Hämorrhoiden mit Gummibandligatur behandeln: Erfahrungen, Heilungsdauer und Nebenwirkungen

Bei vergrößerten Hämorrhoiden ist die Gummibandligatur ein etabliertes Behandlungsverfahren, bei dem die Gefäßpolster abgeschnürt werden. Für wen dieser Eingriff geeignet ist, wie der Ablauf ist und ob Betroffene bei einer Gummibandligatur mit Schmerzen rechnen müssen.

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Wer unter vergrößerten Hämorrhoiden leidet, stößt über kurz oder lang auf das medizinische Verfahren der Gummibandligatur – eine Behandlungsform, die als nebenwirkungsarm und sicher gilt. Ab und zu kann es aber auch zu Nebenwirkungen kommen. Was die häufigsten Beschwerden nach dem Eingriff sind und wie Hämorrhoiden mit der Gummibandligatur behandelt werden.

Ärztin zeigt mit Stift auf vergrößerte Hämorrhoiden in einem Enddarm-Modell
Wenn Hämorrhoiden krankhaft vergrößert, können sie irgendwann nach außen treten – durch eine rechtzeitige Therapie, zum Beispiel in Form einer Gummibandligatur, kann das Hämorrhoidalleiden aber gut behandelt werden Foto: iStock/Liudmila Chernetska

Was ist eine Gummibandligatur?

Unter einer ‚Ligatur‘ (lat. ‚Band‘, ‚Bündel‘ oder ‚Verband‘) versteht man in der Medizin das Abbinden eines Hohlorgans – wie den Blutgefäßen in den Hämorrhoiden – mittels eines Fadens bzw. eines elastischen Bands. Seit einigen Jahrzehnten gibt es die Gummibandligatur als minimal-invasives Verfahren, um vergrößerte Hämorrhoiden zu behandeln. Die Behandlungsform, die mittlerweile zur Standardtherapie zählt, zielt darauf ab, die hämorrhoidalen Beschwerden wie Juckreiz, Blutungen, Brennen oder das Gefühl der unvollständigen Darmentleerung zu reduzieren – und im besten Fall das Leiden zu beenden.

Zurückzuführen ist die Ligatur bei Hämorrhoiden auf Paul C. Blaisdell sowie James Barron, weshalb auch häufig von ‚Gummibandligatur nach Barron‘ die Rede ist. Übrigens: Die Gummibandligatur wird nicht nur bei vergrößerten Hämorrhoiden angewandt, sondern auch in der Notfalltherapie, wenn vergrößerte Venen in der Speiseröhre zu Blutungen führen (Ösophagusvarizen).

Wann kommt eine Gummibandligatur bei Hämorrhoiden infrage?

Eine Gummibandligatur kommt in der Regel nur bei niedriggradigerem Hämorrhoidalleiden infrage, vor allem bei Hämorrhoiden 2. Grades gilt dieses Verfahren als erste Wahl. Auch eine Kombination aus Gummibandligatur und Hämorrhoiden-Verödung (Sklerosierung) ist bei Grad 2 denkbar. Dabei wird immer gemeinsam mit dem Patienten bzw. der Patientin abgewogen, welches Verfahren im Einzelfall Sinn macht – und ob überhaupt medizinisch eingegriffen werden muss. Wenn die Hämorrhoiden bluten und Komplikationen wie Analekzeme oder Analfissuren auftreten, ist eine ärztliche Behandlung in jedem Fall angebracht.

Bei Hämorrhoiden 1. Grades kann im Einzelfall abgewogen werden, ob eine Gummibandligatur sinnvoll ist. In der Regel steht beim 1. Schweregrad die Selbsthilfe im Vordergrund: beim Stuhlgang nicht pressen und eine ballaststoffreiche Ernährung, um Verstopfungen entgegenzuwirken. Wenn das nichts hilft, kann in Erwägung gezogen werden, die Hämorrhoiden zu veröden oder mithilfe einer Gummibandligatur zu behandeln.

Bei Hämorrhoiden 3. Grades kann ebenfalls die Gummibandligatur angewendet werden. Manchmal ist hier allerdings auch eine Operation mit Laser, Skalpell oder Schere erforderlich. Hat das Leiden den letzten Schweregrad erreicht, ist eine operative Entfernung unter Narkose meist unumgänglich. Bei Hämorrhoiden 4. Grades sind zum Beispiel die Hämorrhoidektomie oder Stapler-Operation übliche chirurgische Verfahren.

Für wen ist eine Gummibandligatur nicht geeignet?

Es gibt verschiedene Kontraindikationen, bei denen die Gummibandligatur eher nicht infrage kommt. Dazu zählen:

  • akute Hämorrhoidalthrombosen

  • krankhaft vergrößerte Papillen (Schleimhauterhebungen) im Analkanal

  • lokale, septische Prozesse (z.B. Analabszess oder Entzündung der Mastdarm-Schleimhaut)

Auch bei Personen, die unter einer Blutgerinnungsstörung leiden und daher blutverdünnende Medikamente (z.B. Plavix, ASS oder Marcuma) einnehmen, wird in der Regel von einer Gummibandligatur abgeraten und nach einer anderen Möglichkeit gesucht, ihre vergrößerten Hämorrhoiden zu behandeln.

Bei Hämorrhoiden in der Schwangerschaft wird empfohlen, zunächst Hausmittel gegen die Beschwerden auszuprobieren und darauf zu achten, den Stuhl weich zu halten, damit Betroffene nicht stark pressen müssen. Nur in seltenen Fällen wird bei Schwangeren eine Gummibandligatur durchgeführt. Bei stillenden Frauen kann diese Methode jedoch angewendet werden.

Vorbereitung auf die Gummibandligatur – das ist zu beachten

Ihr:e Ärzt:in wird im Vorwege den genauen Ablauf mit Ihnen besprechen. Dazu gehört auch die Abklärung, welche Medikamente Sie derzeit einnehmen. Wichtig vor dem Eingriff ist, ein paar Tage vorher auf Acetylsalicylsäure-(ASS)-haltige Medikamente zu verzichten, dazu gehören zum Beispiel Aspirin und Thomapyrin. Wurden diese Arzneimittel von einem anderen Arzt verschrieben, so sollte vor dem Absetzen noch einmal Rücksprache gehalten werden.

Auch wenn Ihnen bekannt ist, unter einer Latexallergie zu leiden, sollten Sie das im Vorgespräch mitteilen, da der Gummiring Latex enthalten könnte. Im Zweifel kommen dann latexfreie Ringe zum Einsatz. Dasselbe gilt für alle anderen Vorerkrankungen, die Ihnen bekannt sind, zum Beispiel chronisch-entzündliche Darmerkrankungen.

Einige Ärzt:innen empfehlen, eine Enddarmreinigung mit Einläufen etwa 1,5 Stunden vorher durchzuführen. Dadurch sollen Schmerzen beim Stuhlgang nach dem Eingriff verringert werden. Andere weisen darauf hin, kurz vor der Ligatur auf die Toilette zu gehen, wenn möglich mit Stuhlgang. Je kürzer der zeitliche Abstand zwischen Stuhlgang und Gummibandligatur ist, desto später müssen Sie nach dem Eingriff auf die Toilette.

Hämorrhoiden: Gummibandligatur „selber machen“ ist gefährlich!

Arztbesuche beim Proktologen und somit Untersuchungen am After sind unangenehm – keine Frage. Daher fragen sich viele Betroffene, ob sie die Hämorrhoiden nicht einfach selbst abbinden oder auf eine andere Art entfernen können. Die Antwort lautet: Nein, auf keinen Fall!

Die Afterregion und die Schleimhäute im Darm sind einfach zu empfindlich und können sehr leicht verletzt werden. Größere Wunden und Entzündungen sind möglich, die dann wiederum beim Proktologen behandelt werden müssen. Also: Überwinden Sie Ihre Schamgefühle und lassen Sie sich ärztlich behandeln. Sprechen Sie sonst auch mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin über mögliche Ängste und Schamgefühle – das hilft meistens sehr.

Hämorrhoiden abbinden: So ist der Ablauf einer Gummibandligatur am Behandlungstag

Eine Gummibandligatur kann ambulant durchgeführt werden, zum Beispiel bei Ärzt:innen der Fachrichtungen Proktologie oder Gastroenterologie. Auch Fachärzt:innen der Chirurgie können den Eingriff vornehmen. Die Kosten für die Behandlung werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen getragen.

Der Eingriff erfolgt minimal-invasiv, ohne Narkose und dauert nur fünf bis zehn Minuten. In der Regel sind drei bis sechs Sitzungen notwendig, damit die Behandlung Erfolg hat. Denn in einer Sitzung wird immer nur ein Teil der Hämorrhoide abgebunden. Zwischen den Sitzungen sollte ein Abstand von einigen Wochen (meist vier bis sechs) eingehalten werden. An einem Behandlungstermin können zwei bis drei Ligaturen gesetzt werden – das ist von Fall zu Fall unterschiedlich.

So ist der Ablauf einer Gummibandligatur:

  • Der Arzt führt ein Proktoskop, eine Art Sichtrohr, in den After ein.

  • Anschließend wird das Hämorrhoidalgewebe entweder mithilfe einer Zange nach vorne geholt oder mit einer Unterdruckpumpe angesaugt.

  • Jetzt kommt ein spezielles Ligaturgerät zum Einsatz: Mithilfe des Geräts wird der Gummiring um das hervorgeholte Hämorrhoidalgewebe gelegt und festgeschnürt.

Das Abbinden der Hämorrhoiden führt dazu, dass die Blutzufuhr unterbrochen wird, sodass das Gewebe nach einigen Tagen abstirbt. Die abgestorbenen Knoten lösen sich und werden dann – meist unbemerkt – während des Toilettengangs ausgeschieden. Anschließend vernarbt die Wunde von alleine. Eine Kontrolluntersuchung wird vereinbart, um zu schauen, ob die Behandlung erfolgreich war oder ob es zu Komplikationen gekommen ist.

Verhalten nach der Gummibandligatur

Nach dem Eingriff können Sie direkt wieder arbeiten gehen – eine Krankschreibung ist meist nicht erforderlich. Nach der Gummibandligatur gibt es allerdings einiges zu beachten:

  • Nur Schmerzmittel einnehmen, die Ihr:e Ärzt:in Ihnen empfiehlt, beispielsweise Ibuprofen oder Paracetamol, auf keinen Fall Aspirin aufgrund der blutverdünnenden Wirkung.

  • Achten Sie darauf, Ihren Stuhlgang weich und geschmeidig zu halten, um die frische Wunde nicht zu reizen. Das können Sie erreichen, indem Sie Lebensmittel mit vielen Ballaststoffen zu sich nehmen, ausreichend trinken (1,5 bis 2 Liter) und sich viel bewegen, zum Beispiel in Form von Spaziergängen.

  • Vermeiden sollten Sie koffeinhaltige Getränke wie Kaffee oder Cola.

  • Für die Toilettenhygiene lieber Feuchttücher als normales Toilettenpapier benutzen.

  • Alternativ können Sie den After nach dem Stuhlgang mit lauwarmem Wasser reinigen.

  • 24 Stunden sollte kein Kraftsport ausgeübt werden, damit sich der Ring nicht abgelöst. Dafür aber gerne Beckenbodentraining. Auch Joggen, Schwimmen und Fahrradfahren sind meist erlaubt.

  • Unternehmen Sie die ersten ein bis zwei Wochen nach dem Eingriff keine weit entfernten Reisen, damit Sie rasch behandelt werden können, falls es zu Komplikationen kommt.

Darüber hinaus sind Sitzbäder mit entzündungshemmenden Badezusätzen wie Eichenrindenextrakt sowie andere Hausmittel gegen Hämorrhoiden empfehlenswert. Duschen ist nach einer Gummibandligatur kein Problem.

Gummibandligatur: Erfahrungen mit Komplikationen und Nebenwirkungen

Wie bei allen Eingriffen kann es auch bei der Gummibandligatur zu Nebenwirkungen und Komplikationen kommen. Aber: Beides schätzen Mediziner:innen als gering ein; die Ligatur gilt als nebenwirkungsarm.

Nachdem die Hämorrhoiden abgebunden wurden, können in einigen Fällen diese Nebenwirkungen auftreten:

1. Nach Gummibandligatur Stuhldrang

Viele Patient:innen berichten von einem Druckgefühl am After nach dem Eingriff, das sich wie Stuhldrang anfühlt. Auch ein unangenehmes Gefühl während des Stuhlgangs wird häufig berichtet. Diese Nachwirkungen sind weitestgehend normal.

2. Blutungen nach Ligatur der Hämorrhoiden

Auch leichte Blutungen zählen zu Nebenwirkungen, die nach der Gummibandligatur auftreten können – das ist bei vielen Betroffenen so. Insbesondere wenn das abgestorbene Gewebe abfällt, können Blutspuren in der Toilette zu sehen sein.

Kommt es allerdings zu (seltenen!) starken Blutungen aus dem After in den ersten ein bis zwei Wochen, sollten Sie sofort in der Arztpraxis oder im Krankenhaus vorstellig werden, um die Blutung zu stillen. Es kann in diesem Fall sein, dass sich das abgebundene Blutgefäß nicht richtig verschlossen oder wieder geöffnet hat.

Auch während der Sitzung kann es in sehr seltenen Fällen zu einer starken Blutung kommen, wenn beispielsweise das umliegende Darmgewebe beschädigt wurde.

3. Sind Schmerzen nach der Gummibandligatur normal?

Die meisten Patient:innen spüren während des Eingriffs keine Schmerzen, weil das betroffene Gewebe schmerzunempfindlich ist. Erfolgt die Ligatur jedoch zu nah an der Analschleimhaut, können Schmerzen auftreten.  

Nach der Hämorrhoiden-Gummibandligatur sind Schmerzen nicht stark ausgeprägt. Eine Untersuchung vom 2009 zeigte, dass 46 Prozent der Patient:innen 24 Stunden nach dem Hämorrhoiden-Abbinden moderate Schmerzen am After hatten .

4. Kann es nach der Hämorrhoiden-Gummibandligatur zu starken Schmerzen kommen?

In sehr seltenen Fällen haben Patient:innen starke Schmerzen nach dem Eingriff. Falls die Beschwerden anhalten und nicht aushaltbar sind, wenden Sie sich umgehend an den behandelnden Arzt bzw. die Ärztin. Häufig werden dann Schmerzmittel verschrieben.

Hämorrhoiden-Gummibandligatur: Erfahrungen von Patientinnen und Patienten

Die Erfahrungsberichte von Patient:innen, bei denen eine Gummibandligatur durchgeführt wurde, gehen weit auseinander – die Mehrheit fällt allerdings positiv aus. Bei Kathrin G.* aus Münster dauerte die Behandlung nur wenige Minuten: „Jede Behandlung mit der Gummibandligatur war bisher harmlos bei mir. Ich hätte nebenbei Zeitung lesen können – so wenig habe ich das gemerkt.“ Sie musste sich zwar in den letzten zehn Jahren immer mal wieder einer Ligatur unterziehen, hatte aber keine Nebenwirkungen oder Komplikationen.

Auch bei Thomas S.* aus Husum war der Eingriff ertragbar: „Die erste Sitzung war etwas heftiger, weil es mein erster Besuch beim Proktologen war und ich es nicht gewohnt war, am After behandelt zu werden. Die Schmerzen waren nicht weiter schlimm und sind schon nach zwei Stunden verschwunden, auch ohne Schmerzmittel. Mit jeder Gummibandligatur-Behandlung wurde es von den unangenehmen Begleiterscheinungen her besser!“

Ganz andere Erfahrungen hat Sigrid L.* aus Erlangen allerdings gemacht: „Mein Proktologe hatte mir gesagt, dass Ligaturen schmerzfrei seien – bei mir aber nicht! Ich hatte vier Tage lang höllische Schmerzen und musste Schmerzmittel sogar intravenös bekommen. Aber klar, es muss nicht bei jedem so laufen.“

*Namen von der Redaktion geändert

Gummibandligatur: Heilungsdauer – so ist die Prognose

Die Heilungsdauer frischer Wunden nach der Gummibandligatur umfasst fünf bis sechs Wochen. Das bedeutet allerdings nicht, dass das Hämorrhoidalleiden überstanden ist, weil meist mehrere Sitzungen notwendig sind. Die Dauer hängt also auch davon ab, welcher Schweregrad vorliegt und wie viele Behandlungseinheiten angezeigt sind.

Bei etwa der Hälfte der Patient:innen treten nach der Gummibandligatur keine weiteren Beschwerden auf. Bei 30 bis 50 Prozent der Betroffenen kann das Hämorrhoidalleiden in den ersten fünf Jahren nach der Behandlung wieder aufflammen – doch auch bei erneut vergrößerten Hämorrhoiden hilft eine Gummibandligatur, um die Beschwerden zu verringern.

Quellen:

Joos, A. K., & Jongen, J. (2021). S3-Leitlinie Hämorrhoidalleiden. coloproctology, 1-21.

Furtwängler, A. (2010). Langzeitergebnisse nach Gummibandligatur bei Hämorrhoiden. coloproctology, 32(3), 188-189.

Blaisdell, P. C. (1958). Office ligation of internal hemorrhoids. The American Journal of Surgery, 96(3), 401-404.

Gummibandligatur bei Hämorrhoiden, in: dr-bull.at