Herpes bei Kindern – wie gefährlich ist das eigentlich?

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Immer wieder hört man, dass eine Infektion mit Herpesviren schwerwiegende Folgen für Babys haben kann, obwohl es sich doch um etwas für uns Erwachsene so harmloses wie ein Lippenbläschen handelt. Ist das wirklich so? Wie häufig kommt Herpes bei Kindern eigentlich vor? Und was sollten Eltern dann beachten?

Das sagt die Kinderärztin Dr. Nadine Hess:

Herpes bei Kindern wird durch ein Virus (Herpes simplex) ausgelöst, das sich in zwei Gruppen einteilen lässt: Herpes simplex 1 und 2, kurz HSV-1 und HSV-2. HSV-1 infiziert eigentlich nur Bereiche oberhalb des Bauchnabels, ist also der typische Erreger für Lippenherpes, HSV 2 ist auch als Genitalherpes bekannt. Fast jeder Mensch kommt im Laufe seines Lebens mit dem Herpesvirus in Kontakt, aber nicht alle entwickeln die bekannten Herpesbläschen an Lippen oder anderen Körperstellen.

Da das Virus im Körper bleibt – auch wenn die Symptome verschwunden sind –, kann es immer wieder zu „Ausbrüchen“ kommen. Besonders, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Jeder, der unter wiederkehrendem Lippenherpes leidet, kennt das: Hat man viel Stress oder ist eine Erkältung im Anflug, meldet sich ein Kribbeln an der Lippe, das ein Herpesbläschen (Vesicula) ankündigt. Auch Ekel und starke Sonneneinstrahlung wie im Skiurlaub können eine neue Vesicula auslösen. Problematisch ist das jedoch aus medizinischer Sicht in der Regel nicht – zumindest für Erwachsene.

Kinderärztin Dr. Nadine Hess
Dr. Nadine Hess: "Infiziert sich eine Mutter erstmals während der Schwangerschaft mit dem Herpesvirus, kann sich – wenn auch nur in sehr seltenen Fällen – das Kind ebenfalls anstecken." Foto: Fotolia

Herpes in der Schwangerschaft – Gefahr für ungeborene Kinder?

Für Ungeborene kann das Virus aber sehr wohl gefährlich sein, außerdem während der Geburt und für das Neugeborene (ungefähr noch in den ersten 4-8 Wochen nach der Geburt). Infiziert sich eine Mutter erstmals während der Schwangerschaft mit dem Herpesvirus, kann sich – wenn auch nur in sehr seltenen Fällen – das Kind ebenfalls anstecken. Wenn es zu Herpes bei Kindern kommt, drohen schwere Fehlbildungen, die Kinder kommen in der Regel zu klein und leicht auf die Welt, haben eine Mikrozephalie (zu kleiner Kopf), Schäden an den Augen und blasenartige Veränderungen an der Haut. Hat eine Mutter bei der Geburt eine stark ausgeprägte (floride) HSV-2-Infektion, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Baby ansteckt, so hoch, dass in der Regel eine Kaiserschnittentbindung angeraten wird.

Herpes bei Kindern kann schwere Folgeschäden verursachen

Und selbst dann sollte das Kind von anderen Neugeborenen isoliert und für mehrere Wochen streng auf die Entwicklung möglicher Symptome einer systemischen Herpesinfektion untersucht werden. Die Symptome stellen sich meist innerhalb der ersten beiden Lebenswochen ein, spätestens nach etwa sechs Wochen. Neugeborene, die sich angesteckt haben, sind plötzlich besonders schlapp, bekommen einen gräulichen Teint, sind trinkschwach und können blasenartige Hauterscheinungen zeigen. Erbrechen, Atemaussetzer und Krampfanfälle sind die Anzeichen einer Enzephalitis (Gehirnentzündung). Die betroffenen Kleinkinder benötigen dann sofort eine Therapie mit Aciclovir, einem Virustatikum, das über 2-3 Wochen dreimal täglich über die Vene gegeben werden muss. Nur so können schwere Folgeschäden durch Herpes bei Kindern minimiert werden.

Wenn ich Herpes habe, wie vermeide ich die Ansteckung von Kindern?

Sind die Eltern von Herpes betroffen, sollten sie in der akuten Phase unbedingt darauf verzichten ihr Kind zu küssen
Herpes bei Kindern: Sind die Eltern von Herpes betroffen, sollten sie in der akuten Phase unbedingt darauf verzichten ihr Kind zu küssen Foto: Fotolia

Jeder, der eine akute Herpesinfektion hat, sollte von Besuchen bei einem Neugeborenen absehen, bis die Symptome verschwunden und Krusten abgefallen sind. Die Virusteilchen (Virionen) befinden sich in den Blasen, keinesfalls darf das Kind also geküsst werden, wenn man an einem Lippenherpes leidet. Kurz vor dem Ausbruch ist die Ansteckungsgefahr minimal, so dass man sich nicht sorgen muss, ein Baby angesteckt zu haben, wenn man nach dem Besuch einen Herpes entwickelt.

Sind die Eltern betroffen, die sich natürlich nicht vom Kind fernhalten können, sollten sie in der akuten Phase unbedingt auf Küssen verzichten, die Bläschen mit einer Aciclovircreme behandeln und mit einem Herpespflaster abkleben. Außerdem sollten sie auf eine peinlich genaue und häufige Handhygiene achten. Wenn nicht gerade Herpesbläschen um die Brust herum aufgetaucht sind, darf und soll weiter gestillt werden. Erkrankt man an einem Genitalherpes in der Zeit nach der Geburt, ist die Gefahr für das Baby nicht so groß, da der Bereich ja stets abgedeckt ist und somit kein Kontakt des Kindes mit dem ansteckenden Bläscheninhalt erfolgen kann. Gute Handhygiene ist aber auch hier unbedingt notwendig.

Herpes in der Schwangerschaft
Infiziert sich eine Mutter erstmals während der Schwangerschaft mit dem Herpesvirus, kann sich – wenn auch nur in sehr seltenen Fällen – das Kind ebenfalls anstecken Foto: Fotolia

Ist der Säugling aus der kritischen Phase der ersten Wochen herausgewachsen, ist eine Infektion mit Herpesviren nicht mehr so problematisch. Es kann gut sein, dass sie völlig symptomfrei verläuft. Häufig äußern sich primäre HSV-1-Infekte jedoch in der sogenannten Mundfäule (Stomatitis aphthosa), die mit schmerzhaften Aphthen (Geschwüre der Schleimhaut) im Mund einhergeht. Achten Sie in dieser Zeit darauf, dass Ihr Kind keine Gläser, etc. mit anderen Kindern teilt, meiden Sie Lebensmittel mit viel Säure, da diese zusätzlich reizen. Zur Schmerzlinderung sind kalte Getränke und Lebensmittel empfehlenswert, bei starken Schmerzen auch lokale anwendbare Schmerzgels oder Ibuprofen (ab 6 Monaten) und Paracetamol.