Herzmuskelentzündung nach Corona-Impfung: Entstehungs-Mechanismus entschlüsselt!
Warum kommt es in seltenen Fällen zur Herzmuskelentzündung nach einer Corona-Impfung? Dieser Frage sind Wissenschaftler:innen in einer Studie nachgegangen – und haben endlich den Grund herausgefunden.
Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.
Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Eine Impfung schützt zuverlässig vor schweren Corona-Verläufen und ist im Allgemeinen gut verträglich. In seltenen Fällen können jedoch Nebenwirkungen auftreten. Ein Team von Forschenden hat nun den Mechanismus entschlüsselt, der zu einer Herzmuskelentzündung nach der Corona-Impfung führt.
Herzmuskelentzündung nach Corona-Impfung bei jungen Männern
Die von Fachleuten Myokarditis genannte Entzündung ist nach einer Impfung mit einem mRNA-Vakzin vor allem bei Männern im Alter zwischen 14 und 30 Jahren aufgetreten. Die Fälle sind sehr selten – von 100.000 Impflingen sind rund 2,7 Prozent betroffen – und haben meist einen milden Verlauf, dennoch haben die Meldungen Ängste geschürt.
Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung verschiedener Universitäten und kardiologischer Kliniken in Deutschland und Israel hat sich daher mit der Frage befasst, wie es zu solchen gefährlichen Herzmuskelentzündungen bei jungen Männern kommt. Ihre Erkenntnisse wurden nun im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.
Studie mit 40 Proband:innen zu Impf-Myokarditis
Für die Analysen haben die Forschenden 69 Patient:innen mit Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung nach der Impfung untersucht. Bei 40 von ihnen konnte die Myokarditis nachgewiesen werden. Diese wurden im Anschluss immunologisch untersucht. Zudem verglich das Team die Daten mit denen von 125 Myokarditis-Patient:innen ohne Corona-Impfung und 214 Geimpften ohne Nebenwirkungen.
Corona-Impfung: Autoimmunreaktion schuld an Herzmuskelentzündung
Das Ergebnis: Drei Viertel der Impflinge mit Myokarditis wiesen im Blut Auto-Antikörper auf, die sich gegen einen körpereigenen Entzündungshemmer namens Interleukin-1-Rezeptor-Antagonist (IL-1-Ra) richten. Dieser soll eigentlich eine überschießende Immunreaktion verhindern, indem er an den Entzündungsbotenstoff Interleukin-1 andockt. Doch bei den Geimpften mit Herzmuskelentzündung hat der Körper Antikörper gegen IL-1-Ra gebildet – die Infektion konnte nicht wie normalerweise reguliert werden.
„Bei den Patienten mit Myokarditis findet sich meist eine atypische Form mit einer zusätzlichen Phosphorylierung des IL-1-Ra. Das Immunsystem bewertet diesen dann als körperfremde Struktur und bildet fälschlicherweise Antikörper dagegen. Dadurch wird der so wichtige körpereigene Entzündungshemmer neutralisiert und somit die Wirkung entzündungsfördernder Botenstoffe begünstigt“, schildert Dr. Lorenz Thurner Universitätsklinikums des Saarlandes (UKS), einer der Studienautoren. Bereits zuvor sind die gleichen Antikörper auch bei COVID-19-Patient:innen mit schwerem Verlauf sowie bei dem sogenannten Multisystemischen Entzündungssyndrom (MIS-C oder auch PIMS) bei Kindern nachgewiesen worden.
Vorteile der Impfung überwiegen trotz Myokarditis-Gefahr
Warum einige wenige Menschen von der IL-1-Ra-Veränderung betroffen sind, ist noch unklar. Trotz dieser Entdeckung ist der Nutzen der Impfung mit mRNA-Impfstoffen deutlich größer als die Gefahr einer Herzmuskelentzündung, davon sind die Wissenschaftler:innen überzeugt. „Man muss in diesem Kontext jedoch klarstellen, dass Impfungen gegen SARS-CoV-2 unzählige schwere Krankheitsverläufe verhindert und sehr viele Leben gerettet haben,“ betont Prof. Dr. Karin Klingel vom Universitätsklinikum Tübingen, die ebenfalls an der Studie beteiligt war. Der Schutz gegen schwere SARS-CoV-2-Infektionen und schwere Komplikationen überwiege das Risiko einer milden Herzmuskelentzündung nach einer Corona-Impfung bei weitem.
Quellen:
IL-1RA Antibodies in Myocarditis after SARS-CoV-2 Vaccination in: nejm.org
Möglicher Mechanismus bei der Entstehung von Myokarditis nach SARS-CoV-2-Impfung entdeckt in: idw-online.de