Herzinfarkt – Erste Hilfe: Das sollten Sie nicht tun!

Bei einem Herzinfarkt erste Hilfe zu leisten, ist lebenswichtig und unverzichtbar. Aber was genau soll man tun bei einem Herzinfarkt? Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt, auf eine bekannte Maßnahme zu verzichten. Wie erste Hilfe bei Herzinfarkt richtig geht.

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Bei einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) kommt es zu einem plötzlichen Verschluss von einer oder mehreren Herzkranzarterien (Koronararterien). Die Folge: Der Herzmuskel kann nur unzureichend oder gar nicht mehr mit Blut versorgt werden. Deshalb ist bei einem Herzinfarkt erste Hilfe extrem wichtig. Sie sollte sofort eingeleitet werden. Aber wie führt man sie richtig durch?

Frau beugt sich über einen Mann, der auf dem Boden liegt
Wie leistet man bei einem Herzinfarkt richtig erste Hilfe? Foto: iStock/Pixel_away

Warum beim Herzinfarkt erste Hilfe so wichtig ist

Wird der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt, stirbt der betroffene Teil ab, sofern das Gefäß nicht binnen weniger Stunden wieder geöffnet wird. Wie stark die Schädigung des Herzens ist, hängt davon ab, wie lange die Durchblutung gestört ist und wie groß das verschlossene Gefäß ist. Ist die Herzkranzarterie groß, stirbt ein größerer Teil ab, als wenn das Gefäß klein ist. Im ersten Fall kommt es möglicherweise zu einem sofortigen Herzstillstand, beim zweiten kann der Infarkt sogar unbemerkt bleiben.

Je größer der betroffene Teil des Herzmuskels ist, desto schwieriger wird die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen. Vor allem das Gehirn ist gefährdet – ohne Sauerstoff sterben sehr schnell Gehirnzellen ab. Wichtige Organe wie Lunge und Leber können ihre Arbeit nicht mehr ausführen: Die Person stirbt innerhalb weniger Stunden oder Tage. Kommt es zum Kammerflimmern, hört das Herz abrupt auf zu pumpen. Nach drei Minuten ohne Sauerstoff ist das Gehirn schwer geschädigt, der Tod tritt innerhalb von wenigen Minuten ein.

Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung sterben in Deutschland jährlich rund 65.000 Menschen an den Folgen eines plötzlichen Herzstillstandes – auch plötzlicher Herztod genannt – und über 49.000 am Herzinfarkt. Sofortige Maßnahmen bei Herzinfarkt sind daher unbedingt einzuleiten, denn jede Minute zählt.

Die Symptome eines Herzinfarkts: Darauf sollten Sie achten!

Einige Anzeichen sind typisch für einen Herzinfarkt. Sie können, müssen jedoch nicht auftreten – bei dem sogenannten stummen Herzinfarkt beispielsweise fehlen sie ganz. Zudem sind die Herzinfarkt-Symptome meist unterschiedlich stark ausgeprägt.

Das sind Alarmzeichen:

  • Anhaltende brennende oder drückende Schmerzen im Brustkorb

  • Engegefühl im Brustkorb

  • Atemnot

  • Schmerzen, die in den linken Arm, den Oberbauch, den Rücken, die Schulterblätter, oder Hals und Kiefer ausstrahlen

Oftmals gesellen sich auch unspezifische Symptome hinzu, zum Beispiel Übelkeit, Schwitzen, kalter Schweiß, Schwäche oder Todesangst. Viele Betroffene haben auch eine blass-graue Gesichtsfarbe.

Andere Herzinfarkt-Symptome bei der Frau

Bei Frauen treten diese typischen Zeichen möglicherweise gar nicht auf, vor allem, wenn sie älter sind. Ein Herzinfarkt bei Frauen äußert sich häufig durch unspezifische Beschwerden wie starke Oberbauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Kurzatmigkeit, Müdigkeit oder Schwindel. Frauen, die sich extrem schlecht fühlen, sollten unbedingt an einen Herzinfarkt denken.

Herzinfarkt-Maßnahmen: Keine Mund-zu-Mund-Beatmung!

Vielfach wird bei einem Myokardinfarkt eine Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung empfohlen, um dem Körper Sauerstoff zuzuführen. Bei einem plötzlichen Herzstillstand ist jedoch erst mal noch genügend Sauerstoff im Blut vorhanden, bis der Rettungswagen innerhalb von acht bis zehn Minuten eintrifft. Was dem Körper in dieser Zeit fehlt, ist nicht der Sauerstoff, sondern der Blutfluss, der den Sauerstoff durch die Gefäße transportiert.

Die Deutsche Herzstiftung rät ungeschulten Menschen ausdrücklich von der Mund-zu-Mund-Beatmung ab – sie könnte eher schaden als nutzen.

Doch warum wird davon abgeraten? Dazu heißt es auf der Website der Deutschen Herzstiftung: „Die Herzdruckmassage erzeugt einen künstlichen Blutkreislauf und transportiert dadurch Blut und damit Sauerstoff zum Gehirn. Wird dieser Blutkreislauf unterbrochen, beispielsweise durch eine Mund-zu-Mund-Beatmung, kommt es sofort zum Absterben tausender Gehirnzellen, bis hin zum Gehirntod. Deshalb gilt für die Wiederbelebung durch Laien: kontinuierliche Herzdruckmassage, bis das Rettungsteam da ist, und keine Beatmung!“

Es gibt aber auch Ausnahmen, etwa bei einem Herz-Kreislaufstillstand durch Ertrinken. Auch Babys und (Klein-)Kinder sollten beatmet werden, da die Ursache für den Kreislaufstillstand in den meisten Fällen nicht durch Herzversagen, sondern durch Atemfunktionsstörungen hervorgerufen wird. Es droht akutes Ersticken. In diesem Fall ist eine Beatmung überlebenswichtig.

Wenn man aber bei einem Herzinfarkt die betroffene Person nicht beatmen soll – was sollte man stattdessen tun?

Was tun bei Herzinfarkt?

Eine Datenauswertung aus Schweden hat belegt, dass das Beatmen durch Laien gar nicht notwendig ist, um Leben zu retten. Im Gegenteil: Nachdem die Richtlinie zur ersten Hilfe bei einem Herzinfarkt in Schweden geändert und Laien nur noch die Herzdruckmassage empfohlen wurde, wuchs die Zahl der Rettungsversuche deutlich an.

Zu den Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Herzinfarkt gehört demnach auf jeden Fall die Herzdruckmassage. Sie ist unverzichtbar bei der Wiederbelebung und sorgt dafür, dass das Blut durch den Körper fließt und vor allem das Gehirn mit Sauerstoff versorgt wird. Die Herzdruckmassage sollte daher in jedem Fall durchgeführt werden.

Herzinfarkt: Person ist bei Bewusstsein

Bei einem Herzinfarkt ist es im ersten Schritt wichtig zu prüfen, ob die Person bei Bewusstsein ist oder nicht. Wenn ja, muss sofort ein Rettungswagen gerufen werden. Dies gilt natürlich auch, wenn Sie selbst die Beschwerden haben. Dann zählt die richtige Lagerung bei Herzinfarkt: Er oder sie sollte schonend und bequem mit erhöhtem Oberkörper gelagert werden, damit das Blut nach unten fließt – so wird das Herz entlastet.

Keinesfalls sollte man bei einem Herzinfarkt die sogenannte Schocklage anwenden, bei der die Beine hochgelagert werden: So fließt das Blut zum Herzen und belastet dieses zusätzlich.

Öffnen Sie enge Kleidung, machen Sie gegebenenfalls ein Fenster auf und schirmen sie den Menschen von anderen ab. Betreuen und beruhigen Sie die Person bis zum Eintreffen des Notarztes und beobachten Sie den Kreislauf.

Die stabile Seitenlage bei Herzinfarkt eignet sich nur, wenn der- oder diejenige bewusstlos ist, aber atmet. Die Atmung muss ständig kontrolliert werden, bis der Rettungswagen eintrifft, denn es droht ein Atem- und Herzstillstand. Ist der Mensch bewusstlos und atmet nicht mehr oder nicht normal – wozu auch Röcheln oder Schnappatmung zählen – müssen Sie im Falle eines Herzinfarkts die Erste-Hilfe-Maßnahmen sofort einleiten. Diese bestehen aus verschiedenen Schritten.

Erste Hilfe bei Herzinfarkt: So handeln Sie richtig bei Herzstillstand

Um der bewusstlosen Person unverzüglich zu helfen, sollten Sie in diesen drei Schritten vorgehen:

Grafik erste Hilfe
Foto: PraxisVITA/Vivian Mule

1. Prüfen: Ist es ein Herzinfarkt?

Hängt die Bewusstlosigkeit mit einem Herzinfarkt zusammen? Dazu sollten Sie die- oder denjenigen laut ansprechen, etwa nach dem Namen oder dem Befinden fragen. Gibt es keine Reaktion und können Sie auch keine Atmung durch Heben und Senken des Brustkorbs feststellen, handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Herzinfarkt mit Herzstillstand.

2. Rufen: Sofort 112 wählen

Bevor Sie etwas anderes unternehmen, muss erst der Notruf gewählt werden. Trotz dieser extremen Stresssituation ist es sehr wichtig, genaue Angaben zu machen – und gleich den Verdacht auf Herzinfarkt zu nennen. Außerdem sollten Sie den Namen der Person (auch am Klingelschild), Adresse (mit Stockwerk) und Beschwerden angeben. 

3. Drücken

Haben Sie einen Rettungswagen gerufen, sollten Sie sofort mit der Herzdruckmassage beginnen. Dazu muss der oder die Betroffene auf dem Rücken auf einer möglichst harten Unterlage, am besten auf dem Boden, liegen. Öffnen Sie die Kleidung am Oberkörper und knien Sie sich neben die Person, oberhalb des Brustkorbs.

Nun legen Sie die Handballen übereinander mit gestreckten Armen auf die Mitte des Brustkorbs und beginnen, rhythmisch von oben zu drücken. Scheuen Sie sich nicht, kräftig zu drücken – etwa fünf bis sechs Zentimeter Tiefe sind nötig. Danach wieder ganz entlasten, die Hände bleiben jedoch auf dem Körper, dann wird wieder Druck ausgeübt.

Wichtig ist es auch, schnell zu drücken: 100- bis 120-mal pro Minute. Denken Sie an den Bee-Gees-Hit „Staying alive“ und nehmen Sie den Rhythmus auf. Fahren Sie fort, bis die notärztliche Hilfe eintrifft oder die- bzw. derjenige wieder zu Bewusstsein kommt. Setzt die Atmung bei weiter bestehender Bewusstlosigkeit wieder ein, sollte die Person in die stabile Seitenlage gebracht werden, um ein Ersticken zu verhindern.

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Foto: PraxisVITA/Vivian Mule

Herzinfarkt: Erste Hilfe ist vorgeschrieben

Auch wenn Sie jemandem bei der Wiederbelebung zum Beispiel die Rippen brechen, werden Sie nicht belangt. Im Gegenteil: Wenn Sie die erste Hilfe unterlassen, können Sie laut §323c des Strafgesetzbuches (StGB) bestraft werden. Denn pro Minute sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um zehn Prozent – ohne Notfallmaßnahmen bei Herzinfarkt stirbt die Person oder es bleiben schwerste Hirnschäden zurück. Es gilt immer: Alles ist besser, als nichts zu tun.

Bei Herzinfarkt als erste Hilfe Aspirin?

Was tun bei Verdacht auf Herzinfarkt, wenn man zum Beispiel allein zu Hause ist? Rufen Sie als allererstes auch einen Rettungswagen unter 112. Dann empfehlen Expert:innen die Gabe von Acetylsalicylsäure (ASS), die zum Beispiel in Aspirin enthalten ist. Durch die Blutverdünner wird ein weiterer Gefäßverschluss verhindert – eine Tablette kann das Sterberisiko um bis zu 25 Prozent senken.

Weitere Sofortmaßnahmen bei Herzinfarkt

Ein „Automatisierter Externer Defibrillator“ (AED) kann eine sehr gute Hilfe bei Herzinfarkt sein, sofern einer in der Nähe ist. Dies gilt vor allem, wenn es zum Kammerflimmern kommt, denn in dem Fall reicht eine Herzdruckmassage nicht aus. Der Defibrillator „schockt“ das Herz und kann es wieder zum Schlagen bringen. Schalten Sie ihn ein und folgen Sie einfach der Sprachanleitung des Gerätes.

Wichtig: Ohne Kammerflimmern geht die Herzdruckmassage vor – sind Sie allein, sollten Sie diese ununterbrochen vornehmen. Sind noch andere Personen anwesend, kann einer den AED holen, während Sie beim Herzinfarkt erste Hilfe leisten.

Quellen:

Richtiges Verhalten bei Herzinfarkt und Herzstillstand, in: herzstiftung.de

Empfehlung Herzdruckmassage ohne Atemspende, in: herzstiftung.de

Notfall: Herzinfarkt, in: gesundheit.gv.at

Herzinfarkt, in: drk.de

Survival in Out-of-Hospital Cardiac Arrest After Standard Cardiopulmonary Resuscitation or Chest Compressions Only Before Arrival of Emergency Medical Services, in: ahajournals.org

Erstversorgung bei Herzinfarkt: ASS, Morphin und Nitro unverzichtbar, in: arznei-telegramm.de