Wird das Herzstechen von weiteren Symptomen begleitet wie etwa Atemnot, Kreislaufprobleme oder Bewusstseinsstörungen und strahlt der Schmerz in den linken Arm, Hals oder Kiefer aus, sollte sofort der Notruf abgesetzt werden.
Herzstiche: Behandlung richtet sich nach Ursache
Handelt es sich nicht um einen Herzinfarkt oder eine andere lebensbedrohliche Erkrankung und ist der Ursprung der Herzstiche unklar, wird der Arzt oder die Ärztin verschiedene Diagnoseverfahren anwenden. Im ersten Schritt erfolgt eine Blutuntersuchung, die Atem- und Herzgeräusche werden mit dem Stethoskop abgehört und es wird ein EKG gemacht. Mithilfe dieser Verfahren können erste Hinweise auf eine Herzerkrankung gewonnen oder der Verdacht entkräftet werden. Zusätzlich kann ein Belastungs- und Langzeit-EKG, ein Ultraschall vom Herzen sowie ein CT (Computertomografie) und MRT (Magnetresonanztomografie) veranlasst werden.
Wenn bei den Untersuchungen keine Auffälligkeiten festgestellt werden können, ist von einer psychischen Ursache auszugehen. In diesem Fall kann eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll sein, wenn der Leidensdruck hoch ist und eine Angst- oder Panikstörung vorliegt.
Kann das Herzstechen auf eine Herzerkrankung zurückgeführt werden, gibt es zahlreiche Therapiemöglichkeiten, die zur Heilung beitragen oder zumindest das Voranschreiten der Erkrankung verlangsamen. Fester Bestandteil chronischer Erkrankungen wie einer Herzschwäche und der Koronaren Herzkrankheit sind Medikamente. Zu den Standardmitteln gehören ACE-Hemmer, Betablocker, Acetylsalicylsäure und Diuretika (harntreibende Medikamente).
Verstopfte Herzkranzgefäße werden heutzutage häufig mithilfe einer sogenannten perkutanen transluminalen Koronarangioplastie (PTCA) geweitet. Bei dieser minimal-invasiven Technik wird durch das Handgelenk oder die Leiste ein Katheter bis in die Herzkranzgefäße geführt. Die verengte Stelle wird anschließend mit Hochdruck gedehnt und mit einer Gefäßstütze (Stent) stabilisiert. Eine Operation ist notwendig, wenn mehrere Gefäße verstopft sind oder diese sich nicht für Stents eignen.
Damit eine Herzmuskelentzündung abheilt, muss in der akuten Phase strikte Bettruhe eingehalten werden. Danach müssen Betroffene mehrere Monate lang (in der Regel sechs Monate) auf Sport und andere körperliche Belastungen verzichten. Schonung ist auch bei einer Herzbeutelentzündung überaus wichtig. Bei einer akuten Perikarditis kommen zusätzlich entzündungshemmende und fiebersenkende Medikamente zum Einsatz. Auf Antibiotika wird zurückgegriffen, wenn die Entzündung bakteriell bedingt ist.
Herzstiche – was tun?
Zur Behandlung von allen chronischen Herzerkrankungen gehört auch eine Änderung der Ernährungs- und Lebensweise. Auch wenn Herzstiche nicht auf eine Erkrankung zurückgehen, sondern stressbedingt sind, ist es wichtig, aktiv etwas für seine Herzgesund zu tun. Folgende Maßnahmen tragen dazu bei, dass Herzstiche seltener auftreten:
Stressabbau, z.B. mithilfe von Entspannungsübungen wie Yoga oder autogenes Training
eine ausgewogene nährstoffreiche sowie fett- und zuckerarme Ernährung
regelmäßige Bewegung – mindestens 21 Minuten pro Tag laut WHO-Empfehlung
mindestens zweimal die Woche moderate Sporteinheiten (besonders Ausdauersport wie Laufen, Schwimmen und Fahrradfahren stärken das Herz)
Verzicht auf Genussmittel wie Alkohol und Nikotin
Physiotherapie bei Herzstichen durch chronische Verspannungen im Brustkorb
Quellen:
Krankheitsbilder einer Herzinsuffizienz, in: ukw.de (Universitätsklinikum Würzburg)
Plötzlich herzkrank! - Wenn die Schwangerschaft aufs Herz schlägt, in: gesundheitsforschung-bmbf.de
Herzbeutelentzündung, in. usz.ch (Universitätsspital Zürich)
Koronare Herzkrankheit (KHK), in: dhzb.de (Deutsches Herzzentrum der Charité)
Myokarditis – Herzmuskelentzündung, in: dzhk.de (Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Erkrankungen e.V.)
Myokarditis nach Covid-Impfung: Was ist inzwischen bekannt?, in: herzstiftung.de
Behandlung der koronaren Herzkrankheit (KHK), in: ebd.
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