Halbseitig blind: "Mit VRT lerne ich wieder sehen“

Bei einem Verkehrsunfall verletzte Laura (15) sich so schwer, dass sie zum Teil erblindete. Eine spezielle Therapie mit Lichtreizen verbessert ihre Sehfähigkeit.
„Fertig! Brav!" Nach einem Ausritt führt Laura ihr Pferd über die Bundesstraße. Da passiert es: Ein Autofahrer übersieht die damals 13-Jährige, fährt sie an. Sie wird in den Straßengraben geschleudert, ist bewusstlos.
Laura ist halbseitig erblindet
Ein Rettungswagen bringt sie ins Krankenhaus. Die Ärzte stellen fest, dass Laura eine schwere Schädel-Hirn-Verletzung hat, operieren sie sofort. Eine Woche liegt Laura im Koma und eine weitere Woche muss sie auf der Kinder-Intensivstation bleiben. Dann wird sie in die Reha-Klinik Brandenburg verlegt, die sich auf Hirnverletzte spezialisiert hat. Laura sitzt im Rollstuhl, kann nicht sprechen und die Arme nicht bewegen. Die Sehnerven sind geschädigt. Über die Hälfte des Gesichtsfeldes ist ausgefallen. Was links vor ihr ist, kann Laura nicht sehen. In der Reha-Klinik lernt sie in drei Monaten wieder sprechen und gehen, kann auch ihre Arme bewegen. Sechs Monate danach geht sie wieder zur Schule. Aber ihre halbseitige Blindheit ist nicht besser geworden.
Bei bestimmten Schäden des Sehzentrums im Gehirn oder der Sehnerven sehen Betroffene in einem Teil des Gesichtsfeldes gar nichts mehr oder zum Beispiel nur verzerrt. Die regelmäßige Behandlung mit dem Computer-Sehtraining VRT kann das funktionierende Gesichtsfeld vergrößern. Eine Studie an unserer Klinik zeigt: Selbst Jahre nach ihrer Erkrankung können 70 Prozent der Patienten durch die VRT wieder besser sehen.
Laura lernt wieder sehen mit VRT
Ein Arzt empfiehlt das NovaVision-Zentrum für Seh-Therapie in Magdeburg. Zusammen mit Kliniken bieten die Experten des Zentrums ein Seh-Training per Computer an (Visuelle Restitutions-Therapie, VRT). Sie schicken Laura in die Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannstrost in Halle/Saale. Auch hier wenden die Ärzte VRT an.
Mit dem Computer das Augenlicht zurückerlangen
In der Klinik lernt Laura, was sie jetzt täglich tun muss. Sie sitzt an einem Computer, darf die Augen nicht von einem grünen Punkt auf dem Monitor wegbewegen. Ihr Kopf ist in einer Stütze fixiert. Links taucht ein roter Punkt auf. Sie sieht ihn nicht. Jetzt erscheint der rote Punkt weiter rechts. Diesmal sieht sie ihn, drückt eine Taste. Der Computer erkennt, wie groß Lauras Sichtfeld ist, lässt die Leuchtpunkte möglichst genau am Übergang zum ausgefallenen Sichtfeld erscheinen. Allmählich lernen die Nerven durch die Lichtreize, wieder mehr zu sehen. Laura bekommt ein für sie ausgearbeitetes Computerprogramm mit nach Hause. Dort trainiert sie jetzt täglich zweimal 30 Minuten am eigenen Computer. Langsam wird es immer besser. Laura: „Ich bin froh, dass ich aktiv etwas tun kann."
- Blindheit
- Ein Chip im Auge lässt Blinde wieder sehen
- Beinahe erblindet durch Hirnaneurysma
- Der blinde Bergsteiger: Wie Jörg von de Fenn ohne Augenlicht die höchsten Gipfel erklimmt
- Andrea Bocellis Mutter: "Als mein Sohn erblindete...”
- "Ohne die Spritzen hätte mein Diabetes mich blind gemacht"
- “Bevor ich erblinde, möchte ich mit Delfinen schwimmen“
- Klicksonar: Wie Meike mit den Ohren sieht