Heilende Wickel

Er ist eines der ältesten Hausmittel der Welt. Und erzielt eine derart intensive Wirkung auf Körper und Seele, wie es nur wenigen anderen Medikamenten gelingt: Ein Wickel lindert Schmerzen und Entzündungen – und fördert nachhaltig unsere Selbstheilungskräfte.

Wickel auf der Stirn
Wickel lindern Schmerzen und aktivieren unsere Selbstheilungskräfte Foto: istock/kaipong

Stirnwickel

Befreit von Kopfschmerzen

Vor Jahrzehnten, als die Männer noch auf den Feldern arbeiteten und den ganzen Tag der Sonne ausgesetzt waren, litten sie abends oft an Kopfschmerzen. Um die Ernte und damit das Überleben der Familie nicht zu gefährden, legten ihnen die Landfrauen kalte Kompressen auf. Das Rezept für einen Stirnwickel: Je fünf Tropfen Lavendel- und Majoranöl in ein Becken mit kaltem Wasser geben, Baumwoll- oder Leinentuch eintauchen, ausdrücken, Wickel auf die Stirn legen. 20 Minuten ruhen. Lavendel fördert den Schlaf, Majoran entspannt die Muskulatur und die Gefäße. Kombiniert, lindern beide Heilpflanzen sogar bohrende Kopfschmerzen und senken den Blutdruck.

Zwiebelwickel

Vertreibt Ohrenschmerzen

Heute wissen Forscher, dass die hohe Wirksamkeit des Zwiebelwickels auf der Kombination aus Wärme und entzündungslindernden Substanzen basiert: Das Allicin in der Zwiebel wirkt wie ein natürliches Antibiotikum, und ihr Quercetin setzt Viren außer Gefecht. Je schärfer eine Zwiebel ist, umso mehr gesunde Inhaltsstoffe hält sie für uns bereit. Die Wärme wiederum sorgt dafür, dass die heilenden Zwiebeldämpfe besser in den Gehörgang strömen und sich die Gefäße weiten – so gelangen Abwehrstoffe schneller in die erkrankte Region. Für den Wickel eine Zwiebel hacken, in ein Baumwolltuch legen, zusammenfalten und mit Pflastern fixieren. Päckchen über heißem Wasserdampf erwärmen. Überprüfen, ob die Temperatur angenehm ist. Dann den Wickel aufs Ohr legen. Mit einem Schal festbinden und den Wickel 20 Minuten wirken lassen.

Thymianwickel

Stoppt Husten

Thymian-Tee
Ein Wickel aus Thymian-Tee fördert das Abhusten und löst den Schleim Foto: istock/rostovtsevayulia

Der duftende Thymian wurde medizinischen Wickeln bereits im Altertum zugesetzt. Insbesondere durch die heilenden Dämpfe entfaltet das traditionelle Räucherkraut seine schleimlösende Wirkung bei festsitzendem Husten. Für den Wickel ein Geschirrtuch aus Baumwolle mit Thymiantee (Reformhaus) übergießen, auswringen und in ein Waffelpikeetuch einschlagen – die Wabenstruktur speichert die Wärme des Wasserdampfes besonders gut. Kompresse auf die Brust legen, mit einem Schal umwickeln. Wickel nach zehn Minuten abnehmen. Die ätherischen Thymianöle lösen aufgrund des starken, gefäßerweiternden Wärmereizes Verkrampfungen sowie zähen Schleim und fördern das Abhusten.

Eukalyptuswickel

Lindert Blasenentzündungen

Sie entspannen den Geist und können manchmal sogar kleine Wunder bewirken – zum Beispiel eine beginnende Blasenentzündung aufhalten. Australische Heiler setzen schon seit Jahrhunderten wohlriechende Eukalyptuswickel bei Infektionen aller Art ein. Das aus den Eukalyptusblättern gewonnene Cineol wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd. Bei den ersten Anzeichen einer Blaseninfektion fünfTropfen Eukalyptusöl in eine Schüssel mit 300 ml heißem Wasser geben. Baumwolltuch ausgiebig damit tränken, auswringen, auf den Unterleib legen und mit einem Wollschal fixieren. Nach 30 Minuten die Blasenkompresse abnehmen, sich warm zudecken und entspannen.

Ingwerwickel

Schenkt uns Ruhe und Kraft

Anthroposophische Ärzte setzen bei Erschöpfungszuständen bis heute Ingwerwickel ein – sie regen die innere Wärmebildung an und fördern so die Entspannung. Für einen Wickel fünf Esslöffel frisch geraspelten Ingwer in 150 ml Kochwasser zehn Minuten quellen lassen, abseihen. Danach ein Liter heißes Wasser zum Auszug gießen, Baumwolltuch damit tränken, auswringen, im Nierenbereich auflegen. Nach circa zehn Minuten entsteht ein intensives Wärmegefühl, das zu einer Stärkung des gesamten Körpers führt. Kompresse nach 30 Minuten abnehmen und 15 Minuten nachruhen.

Ingwer
Ein Ingwerwickel lindert Erschöpfungszustände und fördert die Entspannung Foto: istock/4nadia

Kartoffelwickel

Beruhigt den Hals

Schon unsere Urgroßmütter wussten um die heilsamen Kräfte warmer Kartoffelwickel. Dabei machten sie sich vor allem bei Halsschmerzen das hervorragende Wärmespeichervermögen der gekochten Knolle zunutze. Als Wickel auf die "Problemzone" gelegt, gibt die Kartoffel sehr langsam die in ihr gespeicherte Wärme an die schmerzende Region und an die Stimmbänder ab. Die Durchblutung wird gefördert – und der Abtransport von Krankheitserregern erleichtert. Wickel-Rezept bei Halsschmerzen: sechs Kartoffeln (mit Schale!) weich kochen, in ein Geschirrtuch wickeln und mit einem Nudelholz zerdrücken. Die Packung probeweise an den Hals legen, um die Temperatur zu überprüfen. Den warmen Umschlag vorsichtig anlegen, mit einem Wollschal befestigen und ein halbe bis eine Stunde damit ruhen.

Wirsingwickel

Hilft bei Bronchitis

Wirsing
Wirsingblätter eignen sich hervorragend als Wickel gegen Bronchitis Foto: istock/ehaurylik

Der römische Staatsmann Cato der Ältere beschrieb den Kohl schon vor 2000 Jahren als "Wunderarznei". In der Antike galt er als wichtigstes Heilmittel bei entzündeten Gelenken, rheumatischen Beschwerden (Arthrose) und Entzündungen der Atemwege. Für einen Wickel gegen Bronchitis etwa fünf große Wirsingblätter waschen, die Mittelrippe entfernen und Kohl mit einem Nudelholz auswalzen, bis der Saft austritt. Kohlblätter auf die Brust legen, mit einer Mullbinde fixieren, den Wickel 60 Minuten wirken lassen. Je kräftiger die Farbe der Blätter ist, desto mehr entzündungshemmende Pflanzenfarbstoffe enthalten sie.