Hämorrhoiden 4. Grad: Darum ist eine OP oft notwendig

Hämorrhoiden 4. Grad – was bedeutet das genau? In diesem Stadium des Hämorrhoidalleidens sind die Gefäßpolster am After deutlich von außen erkennbar und lösen bisweilen so starke Beschwerden aus, dass sie den Alltag der Betroffenen beeinträchtigen. Zu welchen Eingriffen Ärzt:innen bei Hämorrhoiden des 4. Grades raten und welche Selbstbehandlungstipps die Symptome abmildern.

Person hält eine Hand am After und hat Schmerzen wegen Hämorrhoiden 4. Grades
Bei Hämorrhoiden 4. Grades haben sich die Gefäßpolster am After so sehr vergrößert, dass sie in der Regel entfernt werden müssen Foto: iStock/Alona Siniehina
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Charakteristisch für Hämorrhoiden 4. Grades ist, dass die gut durchbluteten Gefäßpolster so stark angeschwollen sind, dass sie aus dem After herausragen – und das dauerhaft. Anders als bei Hämorrhoiden 3. Grades lassen sie sich im 4. Stadium nicht mehr mit der Hand in den Analkanal zurückschieben. Nicht nur während des Toilettengangs, auch beim Liegen oder Gehen bereiten die vergrößerten Polster den Betroffenen starke Hämorrhoiden-Schmerzen. Welche Behandlung dann angeraten ist.

Hämorrhoiden Grad 4: Symptome können nicht mehr ignoriert werden

Ein leichtes Jucken am Po und beim Abwischen gelegentlich Blut auf dem Toilettenpapier – wer leichte Beschwerden am After hat, sucht nicht immer sofort den Arzt bzw. die Ärztin auf. Doch je länger mit dem Arztbesuch und einer Hämorrhoiden-Behandlung gewartet wird, desto größer können die Polster im Afterinneren werden – bis sie irgendwann das 4. Stadium erreicht haben und dauerhaft nach außen ragen.

Hämorrhoiden 4. Grades können diese Symptome auslösen:

  • dauerhaftes Heraustreten der Hämorrhoiden

  • gelegentlich Analprolaps, bei dem ein Teil der Analschleimhaut mit herausragt – infolgedessen Stuhlinkontinenz

  • Gefühl unvollständiger Darmentleerung

  • Fremdkörpergefühl am After

  • starke Schmerzen am After

  • starker Juckreiz am After

  • Brennen und Nässen am After

  • Hämorrhoiden bluten

  • Entzündungen am After

Wodurch entstehen Hämorrhoiden 4. Grades?

Hämorrhoiden 4. Grades sind quasi das „Endstadium“ des Hämorrhoidalleidens, das in vier Schweregrade unterteilt ist. Demzufolge haben Betroffene bereits die ersten drei Krankheitsstufen durchlitten.

Die Ursachen von vergrößerten Hämorrhoiden sind individuell verschieden. Oftmals ist die krankhafte Polstervergrößerung jedoch auf einen ungesunden Lebensstil mit ballaststoffarmer Ernährung zurückzuführen. Wer wenig Ballaststoffe zu sich nimmt, leidet häufiger unter Verstopfung und presst eher beim Toilettengang. Starkes Pressen und harter Stuhlgang können die Gefäßpolster im Analkanal reizen, sodass sie anschwellen und sich mit der Zeit – bei weiterer Reizung – vergrößern können.

Zu dem ungesunden Lebensstil zählen auch Bewegungsmangel und Übergewicht; zwei weitere Risikofaktoren für die Entstehung von Hämorrhoiden. Auch eine Bindegewebsschwäche und bei Frauen eine Schwangerschaft und Geburt können das Anschwellen der Polster begünstigen.

Hämorrhoiden in der Schwangerschaft: Grad 4 ist eher unüblich

In der Schwangerschaft kommen am häufigsten Hämorrhoiden des 1. Grades vor. Meist lösen die inneren Hämorrhoiden dann noch keine Symptome aus. Wenn höhere Schweregrade wie 3 oder 4 vorliegen, ist dies in der Regel darauf zurückzuführen, dass betroffene Frauen bereits vor der Schwangerschaft ein Hämorrhoidalleiden hatten, dass sich im Zuge der neun Monate bis zu Grad 4 verschlimmern kann.

Die Gründe für Hämorrhoiden in der Schwangerschaft können – wie bei anderen Betroffenen auch – anhaltende Verstopfung und starkes Pressen sein. Mögliche Ursachen sind darüber hinaus die Hormonumstellung, das durch die Schwangerschaft gelockerte Gewebe und der wachsende Druck auf die Hämorrhoiden infolge des immer größer werdenden Bauchs – die Gefäßpolster werden dabei immer weiter nach unten gedrückt.

Hämorrhoiden 4. Grades in der Schwangerschaft: Erfahrungen von betroffenen Frauen

In zahlreichen Internetforen ist zu lesen, dass Schwangere unter dauerhaft heraustretenden Hämorrhoiden leiden und somit folgerichtig an Hämorrhoiden 4. Grades denken. Doch die Erfahrungsberichte zeigen auch, dass eine Selbstdiagnose wenig bringt. Denn oftmals werden Juckreiz, Brennen und Blutungen sowie Knoten am After mit einer Analvenenthrombose, Marisken (Hautfalten am After) oder Analfissur verwechselt. Wenn Sie Afterbeschwerden bei sich bemerken, sprechen Sie Ihre:n Frauenärzt:in darauf an.

Hämorrhoiden nach Geburt haben Grad 4: Woran kann das liegen?

Hämorrhoiden von Grad 4 können nicht nur in der Schwangerschaft, sondern auch im Zuge der Geburt entstehen. Während des Geburtsvorgangs pressen Frauen sehr stark. Dies kann zur Folge haben, dass sich die Polster nach außen wölben. In der Regel ziehen sie sich von alleine zurück. Hämorrhoiden nach der Geburt haben nur dann Grad 4 erreicht, wenn sie dauerhaft außen bleiben. Zudem kann ein beginnendes Leiden, das durch die Geburt ausgelost wurde, mit der Zeit größer werden und irgendwann Stufe 4 erreichen – wenn nicht gegengesteuert wird.

Hämorrhoiden 4. Grades behandeln: Das können Sie selbst tun

Menschen, die unter Hämorrhoiden 4. Grades leiden, möchten ihre Schmerzen, den ständigen Juckreiz, die Blutungen und die Knötchen am After am liebsten sofort loswerden – schließlich können diese Beschwerden den Alltag sehr einschränken. Sie können einiges dafür tun, um die Beschwerden zu lindern. Wichtig ist zum Beispiel, beim Stuhlgang nicht mehr zu pressen – auch wenn sich der Darm danach nicht entleert anfühlen sollte. Zudem ist es sinnvoll, seine Ernährung mit Ballaststoffen anzureichern, um den Stuhlgang weich zu machen und so Verstopfungen entgegenzuwirken.

Darüber hinaus gibt es einige Hausmittel gegen Hämorrhoiden, die Schmerzen und Juckreiz abmildern können. Dazu zählen zum Beispiel Sitzbäder bei Hämorrhoiden sowie pflanzliche Salben mit den Wirkstoffen Hamamelis und Ringelblume. Auch Pasten mit Zink oder Lidocain können zur Symptomlinderung beitragen.

Hämorrhoiden 4. Grades ohne OP: Ist eine Rückbildung möglich?

Meistens bleibt den Betroffenen nichts anderes übrig, als die vergrößerten Hämorrhoiden entfernen zu lassen – denn von alleine erfolgt bei Hämorrhoiden 4. Grades die Rückbildung nicht, egal wie viel Hausmittel und Salben angewendet werden.

Bei Hämorrhoiden bis zum 2. Grad ist meistens noch keine klassische Operation notwendig. Bei niedrigeren Grade können Hämorrhoiden verödet werden. Auch ist es möglich, Hämorrhoiden mit einer Gummibandligatur zu behandeln, um sie zum Schrumpfen zu bringen. Beide Eingriffe erfolgen ambulant und ohne Vollnarkose.

Ist der 3. Schweregrad erreicht, werden Hämorrhoiden operiert – dazu raten Ärzt:innen in der Regel. Da sich Hämorrhoiden von Grad 4 ohne OP nicht zurückbilden, wird auch hier in den meisten Fällen ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen. Ausschlaggebend ist jedoch immer der Leidensdruck des/der Patient:in.

Hämorrhoiden 4. Grades: OP kann Hämorrhoidalleiden beenden

Es gibt verschiedene operative Verfahren, bei denen Hämorrhoiden 4. Grades entfernt werden können. Bei Menschen, die unter einer chronisch-entzündlichen Darmkrankheit, schweren Stoffwechselstörungen, Immunschwächeerkrankungen oder einer erhöhten Blutungsneigung leiden, sollte die Operation im Vorwege genau besprochen werden, da eine OP in diesen Fällen abgewogen werden muss.

Bei Hämorrhoiden 4. Grades sind diese OP-Verfahren üblich:

  • Hämorrhoidektomie: Mithilfe eines Skalpells, einer Schere oder eines Lasers werden die Hämorrhoiden operativ entfernt. Der Eingriff wird in einem Krankenhaus unter Teil- oder Vollnarkose durchgeführt.

  • Stapler-Operation: Die sogenannte Stapler-Hämorrhoidopexie nach Longo ist ein gängiges Operationsverfahren bei Hämorrhoiden 4. Grades. Die Polster werden dabei nicht entfernt. Stattdessen erfolgt ein Schnitt im Enddarmbereich. Das anschließende Klammernahtgerät sorgt dafür, dass die Hämorrhoiden mit hochgezogen – und quasi geliftet – werden.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Operationsverfahren, wie zum Beispiel die OP nach Milligan-Morgan. Lassen Sie sich hierzu am besten von Ihrem behandelnden Arzt beraten.

Nach OP von Hämorrhoiden Stufe 4: Kommen die Beschwerden irgendwann zurück?

Das Rückfallrisiko nach einer OP von Hämorrhoiden 4. Grades ist gering. Bei der Stapler-Operation bekommen statistisch gesehen neun von 100 Betroffenen nach einem Jahr vermutlich wieder Hämorrhoidalbeschwerden. Nach zehn Jahren liegt die Rückfallquote bei lediglich einem bis zwei Prozent. Bei einer Hämorrhoidektomie können 3 von 100 Betroffenen nach einem Jahr einen Rückfall erleiden.

Bei anderen Eingriffen, die bei niedriggradigen Hämorrhoiden durchgeführt werden, ist die Rückfallquote weitaus höher.

Nach der Operation von Hämorrhoiden 4. Grades ist es wichtig, seinen Lebensstil neu zu überdenken: Viel Bewegung, eine ballaststoffreiche Ernährung und die richtige Analhygiene sind einige der Maßnahmen, die einem erneutem Leiden vorbeugen.  

Quellen:

Joos, Andreas K.; Jongen, Johannes (2021): S3-Leitlinie Hämorrhoidalleiden. coloproctology, 2021, 43. Jg., Nr. 6, S. 381-404.

Vergrößerte Hämorrhoiden (Hämorrhoidalleiden), in: gesundheitsinformation.de

Hämorrhoiden: Behandlung, in: Bundesverband deutscher Internistinnen und Internisten