Hämorrhoiden veröden: Ablauf, Nachwirkungen und Risiken der Sklerosierung

Hämorrhoiden zu veröden ist bei einem niedriggradigen Hämorrhoidalleiden ein gängiges Verfahren, um die Beschwerden effektiv zu behandeln. Alle Infos zum Ablauf, den Nachwirkungen, Risiken und Verhalten nach der Hämorrhoiden-Verödung.

Ärztin hält Spritze für die Hämorrhoiden-Verödung in der Hand
Bei der Sklerotherapie spritzt der behandelnde Arzt ein Verödungsmittel in die betroffene Region im Anus, um die Hämorrhoiden zu veröden Foto: iStock/scyther5

Wenn Hausmittel oder eine Ernährungsumstellung nicht mehr helfen, können Hämorrhoiden der Schweregrade 1 und 2, in Ausnahmefällen auch bei 3, mithilfe der Sklerotherapie behandelt werden – denn von selbst bilden sich die vergrößerten Gefäßpolster meistens nicht zurück. Bei dem nicht-operativem Verfahren der Sklerosierung werden die Hämorrhoiden verödet. Alles zum Ablauf der Hämorrhoiden-Verödung und was Sie beachten sollten.

Verödung von Hämorrhoiden: Was bedeutet das?

Die Verödung wird in der Medizin als „Sklerosierung“ bezeichnet. Die Sklerotherapie ist eine medizinische Technik, die minimal-invasiv und ambulant bei Hämorrhoiden, aber auch bei Krampfadern durchgeführt wird. Bei dem Eingriff wird im betroffenen Gewebe mittels einer Verödungsinjektion ein Entzündungsprozess in Gang gesetzt, um eine künstliche Verhärtung (Sklerose) herbeizuführen. In der Folge verschließen sich die krankhaft veränderten Blutgefäße, sodass sich die inneren Hämorrhoiden zurückbilden und „schrumpfen“.

Die Sklerotherapie bei Hämorrhoiden umfasst zwei Techniken, die sich in der Anwendung des Verödungsmittels unterscheiden:

  • Intrahämorrhoidale Sklerosierung nach Blond/Hoff: Das Verödungsmittel wird bei diesem Verfahren in die hämorrhoidale Gewebeschicht (Tela submucosa) zwischen Mastdarm und Analkanal gespritzt, genauer gesagt unter die Schleimhaut der Hämorrhoiden.

  • Suprahämorrhoidale Sklerosierung nach Blanchard: Das Verödungsmittel wird bei diesem Verfahren in die Arterien, die zum Hämorrhoidalpolster führen, gespritzt. In Deutschland ist diese Methode allerdings unüblich und wird eher im angloamerikanischen Raum angewendet.

Bei der Verödung von Hämorrhoiden gilt: Je niedriger der Schweregrad, desto höher sind die Erfolgsaussichten, dass die Beschwerden nach dem Eingriff verschwunden sind. Bei Hämorrhoiden 3. Grad und beim 4. Grad ist in der Regel eine Operation erforderlich. Bei höheren Schweregraden lassen sich meist nur so die Hämorrhoiden entfernen.  

Sklerosierung bei Hämorrhoiden: Für diese Personengruppen nicht empfohlen

Die Verödung ist zwar ein gängiges Verfahren, doch bei bestimmten Personengruppen raten Mediziner:innen zu anderen Behandlungsmethoden bei Hämorrhoiden. Bei Menschen mit Bluthochdruck oder der Neigung zu Thrombosen, aber auch bei Patient:innen mit akut entzündeten Hämorrhoiden wird der Arzt oder die Ärztin meistens Alternativmethoden mit den Betroffenen erörtern. Dasselbe gilt für Hämorrhoiden in der Schwangerschaft.

Gut zu wissen: Bei Patient:innen, die blutverdünnende Medikamente (z.B. ASS/Aspirin, Heparin oder Marcumar) nehmen, kann die Verödungstherapie sicher durchgeführt werden. Die Nachblutungen können dann allerdings stärker ausfallen. Anders sieht es bei der Gummibandligatur aus – hier müssen die Medikamente eine Woche vor und etwa drei Wochen nach dem Eingriff abgesetzt werden.

Hämorrhoiden-Sklerosierung: Welcher Arzt ist zuständig?

Da der Eingriff ambulant durchgeführt wird, ist die Behandlung in einer Klinik nicht erforderlich. Ärzt:innen der Fachrichtungen Proktologie oder Gastroenterologie können eine Hämorrhoiden-Verödung vornehmen.

Hämorrhoiden veröden: Kosten für gesetzlich und privat Versicherte

Bei gesetzlich Versicherten übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Sklerotherapie. Privat Versicherte und Selbstzahler:innen müssen die Kosten selbst tragen. Der finanzielle Aufwand hängt von der Anzahl der benötigten Sitzungen ab und kann variieren. Einige Ärzt:innen rechnen mit 100 bis 130 Euro pro Sitzung ab, andere mit bis zu 200 Euro. Lassen Sie sich am besten vor der Hämorrhoiden-Verödung eine Übersicht der Behandlungskosten geben.

Hämorrhoiden veröden ohne Schmerzen: So ist der Ablauf am Behandlungstag

Vor der Behandlung ist es wichtig, bekannte Arzneimittelallergien mitzuteilen, um mögliche Unverträglichen und Allergien gegen Medikamente, die während des Eingriffs verabreicht werden, im Vorwege zu klären. Auch ist es wichtig, vorab den behandelnden Arzt über eine Schwangerschaft, eingenommene Medikamente (z.B. Blutverdünner) und Vorerkrankungen (z.B. Herzkrankheiten, Blutgerinnungsstörungen, chronische Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatitis B und C) zu informieren.

Der minimal-invasive Eingriff dauert nur wenige Minuten und verläuft schmerzfrei. Der Grund: In dem Gewebe, in das das Verödungsmittel gespritzt wird, befinden sich keine freien Nervenendungen. Eine Narkose ist bei der Sklerosierung nicht erforderlich.

Für gewöhnlich sind mehrere Sitzungen notwendig, um die Hämorrhoiden zuverlässig zum Schrumpfen zu bringen. Je nach Befund werden in der Regel bis zu drei Anwendungen im Abstand von drei bis vier Wochen, manchmal auch von sechs bis acht Wochen, angesetzt.

Der Ablauf der intrahämorrhoidalen Sklerosierung nach Blond/Hoff ist wie folgt:

  • Zunächst wird ein Proktoskop (ein 8 bis 15 cm langes Rohr mit Linse und Licht) in den Analkanal eingeführt.

  • Durch das Proktoskop kann der behandelnde Arzt das Verödungsmittel (beispielsweise Polydocanol 3 %, Aethoxysklerol 3 %) in das betroffene Gewebe zwischen Schleimhaut und Muskeln spritzen.

Die Injektion ruft eine Entzündungsreaktion hervor, durch die sich das Gewebe erhärtet. In der Folge verringert sich die Durchblutung der Hämorrhoiden und sie schrumpfen, das heißt, sie bilden sich in den Enddarm zurück. Bildlich kann man sich diesen Vorgang als „Lifting“ für den Enddarm vorstellen.

Verhalten nach Hämorrhoiden-Verödung: Das ist zu beachten

Patient:innen können in den meisten Fällen direkt nach dem Eingriff wieder arbeiten gehen. Eine Krankschreibung ist oftmals nicht notwendig.

Auf Sport, der den Beckenboden belastet, sollte am Behandlungstag verzichtet werden, um starke Schmerzen und Blutungen zu vermeiden. Dazu zählen unter anderem Krafttraining, Joggen und Fahrradfahren.

Hämorrhoiden veröden: Diese Nebenwirkungen und Komplikationen können auftreten

Im Vergleich zu anderen Methoden, wie zum Beispiel der Hämorrhoiden-Gummibandligatur, ist die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen nach der Verödung gering. Nach einer Hämorrhodien-Verödung ist in der Regel nur mit geringen Nachwirkungen, die bei rund 30 Prozent der Patient:innen auftreten, zu rechnen. Viele Betroffenen berichten nach dem Eingriff, dass ihre Hämorrhoiden-Schmerzen, der Juckreiz und andere Symptome nachgelassen haben.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen (82 Prozent) zählen urologische Komplikationen wie Prostatitis (Prostataentzündung), Harnverhalt (Probleme beim Wasserlassen) und Hämaturie (vermehrte Blutkörperchen im Urin).

Weitere Nachwirkungen der Sklerosierung können sein:

  • leichte Nach- und Schmierblutungen, die bis zu zwei Wochen nach dem Eingriff anhalten können

  • Stuhldrang in den ersten Stunden nach der Verödung

  • Druckgefühl in der Analregion, das nach einigen Tagen nachlässt

  • kleine Blutverschlüsse (Analvenenthrombosen) in Kombination mit Brennen des Afters innerhalb der ersten Tage nach der Verödung

Diese Nebenwirkungen sind allerdings gut therapierbar. In der Regel erhalten Patient:innen nach dem Eingriff entzündungshemmende Medikamente, damit sich die Beschwerden nach dem Eingriff schnell bessern.

Sehr selten kommt es vor, dass vorübergehende Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschlag, Juckreiz oder Brechreiz aufgrund des Verödungsmittels auftreten. Auch ein Absterben des Gewebes der Darmwand oder umliegender Organe (z.B. Prostata bei Männern) ist eine recht seltene Komplikation.

Veröden von Hämorrhoiden: So gut sind die Heilungschancen

Krankhaft vergrößerte Hämorrhoiden verschlimmern sich für gewöhnlich nicht nach der Verödung, sondern bessern sich in den meisten Fällen. In den ersten zwei Jahren nach der Verödung sind viele Patient:innen beschwerdefrei.

Wie der S3-Leitlinie zum Hämorrhoidalleiden zu entnehmen ist, liegt die Erfolgsrate bei der Sklerosierung zwischen 58 und 100 Prozent, in einigen Fällen auch nur bei acht bis 22 Prozent – je nach Studie. Der Grund: Bei der Verödung werden Hämorrhoiden nur verkleinert und nicht komplett entfernt. Die Wahrscheinlichkeit, dass vergrößerte Hämorrhoiden erneut auftreten (Rezidivrate), ist jedoch relativ hoch: Den Autor:innen der Leitlinie zufolge entwickeln 81 Prozent der Patient:innen nach vier Jahren erneut ein Hämorrhoidalleiden – dies ist jedoch von Fall zu Fall unterschiedlich.

Um das Risiko für ein erneutes Auftreten von vergrößerten Hämorrhoiden möglichst gering zu halten, ist es wichtig, Verstopfungen rechtzeitig entgegenzuwirken (zum Beispiel mit Flohsamenschalen) und den Stuhlgang weich zu machen. Hierbei ist es wichtig, auf eine ballaststoffreiche Ernährung zu achten. Ausreichende Trinkmengen am Tag sowie Bewegung sind ebenfalls ratsam. Dann stehen die Chancen besser, dass es nicht zu einem Rückfall nach der Hämorrhoiden-Verödung kommt.

Quellen:

Joos, A. K., & Jongen, J. (2021). S3-Leitlinie Hämorrhoidalleiden. coloproctology, 1-21.

Herold, A.: Hämorrhoiden ambulant operieren. (PDF; 303 kB) In: Ambulante Chirurgie. Band 7, Nr. 4, 2003, S. 26–29.

Sklerosierung, in: gesundheitsinformation.de

Behandlung bei Hämorrhoiden, in: internisten-im-netz.de