Hausstaubmilbenallergie - Wenn Milbenkot krank macht

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Die Hausstaubmilbenallergie ist die zweithäufigste Allergie in Deutschland: Etwa jeder fünfzehnte Mensch reagiert hierzulande allergisch auf Hausstaub. Genauer gesagt löst aber nicht der Staub die Allergie aus, sondern die darin lebenden Milben bzw. ihre Ausscheidungen. Ursache sind Eiweißstoffe im Milbenkot, der, in feinste Partikel zerfallen, in den Hausstaub gelangt und eingeatmet wird.

Was ist eine Hausstaubmilbenallergie?

Eine Allergie ist eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems, also des körpereigenen Abwehrsystems gegen einen fremden, normalerweise harmlosen Stoff. Diesen Vorgang bezeichnen Mediziner als Sensibilisierung – er läuft noch ohne Symptome ab, der Körper ist aber ab diesem Zeitpunkt „allergisch“ gegen diesen Stoff.

Eine Hausstauballergie tritt nicht saisonal auf, sondern kann das ganze Jahr über Beschwerden bereiten

Dieser allergieauslösende Stoff wird als Allergen bezeichnet. Allergene sind sehr vielfältig: Pflanzenpollen, Tierhaare, Nahrungsmittel – oder im Fall der Hausstauballergie der Kot von Hausstaubmilben. Die korrekte Bezeichnung der Hausstauballergie ist deshalb „Hausstaubmilbenallergie“.

Bei der Hausstaubmilbenallergie handelt es sich um eine sogenannte Typ-I-Allergie. Sie wird auch als Soforttyp-Reaktion bezeichnet, da innerhalb kürzester Zeit, von Sekunden bis Minuten, die allergische Reaktion stattfindet, die bei Betroffenen durch den Kot der Milben hervorgerufen wird.

Hausstaubmilbenallergie tritt sehr häufig auf

Nach Heuschnupfen ist die Hausstaubmilbenallergie die häufigste Allergieart. Im Gegensatz zu Heuschnupfen, der in den meisten Fällen saisonal bedingt ist, kann eine Hausstaubmilbenallergie das ganze Jahr hindurch Beschwerden verursachen.

Verstärkt tritt sie jedoch in den kälteren Monaten auf, wenn in den Wohnräumen vermehrt geheizt wird. Mit Beginn der Heizperiode sinkt die Luftfeuchtigkeit in den Zimmern. Der Milbenkot zerfällt in feinste Partikel und mischt sich in den Hausstaub, der sich in der ganzen Wohnung verteilt und in die Atemluft gelangt. Durch diesen Prozess werden jede Menge Allergene freigesetzt.

Bis zu 15.000 Milben befinden sich in nur einem Gramm Hausstaub
Bis zu 15.000 Milben befinden sich in nur einem Gramm Hausstaub. Ihre Ausscheidungen verursachen eine allergische Reaktion Foto: IStock

Was ist die Ursache für eine Hausstaubmilbenallergie?

Die Milben sind eigentlich harmlos, sie beißen nicht und übertragen keine Krankheiten. Dennoch reagieren rund 4,5 Millionen Menschen in Deutschland allergisch auf Hausstaubmilben bzw. deren Ausscheidungen. Das Immunsystem der Betroffenen startet eine überschießende Abwehrreaktion, indem im Übermaß entzündungsauslösende Stoffe freigesetzt werden (z. B. Histamin) – es kommt zur allergischen Reaktion.

Hausstauballergiker leiden nachts und morgens besonders unter den Beschwerden. Das liegt daran, dass Hausstauballergiker im Bett den Allergenen am stärksten ausgesetzt sind. Denn Hausstaubmilben fühlen sich im Bett besonders wohl. Durchschnittlich befinden sich bis zu zehn Millionen Milben in unserem Bett. Dank Wärme und Feuchtigkeit herrschen hier ideale Lebensbedingungen, auch Nahrung ist reichlich vorhanden. Denn Milben ernähren sich ausschließlich von Hautschuppen, rund zwei Gramm verliert jeder von uns an einem Tag.

Im Schnitt drehen wir uns nachts 40- bis 50-mal im Bett um, ohne es zu merken. Hier werden bei jeder Bewegung Allergene aufgewirbelt und eingeatmet, die dann Beschwerden verursachen. Aber auch Teppiche und Polstermöbel sind bevorzugte Tummelplätze der Milben.

Mit welchen Symptomen macht sich eine Hausstaubmilbenallergie bemerkbar?

Niesen, Atemnot, laufende Nase und tränende oder geschwollene Augen – Personen, die unter einer Hausstaubmilbenallergie leiden, kennen diese Symptome nur zu gut. Besonders morgens können die Beschwerden sehr ausgeprägt sein.

Hausstauballergiker leiden besonders nachts und morgens unter Allergie-Symptomen, wie z.B. gerötete, juckende Augen
Hausstauballergiker leiden besonders nachts und morgens unter Allergie-Symptomen, wie z.B. gerötete, juckende Augen Foto: IStock

Weil Hausstauballergiker aber das ganze Jahr hindurch Beschwerden haben, ist den Betroffenen oft nicht klar, dass es sich um eine Allergie handelt. Viele finden sich mit den Symptomen ab. Das ist umso problematischer, als die Erkrankung fortschreiten und sich von den oberen Atemwegen auf die unteren ausweiten kann. Dieses Übergreifen bezeichnet man als sogenannten Etagenwechsel.

Bei rund einem Drittel der Hausstaub-Allergiker entwickelt sich im Laufe der Zeit ein allergisches Asthma. Zudem steigt das Risiko einer Neusensibilisierung. Das Immunsystem reagiert dann auch auf andere Allergene wie Tierhaare oder Pollen allergisch.

Um eine gesicherte Hausstauballergie-Diagnose stellen zu können, wird am häufigsten der Prick-Test eingesetzt
Um eine gesicherte Hausstauballergie-Diagnose stellen zu können, wird am häufigsten der Prick-Test eingesetzt Foto: IStock

Wie wird eine Hausstaubmilbenallergie festgestellt?

Gerade in der Erkältungszeit wird eine mögliche Hausstaubmilbenallergie oft nicht erkannt, weil die Symptome eines grippalen Infekts denen einer Hausstauballergie sehr ähnlich sind.

Haben sich die Beschwerden nach einer Erkältung innerhalb von zwei Wochen nicht deutlich gebessert, sollten Betroffene einen Arzt, am besten einen Allergologen aufsuchen. Mithilfe von einem Allergie-Test, einem sogenannten Prick-Test, kann die Ursache schnell geklärt werden. Dabei werden standardisierte Testlösungen auf den Unterarm getropft, und die Haut wird unter dem Tropfen angeritzt. Liegt eine Allergie vor, rötet sich die Haut und schwillt an.

Wie wird eine Hausstaubmilbenallergie behandelt?

Hat der Allergologe mithilfe eines Allergietest eine Hausstaubmilbenallergie festgestellt, wird er entsprechende Maßnahmen zur Behandlung und gegebenenfalls auch zur Vorbeugung der Symptome einleiten.

Zur Therapie von akuten Beschwerden werden sogenannte Antiasthmatika, z.B. in Form von Augentropfen, Nasensprays, Tabletten oder Asthmasprays oder auch Medikamente mit Kortikoiden verordnet.

Akupunktur lindert Hausstaubmilbenallergie

Die Nadelbehandlung aus der traditionellen chinesischen Medizin hat sich bei der Linderung zahlreicher Allergie-Symptome bewährt. Eine aktuelle Studie der HNO-Klinik in Dresden belegt: Fast 70 Prozent der Patienten mit einer Hausstauballergie waren zehn Wochen nach der Behandlung immer noch beschwerdefrei – die schulmedizinisch behandelten Studienteilnehmer dagegen spürten kaum eine Besserung ihrer Symptome. Auch bei allergischen Reaktionen auf Pollen ist die Akupunktur sehr erfolgreich.

Zur Vorbeugung bzw. zur Abmilderung von Symptomen gibt es zum Beispiel spezielle Bettbezüge, sogenannte Encasings. Diese werden über das Oberbett, Kopfkissen und Matratze gezogen und verhindern so einen Kontakt mit dem eingeschlossenen Milbenkot. Die Encasings können nach gestellter Diagnose vom Arzt verschrieben werden. In den meisten Fällen werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen.

Eine einfachere Methode stellt die Behandlung des Bettes mit sogenannten Repellentien, z.B. einem pflanzlichen Milben-Spray dar. Es macht die Nahrung der Milben, also unsere Hautschuppen, ungenießbar. Die Milben verhungern, und die Allergenbelastung nimmt spürbar ab. Eine sehr hohe Wirksamkeit ist bei Sprays mit einem Mahalin-Extrakt (z.B. Milbopax) nachgewiesen worden. Noch ein Plus: Das Spray belastet die Umwelt nicht. Um die Milbenpopulation auf Dauer niedrig zu halten, sollte die Behandlung – nach Anweisung – alle sechs Monate wiederholt werden.

In schweren Fällen einer Hausstaubmilbenallergie kann auch eine längerfristige Therapie gegen das Allergen durchgeführt werden, eine sogenannte Hyposensibilisierung. Dabei spritzt der Arzt in regelmäßigen Abständen die beschwerdeauslösenden Stoffe in sehr niedriger Konzentration. Dadurch lernt der Körper, sie zu tolerieren und die Symptome werden abgemildert. Betroffene können die Therapie, die etwa drei bis fünf Jahre dauert, jederzeit beginnen, da die Allergie ganzjährig auftritt.

Lässt sich einer Hausstaubmilbenallergie vorbeugen?

Einer Allergie bzw. Hausstaubmilbenallergie lässt sich nicht vorbeugen. Jedoch können Sie etwas gegen die in jedem Haushalt vorkommenden Milben tun und damit auch eventuell auftretende Beschwerden abschwächen.

HEPA-Filter im Staubsauger
Ein sogenannter HEPA-Filter (HEPA = High Efficiency Particulate Air filter) sorgt dafür, dass Pollen oder Milbenausscheidungen beim Saugen aus der Luft herausgefiltert und nicht wie beim Staubsaugen ohne HEPA-Filter, ausgepustet und damit aufgewirbelt werden Foto: IStock

Die beste Strategie gegen die unerwünschten Untermieter: Schränken Sie den Lebensraum der Hausstaubmilben so weit wie möglich ein.

  • Achten Sie darauf, dass Kissen, Bettbezug und Leintuch bei 60 Grad waschbar sind. Bei dieser Temperatur werden die Milben abgetötet. Betten am besten jede Woche neu beziehen und täglich am offenen Fenster kräftig ausschütteln.
  • Schlafzimmer kühl halten. Milben brauchen es warm und feucht, um sich zu vermehren. Deshalb sollte die Raumtemperatur bei maximal 18 Grad liegen, die Luftfeuchtigkeit bei höchstens 60 Prozent. Regelmäßiges Lüften sorgt für frische Luft und bewirkt, dass die Feuchtigkeit nach draußen gelangt.
  • Kuscheltiere regelmäßig in der Waschmaschine reinigen. Viele Kinder können ohne ihr Schmusetier nicht einschlafen. Da Milben sie aber genauso mögen, sollten die kuscheligen Lieblinge regelmäßig bei 60 Grad gewaschen werden, oder einige Stunden im Gefrierfach verbringen.
  • Staubfänger aus dem Schlafzimmer entfernen. Vermeiden Sie im Schlafzimmer lange Vorhänge, Grünpflanzen und offene Regale. Die Allergene reichern sich zwar vor allem im Bett an, gelangen aber auch in den Hausstaub. Bei jeder Bewegung werden sie aufgewirbelt, gelangen kurzzeitig in die Raumluft und lagern sich dann überall ab.
  • Böden richtig reinigen. Benutzen Sie Staubsauger mit speziellen Feinstaubfiltern, sogenannte HEPA-Filter (Drogerie). Glatte Böden wie Laminat, Parkett und Fliesen regelmäßig wischen.