Herzinfarkt-Risiko: 7 Anzeichen im Mund, die Sie nicht ignorieren sollten

Studien zeigen einen verblüffenden Zusammenhang zwischen der Herz- und der Zahngesundheit. Ein Blick in den Mund kann mitunter aufschlussreich bei der Frage sein, wie gefährdet man ist, einen Herzinfarkt zu erleiden. Es gibt bestimmte Anzeichen im Mund, die aufhorchen lassen sollten.

Eine Frau schaut sich ihre Zähne im Spiegel an
Eine schlechte Zahngesundheit ist ein wichtiger Indikator für das Herzinfarkt-Risiko Foto: iStock/Vesna Andjic
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Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte sowie ungünstige Lebensstilfaktoren wie ungesunde Ernährung, Rauchen und Bewegungsmangel gelten im Hinblick auf das Herzinfarkt-Risiko als sogenannte Prädiktoren: Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit eines Infarkts vorhersagen. Je mehr dieser Faktoren eine Person aufweist, desto gefährdeter ist sie, im Laufe ihres Lebens einen Herzinfarkt zu erleiden. Aber auch Veränderungen im Mundraum können früh auf ein erhöhtes Risiko hindeuten.

Wie entsteht ein Herzinfarkt?

In den häufigsten Fällen geht ein Herzinfarkt auf verstopfte Koronararterien (Herzkranzgefäße) zurück. Wenn eines oder mehrere Gefäße, die das Herz mit Blut versorgen, verstopfen, stirbt Gewebe im betroffenen Bereich ab. Die für einen Herzinfarkt typischen Symptome wie Brustschmerzen, Schwäche und Atemnot entstehen, weil das Herz nicht mehr genügend Sauerstoff erhält. Ein Herzinfarkt, der durch verengte Herzkranzgefäße ausgelöst wird, ist das Resultat eines Prozesses, der viele Jahre und Jahrzehnte unbemerkt abläuft. Denn eine Koronararterie kann nur verstopfen, wenn sich Fett und Kalk in der Arterienwand ablagert (Arteriosklerose).

Herzinfarkte ohne einen Arterienverschluss sind meist Folge einer chronischen Herzerkrankung wie einer Herzschwäche oder eines Herzklappenfehlers.

Volkskrankheit erhöht Herzinfarkt-Risiko

Es ist hinreichend bekannt, dass es Erkrankungen gibt, die das Herzinfarkt-Risiko erhöhen, obwohl sie nicht direkt mit dem Herzen in Verbindung stehen – dazu zählen Bluthochdruck und Diabetes. Beide Erkrankungen schädigen die Blutgefäße, sodass sich darin leichter Ablagerungen bilden können. Weitaus weniger bekannt ist, dass auch eine unbehandelte Paradontitis eine erhebliche Gefahr für die Herzgesundheit darstellt.

Das Ergebnis einer im Jahr 2022 veröffentlichten Kohortenstudie aus Schweden beweist dies eindrücklich: Die Proband:innen, die am Anfang der Studie unter Paradontitis litten, hatten im Vergleich zu Personen mit guter Zahngesundheit ein um 49 Prozent höheres Risiko, in den folgenden sechs Jahren einen Herzinfarkt zu erleiden. Das Risiko war umso höher, je stärker die Erkrankung ausgeprägt war.

Am Anfang einer Paradontitis steht häufig eine schlechte Mundhygiene. Vermehren sich die Bakterien im Mundraum, entzündet sich zunächst das Zahnfleisch (Gingivitis). Wenn die Zahnfleischentzündung nicht behandelt wird, kann sie sich zu einer Paradontitis entwickeln, bei der die Entzündung auf den zahntragenden Teil des Kieferknochens (Parodontium) übergeht. Knochen und Gewebe des Zahnhalteapparats können so stark erodieren, dass die Zähne locker werden oder ausfallen.

Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Alter: Laut Bundeszahnärztekammer haben rund die Hälfte der 34- bis 44-jährigen eine moderate bis schwere Paradontitis. Bei den 65- bis 74-jährigen sind es sogar zwei Drittel. Auch jüngere Menschen können betroffen sein, wenn sie eine erbliche Veranlagung dazu haben. Insgesamt leiden laut Schätzungen 11,5 Millionen Menschen hierzulande an Paradontitis.

Zusammenhang zwischen Paradontitis und Herzinfarkt

Es ist noch nicht ganz klar, warum eine Paradontitis einen Herzinfarkt begünstigen kann. Expert:innen haben zwei verschiedene Thesen: Entweder lagern sich Bakterien, die durch kleine Wunden im Mund in die Blutbahn gelangen, in den Gefäßwänden ab. Oder die durch die chronische Entzündung ausgeschütteten Botenstoffe greifen die Gefäße an. Dass Entzündungsherde im Körper mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammenhängen, ist wissenschaftlich bewiesen.

Darüber hinaus haben Paradontitis und Herzinfarkt die gleichen Risikofaktoren, wie etwa chronischer Stress, Rauchen, Diabetes – und Bluthochdruck. Studien konnten zeigen, dass der systolische Wert bei Menschen mit Paradontitis im Vergleich zu Menschen mit gesundem Zahnhalteapparat um 4,5 mmHg höher ist. Eine schlechte Zahngesundheit kann somit auf einen ungünstigen Lebensstil und/oder Erkrankungen hinweisen. Umgekehrt ist eine gute Zahngesundheit ein Zeichen für körperliche Gesundheit.

7 Symptome, die auf eine Paradontitis hindeuten

Am Anfang läuft eine Paradontitis häufig unbemerkt ab. Typische Symptom wie Zahnfleischbluten oder eine veränderte Zahnstellung können als normale Begleiterscheinungen des Alters abgetan werden. Bei Raucher:innen kommt es zudem oftmals nicht zu Zahnfleischbluten, weil die Durchblutung gestört ist. Auch Mundgeruch – ein wichtiges Anzeichen für ein Bakterienungleichgewicht im Mund – merken viele Betroffene nicht.

Für sich betrachtet sind die meisten Symptome keine Anzeichen für eine Erkrankung des Zahnhalteapparats. Wer jedoch mehrere der folgenden Symptome hat, sollte einen Zahnarzttermin vereinbaren – denn in diesem Fall ist eine Parodontitis sehr wahrscheinlich:

  • Empfindliche Zahnhälse – Schmerzen durch kalte, warme oder saure Lebensmittel

  • Mundgeruch trotz Zähneputzen

  • Geschwollenes und tiefrotes Zahnfleisch

  • Zahnfleischbluten

  • Zähne wirken lang, weil sich das Zahnfleisch zurückzieht

  • Veränderung der Zahnstellung

  • Lockere Zähne

Wie kann man eine Paradontitis verhindern?

Auch wenn eine genetische Veranlagung zu Paradontitis besteht, muss es nicht zu einer Erkrankung kommen. Zur Erhaltung der Zahngesundheit sind eine gute Mundhygiene und regelmäßige Zahnarztbesuche im Halbjahrestakt Grundvoraussetzung. Wichtig ist aber auch, zugrundeliegende Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes zu behandeln. Daneben sollte auf einen gesunden Lebensstil geachtet werden, wozu Stressabbau, ausgewogene Ernährung und Rauchverzicht gehören. Diese Maßnahmen verhindern nicht nur eine Paradontitis, sie kommen auch dem Herzen zugute.

Quellen:

Erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko durch Parodontitis, in: bzaek.e (Bundeszahnärztekammer)

Volkskrankheit Parodontitis: Wer besonders gefährdet ist, in: ebd.

G. Ferrannini: Periodontitis and cardiovascular outcome - a prospective follow-up of the PAROKRANK cohort, ESC Congress 2021 – The Digital Experience; 27. bis 30. August 2021