Herzfit mit 40, 50, 60+
- So bleibt unser Herz stark und gesund
- Herzfit mit 40, 50, 60+
- Das sollten Frauen über ihr Herz wissen
Wie kann ich meinen Herzmuskel trainieren? Warum mag mein Herz kein Schweinefleisch? Der Kardiologe Prof. Dr. Heribert Schunkert erklärt, was wir über unsere Herzgesundheit wissen müssen.
Prof. Dr. Heribert Schunkert ist Kardiologe und Direktor der Klinik für Erwachsenenkardiologie am Deutschen Herzzentrum München: „Der beste Schutz für ein Männerherz beim Herzinfarkt ist die Ehefrau.“
20 Fragen an unser wichtigstes Organ
1. Kündigt sich ein Herzinfarkt vorher an?
Leider kommt jeder zweite Herzinfarkt völlig unerwartet. Plötzlich verschließt ein Gerinnsel ein Herzkranzgefäß, der Herzmuskel wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, Herzgewebe stirbt ab. Bei vielen zeigen sich die Vorboten des Infarkts jedoch schon Wochen vorher – meist mit den typischen Symptomen einer Angina Pectoris: Schmerzen in der Brust, Atembeschwerden – vor allem bei Anstrengung –, Herzklopfen, Übelkeit, Bauch- oder Rückenschmerzen.
2. Ist ein Herzinfarkt für einen Laien zu erkennen?
Nicht unbedingt! Viele Patienten berichten allerdings, dass sie von der ersten Sekunde an Todesangst hatten. Die Schmerzen waren dann so stark, dass die Patienten sie als geradezu vernichtend beschreiben. Man muss fast sagen: Diese Patienten haben Glück. Untersuchungen belegen, dass Infarkte mit unspezifischen Symptomen gefährlicher sind, weil die Patienten sich später oder gar keine Hilfe holen. Die Deutsche Herzstiftung rät: Bei starken Brustschmerzen, die zuvor noch nie aufgetreten sind, sofort in die Brustschmerzambulanz!
3. Die Frau gilt als bester Schutz fürs Männerherz. Warum?
Fast 30 Prozent der Infarktpatienten sterben, weil sie die ersten Symptome ignorieren. Dadurch werden Frauen häufig zu Lebensrettern! Studien haben nachgewiesen, dass Frauen oft ein sehr feines Gespür dafür haben, ob die Symptome ihres Mannes gefährlich sind. Sie sind es, die dann meist für ihren Mann den Notarzt rufen. Andersherum funktioniert das übrigens nicht so gut. Männer raten häufig dazu, abzuwarten – sind in der akuten Situation also eher keine so guten Ratgeber.

4. Warum werden Frauen mit Herzinfarkt oft erst falsch behandelt?
Es ist leider so, dass eine Frau ganz andere Symptome zeigt als ein Mann. Eine Frau kämpft eher mit Übelkeit und Erbrechen. Sie erleidet einen Kollaps oder einen Schwächeanfall. Dadurch werden Frauen – wenn sie überhaupt Hilfe rufen und sich nicht einfach ins Bett legen – von den Notärzten immer wieder in die falsche Abteilung des Krankenhauses transportiert: in die Gastroenterologie. Dort werden sie dann fälschlicherweise erst einmal auf Magen behandelt.
5. Ist Herzstechen gefährlich?
Wenn es bei Entspannung und nur für ein paar Sekunden auftritt, ist es vollkommen unbedenklich. Meist hat sich dann ein Muskel im Rücken oder Brustbereich verspannt oder ein kleines Gelenk verkantet. Das hat dann nichts mit dem Herzen zu tun. Bedenklich wird es, wenn das Stechen bei Belastung auftritt und mehrere Minuten anhält. Dann unbedingt einen Arzt aufzusuchen!
6. Warum zeigt eine Frau andere Symptome als ein Mann?
Diese Frage können die Wissenschaftler bislang nicht beantworten. Eventuell hat das hormonelle Ursachen. Fest steht: Der Ablauf der Erkrankung ist bei Männern und Frauen identisch – lediglich die subjektive Wahrnehmung unterscheidet sich. Aber das ist nicht der einzige Unterschied: Eine Frau erkrankt im Schnitt 10 bis 15 Jahre später als ein Mann. Dafür liegt ihre Sterblichkeit höher: bei 43 Prozent gegenüber 37 Prozent bei den Männern.
7. Was macht Katheter-Untersuchungen riskant?
Bei etwa einer von 1000 Katheter-Behandlungen kommt es zu ernsthaften Komplikationen. Das Problem: Diese Komplikationen sind nicht vorhersehbar. Der Kardiologe schiebt den Katheter durch Venen und Arterien, die er natürlich nicht einsehen kann. Hat sich in einer dieser Arterien nun Plaque gebildet, der blumenkohlartig in die Höhe, also in das Gefäßlumen hinein, wächst, kann es passieren, dass der Katheter diesen Plaque abreißt. Und das kann zum Herzinfarkt, Schlaganfall oder zu Nierenproblemen führen.

8. Spüre ich Herz-Rhythmus-Störungen?
Grundsätzlich gilt: Herzstolperer werden eher im Ruhezustand bemerkt als bei Aktivität. Und: Übergewichtige spüren ihre Herzstolperer seltener als schlanke Menschen. Aber das ist kein Problem: Diese gelegentlichen Stolperer kommen bei jedem vor und sind meist ungefährlich. Solche sogenannten Extrasystolen sind versehentlich ausgelöste Extra-Herzschläge, die das Herz kurzzeitig aus dem Takt bringen. Wer allerdings mehrmals täglich Herzrhythmus-Störungen verspürt, sollte einen Arzt aufsuchen.
9. Kündigt sich ein plötzlicher Herztod an?
Im klassischen Sinne spricht man vom plötzlichen Herztod, wenn ein Mensch schlagartig tot umfällt. Bei Erwachsenen ist meist ein Herzinfarkt der Auslöser, bei Kindern eine heftige Herz-Rhythmus-Störung. Fast immer liegt diesem Herztod eine Erkrankung zugrunde. Dementsprechend gibt es meist durchaus Symptome, die von den Betroffenen nur leider nicht rechtzeitig als Herzproblem erkannt wurden. Dies erfährt man als Arzt, wenn der plötzliche Herztod überlebt wurde, eine Reanimation also erfolgreich war.
10. Wie kann ich mein Herz trainieren?
Besonders empfehlenswert: Ausdauersport. Früher sollten sich Patienten mit einer Herzschwäche schonen. Heute weiß man: Das war falsch! Wer regelmäßig trainiert, muss seltener in die Klinik, und auch das Risiko, frühzeitig zu sterben, sinkt. Mit regelmäßigem Training lässt sich sogar die Leistungskraft des Herzens bis zu 25 Prozent steigern.

11. Bekommt mein Herz auch Muskelkater?
Muskelkater entsteht, wenn wir unsere Skelettmuskulatur zu stark beanspruchen. Dann reißen kleinste Muskelfasern – das schmerzt. Das kann im Herzen nicht passieren. Zudem hat das Herz – wie das Gehirn – kein Schmerzempfinden. Gerade das macht es oft so schwierig, eine Störung rechtzeitig zu erkennen.
12. Womit kann ich meinem Herzen etwas Gutes tun?
Das Beste ist gesunde Ernährung und Sport! Nachts kommt das Herz zur Ruhe: Der Puls verlangsamt sich, der Blutdruck sinkt. In diesem Moment greift der Sport-Effekt: Sportler haben einen deutlich niedrigeren Ruhepuls als Nichtsportler – unser Herz kann sich ausruhen. Gleichzeitig verhindert regelmäßiger Sport Übergewicht, und das bedeutet für unser Herz Dauerstress.
13. Wie kann ein 40-Jähriger sein Herz schützen?
Ab dem 40. Lebensjahr schaltet der Körper auf Sparflamme – das Stoffwechseltempo sinkt um bis zu 15 Prozent, die Muskelmasse reduziert sich, die Menschen setzen mehr Fett an. Das belastet unser Herz. Da wir aber weiterhin genauso viele Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente benötigen, macht eine reine Diät nicht unbedingt Sinn. Stattdessen sollte man sich mehr bewegen, um die zugeführte Energie auch wieder zu verbrauchen. Außerdem empfehle ich den „Check-up 35“, den Krankenkassen ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre übernehmen – zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Krankheiten. Denn: Ab dem 40. Lebensjahr ist der Herzinfarkt die häufigste Todesursache.
14. Leben Menschen mit niedrigem Ruhepuls länger?
Wer mit einem Ruhepuls von mehr als 70 Schlägen pro Minute durchs Leben geht, hat ein erhöhtes Risiko, in den kommenden Jahren zu sterben. Meist leben Menschen mit einem niedrigen Ruhepuls – so lange er nicht unter 50 sinkt – tatsächlich länger. Gründe für einen schnellen Puls: Rauchen, hoher Kaffee- oder Alkoholkonsum.
15. Warum mag mein Herz kein Schweinefleisch?
Rotes Fleisch ist generell eher ungesund fürs Herz - aus verschiedenen Gründen. Etwa wegen des hohen Fettgehalts, wobei Schweinefleisch deutlich fetter als Rind ist. Denn ähnlich wie hohe LDL-Cholesterinwerte sind auch erhöhte Triglycerid-Blutfett-Werte ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

16. Warum ist die Lebensmitte besonders wichtig fürs Herz?
Bei vielen steigt ab 40 plötzlich der Blutdruck. Bei den Frauen ist ab 45 mehr als jede Vierte, bei den Männern fast jeder Dritte betroffen. Da ein hoher Blutdruck vorerst keine Beschwerden verursacht, bekommen viele das gar nicht mit. Ganz im Gegenteil: Deshalb sollte man den Blutdruck mindestens einmal im Jahr kontrollieren lassen. Rund die Hälfte aller Herzinfarkte könnte durch rechtzeitiges Absenken des Blutdrucks verhindert werden!
17. Wie bleibt ein 50-Jähriger herzgesund?
Ab dem 50. Lebensjahr sollte man regelmäßig seine Blutdruck- und Cholesterinwerte überprüfen lassen. Bluthochdruck und Blutfette sind die Hauptursachen für Schlaganfälle und Herzinfarkte. Allerdings haben Studien gezeigt, dass sich das Risiko für eine koronare Herzerkrankung auch mit 50 noch senken lässt. Schon mit zweieinhalb Stunden Bewegung pro Woche – wie Spazierengehen oder Gartenarbeit – ließen sich im Blut nachweislich die Entzündungsmarker senken. Es ist nie zu spät, mit körperlicher Bewegung anzufangen! Und zur Not müssen Medikamente dafür sorgen, dass Blutdruck und Cholesterin in Ordnung kommen.
18. Was muss ein 60-Jähriger beachten?
Die Blutgefäße sind inzwischen deutlich weniger elastisch. Dazu sind sie häufig verengt. Dadurch wird das Herz schlechter versorgt. Gleichzeitig verstopfen winzige Gefäße. Diese „Mini-Infarkte“ fallen zwar nicht auf, können aber die Leistung des Herzens mindern. Deshalb zum Schutz der Gefäße: dem geringeren Verbrauch angepasst essen. Viel Obst, Gemüse, Nüsse, Olivenöl und Omega-3-Fettsäuren haben eine günstige Wirkung. Und natürlich: Bewegung. Bereits ein täglicher Spaziergang von 20 Minuten wirkt sich bei 60- bis 80-Jährigen positiv auf ihre Herz-Kreislauf-Gesundheit aus. Wer längere Runden läuft – umso besser …

19. Ist Kälte gefährlich fürs Herz?
Kälte kann insbesondere bei vorgeschädigten Adern zu einer Verkrampfung der Gefäße führen. Der Betroffene spürt dies als typische Brustenge, die sogenannte Angina Pectoris. Außerdem können sich die Adern durch Kälte weiter zusammenziehen. Für einen herzgesunden Menschen ist das ungefährlich. Aber meinen Herzpatienten rate ich, abrupte Temperaturwechsel zu vermeiden. Also auch keine Kälte-Tauchbäder nach der Sauna, sondern eher Arme und Beine vorsichtig abkühlen.
20. Können Schmerzmittel einen Infarkt auslösen?
Frei verkäufliche Schmerzmittel wie Ibuprofen, Paracetamol oder Diclofenac stehen im Verdacht, das Risiko für einen akuten Herzinfarkt zu erhöhen. Kritisch ist die dauerhafte Einnahme – vor allem, wenn die Mittel in hohen Dosierungen eingenommen werden. Zusätzlich erhöht sich laut Studien die Wahrscheinlichkeit, einen plötzlichen Herzstillstand zu erleiden. Bei Diclofenac demnach um 50 Prozent, bei Ibuprofen um 31 Prozent.
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