Hautkrebsgefahr! So gefährlich ist der Nagellacktrockner im Nagelstudio
Eben schnell zur Maniküre, eine hübsche Farbe aussuchen, Nagellack auftragen lassen und schließlich die Finger zum Trocknen in den Nagellacktrockner legen. So weit, so gut. Doch welche große Gesundheitsgefahr vom Nagellacktrockner ausgeht, haben nun Forscher:innen der University of California San Diego herausgefunden.

Nagellacktrockner findet man in jedem Nagelstudio. Sie helfen dabei, die als besonders robust geltenden Gel-Lacke auf den Nägeln schneller trocknen zu lassen und sie für Wochen unempfindlicher für Macken und Lack-Absplitterungen zu machen. Das in den Nagellacktrocknern verwendete UV-Licht macht dies möglich, aber ausgerechnet das steht nun im Verdacht, krebserregend zu sein.
Ultraviolette Strahlen als Hautkrebsauslöser
Ultraviolette Strahlen (UV-Strahlen) gelten seit jeher als gesundheitsschädlich und als Ursache für weißen und schwarzen Hautkrebs. Inzwischen geht jede dritte Krebsdiagnose auf diese Krebsform zurück und macht den Hautkrebs damit zur häufigsten Krebsvariante in Deutschland. Über 200.000 Neuerkrankungen gibt es jährlich in unserem Land – und die Patient:innen werden immer jünger. Forschende der University of California San Diego veröffentlichten nun eine Studie, nach der es Hinweise darauf gibt, dass auch die langfristige Verwendung von Nagellacktrocknern das Risiko für die Entstehung von Hautkrebs erhöhen kann.
UV-A- und UV-B-Strahlung sind beides Formen von ultravioletter Strahlung. Sie gehen sowohl von der Sonne als auch von künstlichen Lichtquellen (z.B. Solarien) aus.
Im Vergleich zur UV-B-Strahlung hat die UV-A-Strahlung eine längere Wellenlänge und dringt damit tiefer in die Haut ein, was diese Form der Strahlung weitaus gefährlicher für vorzeitige Hautalterung oder auch das Risiko für Hautkrebs macht. Aber auch die UV-B-Strahlung, von der zwar nur gut 5% tatsächlich auf der Erde ankommen, ist Ursache für Sonnenbrände und ein erhöhtes Hautkrebs-Risiko. Jedoch kann sie – im Gegensatz zur UV-A-Strahlung - auch bei bewölktem Himmel und in höheren Lagen durch die Atmosphäre dringen und Sonnenbrand auslösen, was sie mindestens genauso gefährlich macht wie die UV-A-Strahlung.
Nagellacktrockner haben ähnliche Wirkung wie Solarium
Während Sonnenstudios schon sehr lange als Risikoquelle für Hautkrebs gelten, standen Nagelstudios bislang nicht im Verdacht, hautkrebsfördernd zu sein. Das verwundert ein bisschen, denn Solarien verwenden UV-Licht im Spektrum von 280 bis 400 Nanometern. Nagelstudios setzen sogar Nagellacktrockner ein, die mit UV-Licht im Spektrum von 340 bis 395 Nanometern arbeiten.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (dkfz) ordnet UV-A-Licht grundsätzlich als krebserregend ein. Jedoch in Abhängigkeit von Stärke und Dauer der Bestrahlung. „Je kürzer die Einwirkzeit, desto geringer die Hautschädigung.“
Schädigung der DNA durch Nagellacktrockner
Forscher:innen der University of California San Diego wollten nun wissen, ob auch das Licht der UV-Lampen aus Nagellacktrocknern mit einer relativ kurzen Bestrahlungszeit ähnlich gesundheitsgefährdend sind wie Solarien. Sie gingen davon aus, dass die Bestrahlungszeit pro Maniküre bis zu zehn Minuten dauert und das alle zwei Wochen. Ob diese kurze Bestrahlungszeit ausreicht, um dauerhaft die Zellen zu schädigen, wurde nun vom Forscherteam um Professor Ludmil Alexandrov erforscht.
Sowohl menschliche Hautzellen als auch die von Mäusen wurden für diese Untersuchung in Petrischalen mit dem UV-Licht der Nagellacktrockner bestrahlt. Beim ersten Versuch lag die Bestrahlungszeit bei zweimal 20 Minuten innerhalb eines Tages. Beim zweiten Versuch wurden die Hautzellen an drei aufeinanderfolgenden Tagen für jeweils 20 Minuten bestrahlt.
Während bei der ersten Variante herausgefunden wurde, dass eine einzige Bestrahlungssitzung 20 bis 30 Prozent der Zellen absterben lassen kann, starben beim zweiten Versuch etwa 65 bis 70 Prozent den Zelltod.
Grundsätzlich sind unsere Zellen in der Lage, die durch UV-Strahlung verursachten Schäden zu reparieren. Setzt man sich aber häufig und vor allem lange der UV-Strahlung aus, z.B. mit exzessiven Sonnenbädern im Urlaub oder durch wöchentliche Solarienbesuche, schaffen es die Zellen nicht mehr, alle Reparaturen durchzuführen. Mutationen der Zellen sind die Folge und das Ergebnis ist oftmals Hautkrebs.
Professor Ludmil Alexandrov und sein Forscherteam konnten in ihrer Untersuchung ein durch die Bestrahlung ausgelöstes Mutationsmuster registrieren, welches sie sonst nur bei Patient:innen mit Hautkrebs beobachten konnten. Der bereits geschädigte Teil der DNA kann irgendwann nicht mehr repariert werden. Durch immer weitere Bestrahlungen mit dem UV-Licht aus den Nagellacktrocknern kommt es zu immer weiteren Schädigungen und damit auch zu weiteren Mutationen. Die Folge: Eine sogenannte Mitochondriale Dysfunktion, eine extreme Belastung der Organe, Zellen und Stoffwechselvorgänge, welche ebenfalls Mutationen hervorrufen können.
UV-Schutzmaßnahmen beim Gang ins Nagelstudio
Auch wenn alle Ergebnisse und Erkenntnisse aus der Studie darauf hindeuten, dass das verwendete UV-Licht in Nagellacktrocknern das Risiko für Hautkrebs im Frühstadium erhöhen kann, so ist laut Professor Ludmil Alexandrov durch seine Studie jedoch noch nicht eindeutig geklärt, wie hoch das „Krebsrisiko tatsächlich ist und welche Rolle dabei die Bestrahlungshäufigkeit spielt“. Dafür seien noch weitere große epidemiologische Studien notwendig.
Wer dennoch nicht auf den Gang ins Nagelstudio verzichten will, sollte laut Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes, „UV-Schutzmaßnahmen ergreifen, um sein Risiko so gering wie möglich zu halten. Verwenden Sie Sun-Blocker oder Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor. Auch fingerlose Handschuhe stellen einen Schutz dar."
Quellen:
Hautkrebsgefahr im Nagelstudio?, in: krebsinformationsdienst.de
DNA damage and somatic mutations in mammalian cells after irradiation with a nail polish dryer, in: nature.com