Hangxiety: Wenn mit dem Kater Depressionen kommen

Ein Gefühl von Verwirrtheit, Überforderung und Angst am Tag nach übermäßigem Alkoholkonsum – all das sind Symptome von Hangxiety.

Mann leidet unter Hangxiety
Panikattacken bei einem Kater nennt man Hangxiety. Foto: iStock/tommaso79

Der Begriff Hangxiety setzt sich aus den englischen Wörtern „Hangover“ also „Kater“ und „Anxiety“, also „Angst“ zusammen. Betroffene beschreiben das Gefühl am Morgen wie einen depressionsähnlichen Zustand. Abgesehen von den Sorgen und Ängsten, die blitzartig auftreten, kommt es auch zu unterschiedlichen körperlichen Symptomen, die das Ende der alkoholreichen Nacht zum Albtraum machen.

Hangxiety: Warum es zu Depression nach Alkohol kommt

Die Ursache der Angstzustände liegt im Gehirn. Der Alkohol aktiviert hier sogenannte Gaba-Rezeptoren. Diese wirken angstlösend und beruhigend. Zusätzlich setzt der Körper unter Alkoholeinfluss jedoch auch aufputschende Stoffe frei, die für Ausgelassenheit und überschwängliche Energie sorgen. Die aufputschenden Stoffe befinden sich auch dann noch im Blut, wenn die Wirkung des Alkohols bereits nachgelassen hat. Dadurch kann es am nächsten Tag zu starker innerer Unruhe und Angstzuständen kommen.

Panikattacken, Angst und Zittern nach Alkohol: Symptome von Hangxiety

Müdigkeit, Kopfschmerzen und Niedergeschlagenheit nach einer feierwütigen Nacht sind keine Seltenheit. Im Gegenteil: Einen Kater zu haben ist ein weitverbreitetes Phänomen, das darauf hinweist, dass Alkohol die Leber als abbauendes Organ überfordert wird. Aber ab wann handelt sich um Hangxiety? Neben den typischen Kater-Anzeichen berichten Betroffene von Symptomen wie Kurzatmigkeit, unkontrolliertem Zittern, panischen Angstzuständen und einem Gefühl der Überforderung.

Grundsätzlich sind meistens Menschen von Hangxiety betroffen, die auch im nüchternen Zustand sensibel sind und ängstliche Gedanken haben. Außerdem erhöhen besonders stressige Phasen im Leben das Risiko, Angst und Depressionen nach Alkohol zu entwickeln. Beim Ausnüchtern wird man dann in doppelter Stärke mit seinen Sorgen konfrontiert. Mit ein paar Tricks, lässt sich das Risiko einer Hangxiety jedoch minimieren.

Kater-Depressionen vorbeugen: Das können Sie tun

Die einfachste Lösung ist es, den Alkoholkonsum zu reduzieren. Kennen Sie ihr persönliches Limit und orientieren Sie sich an Alkohol-Mengen, bei denen es Ihnen am nächsten Morgen gut geht. Um einen Kater zu vermeiden, sollten Sie außerdem bei einer Sorte Alkohol am Abend bleiben. Das erleichtert es der Leber, die Giftstoffe abzubauen.

Einen weiteren positiven Effekt leistet das sogenannte Zwischenwasser. Nach jedem alkoholischen Getränk lohnt es sich, ein Glas Leitungswasser zu trinken. Am besten ohne Kohlensäure, um den Magen nicht zusätzlich zu reizen.

Wichtig ist es auch, dass Sie am Abend möglichst auf Nikotin verzichten. Forscher konnten zeigen, dass Zigaretten die Kater-Symptome der verstärken. Eine genaue Erklärung für diesen Zusammenhang gibt es noch nicht. Es wird jedoch vermutet, dass Nikotin die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin zusätzlich zum Alkohol verstärkt. Der Kater wird intensiver wahrgenommen und dauert länger. Menschen mit einem Hang zu Hangxiety sollten beim trinken also lieber die Finger von Zigaretten lassen.

Wenn es einmal zu spät ist und man verkartet aufwacht, stellt sich den Betroffenen eine wichtigte Frage: Wie bekomme ich den Alkohol aus meinem Körper und wie geht es mir schnell wieder besser?

Hangxiety Dauer: Wie lange halten die Angstzustände an?

Bei Hangxiety ist es leider wie bei vielen Angststörungen: Man kann nicht viel tun, damit der Zustand sich kurzfristig schnell verbessert. Bei vermehrt auftretenden Panikattacken sollten Sie sich auf jeden Fall jemandem anvertrauen und eine ärztliche Meinung einholen.

Jedoch gilt bei bei den Kater-Depressionen: Solange der Körper damit beschäftigt ist, den Alkohol der letzten Nacht abzubauen, hält die Angstphase bei den meisten Betroffenen an. Die Hangxiety-Attacke dauert dementsprechend ungefähr so lange wie ein regulärer Kater und das kann von Person zu Person sehr unterschiedlich sein.

Es ist also in jedem Fall entscheidend, schnellstmöglich auszunüchtern – aber kann man es beeinflussen, wie schnell man den Restalkohol los wird?

Restalkohol am Morgen und Kater wegbekommen: Kann man das beschleunigen?

Der Abbau des Alkohols braucht Zeit. In der Regel kann der Körper pro Stunde rund 0,1 Promille abbauen. Der Entgiftungsprozess kann durch äußere Umstände nicht wirklich beschleunigt werden. Das Einzige, was man tun kann ist, den Körper mit Ruhe und Wärme zu versorgen. Sich ins Bett zu legen und möglichst lange zu schlafen, sorgt also dafür, dass die Leber den Alkohol bestmöglich abbauen kann.

Die klassischen Kater-Symptome entstehen wiederum entweder im Kopf, da dem Gehirn Mineralstoffe fehlen oder im Magen, da dieser durch den vielen Alkohol gereizt ist. Dagegen kann man vorgehen.

3 Tipps, um einen Kater loszuwerden:

1. Trinken Sie weiter – aber das richtige!

Der Körper braucht nach einer alkoholreichen Nacht vor allem viel Flüssigkeit, um die Giftstoffe abzubauen. Expert:innen raten daher, mindestens zwei Liter am Kater Tag zu trinken. Am besten eignen sich Wasser, Kräutertees oder Gemüsebrühe. Auch so genannte „Hangover Shots“ aus der Apotheke liefern wichtige Mineralstoffe und können helfen.

2. Den Kreislauf in Schwung bringen

Der Kreislauf gerät bei einem Kater häufig in Mitleidenschaft. Es kommt zu Schwindelanfällen und Kopfschmerzen. Eine kühle Dusche regt die Durchblutung an und kann bei Hangxiety außerdem für ein wenig Klarheit im Gedankenkarussel sorgen.

Außerdem hilft viel frische Luft gegen einen brummenden Schädel. Am besten ist ein kurzer Spaziergang im Freien. Durch die Bewegung wird zudem das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet. Vielen Menschen, die unter Depressionen leiden, kann Sport daher dabei helfen Angstattacken zu überwinden.

3. Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages

Ihr Körper braucht nun besonders viele Elektrolyte. Um den Elektrolytspeicher wieder aufzufüllen, eignet sich ein herzhaftes – aber nicht zu deftiges Frühstück. Besonders hilfreich ist auch ein Glas Orangensaft mit reichlich Vitamin C. Auch durch nährstoffreiche Lebensmittel tankt der Körper Kraft, wodurch Hangxiety schneller überwunden.

Text: Annabel Zoepke

Depression: Wo finde ich Hilfe?

Wenn Sie sich ständig erschöpft und traurig fühlen oder unter Schlafproblemen leiden, kann dies auf eine Depression hindeuten. Spätestens nach zwei Wochen Niedergeschlagenheit ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen. Auf der Website der Deutschen Depressionshilfe finden Sie verschiedene Anlaufstellen. Dort sind auch Adressen für Notfälle gelistet. Bei konkreten Suizidgedanken ist es wichtig, die nächstgelegene Klinik mit psychiatrischer Notaufnahme aufzusuchen.

Bei akuten Sorgen oder Ängsten können Sie jederzeit anonym die Telefonseelsorge unter den Telefonnummern 0800/111 0 111 oder 116 123 anrufen.

Wenn Sie nicht selbst betroffen sind, aber depressive Symptome bei anderen bemerken, erhalten Sie auf der Website der Deutschen Depressionshilfe konkrete Handlungsempfehlungen. Besteht eine konkrete Suizidgefahr ist es wichtig, sofort den Rettungsdienst unter 112 oder die Polizei zu verständigen.

Quelle
  • Studie: Role of Tobacco Smoking in Hangover Symptoms Among University Students in: Journal of Studies on Alcohol and Drugs