Haarausfall, dauernd müde, zu viel Gewicht? Häufig ist die Schilddrüse schuld

Jede fünfte Frau ist von einer Fehlfunktion der Schilddrüse betroffen
Jede fünfte Frau ist von einer Fehlfunktion der Schilddrüse betroffen. Bei ersten Anzeichen, wie zum Beispiel Enge-Gefühl im Hals, sollten Sie zum Arzt gehen Foto: shutterstock

Sie ist gerade mal so groß wie eine Walnuss und doch die heimliche Herrscherin über unseren Körper. Denn ohne die Schilddrüse würde das Herz aus dem Takt geraten, der Kreislauf kollabieren und die Psyche Amok laufen. Schon kleine Fehlsteuerungen des Organs können unseren Körper massiv beeinflussen – ohne dass wir es merken. Praxisvita beantwortet dazu die wichtigsten Fragen.

Wie das Organ unseren Körper regiert

Damit die Schilddrüse richtig arbeiten kann, braucht sie vor allem eins: Jod. Denn aus Jod und Eiweißbausteinen erzeugt das Organ die Hormone Trijodthyronin und Thyroxin, kurz T3 und T4. Sie aktivieren den Stoffwechsel, das Herz-Kreislauf-System und steuern die Temperaturregulation des Körpers. Das Problem: Durchschnittlich nimmt jeder von uns über die Nahrung circa 100 Mikrogramm Jod zu sich – viel zu wenig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt das Doppelte. Ist der Mineralstoffspiegel im Blut dauerhaft zu niedrig, wächst die Schilddrüse, um den Mangel auszugleichen – es bildet sich ein Kropf oder Knoten. Die Gefahr dabei: Wuchert der Kropf immer weiter, kann er irgendwann auf die Luft-und Speiseröhre drücken. Aus den Knoten entstehen in fünf Prozent aller Fälle Krebs.

Warum uns die Schilddrüse krank macht

Fast so häufig wie eine vergrößerte Schilddrüse sind Fehlfunktionen des Organs. Produziert es zu viele Hormone, fährt der Stoffwechsel auf Turbo hoch. Ein Bild, das Mediziner dafür gern benutzen: Eine Überfunktion ist, als würde man mit dem Auto im zweiten Gang mit 150 über die Autobahn fahren. Das macht der Motor nicht lange mit. Durch den zu hohen Puls kommt es schließlich zu Herzschäden. Betroffene können außerdem rasant an Gewicht verlieren, sind nervös, leiden unter Durchfall und Haarausfall, haben oft Herzklopfen und reagieren wärmeempfindlich. Dagegen schaltet bei einer Unterfunktion der Schilddrüse der Stoffwechsel auf Sparflamme: Man hat ständig Hunger, nimmt zu, hat Konzentrationsstörungen, quält sich müde durch den Tag. Die Ursache ist oft eine Entzündung der Schilddrüse (Thyreoiditis), bei der sich das Organ selbst zerstört. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Autoimmunerkrankung - der Körper stellt Abwehrstoffe gegen eigenes Gewebe her. Warum das geschieht, konnten Wissenschaftler bislang nicht herausfinden. Leider sind die Symptome sowohl bei einer Über- als auch Unterfunktion sehr vielfältig. Viele Ärzte denken daher nicht immer gleich an die Schilddrüse, sondern behandeln auf Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen, auf Kreislaufprobleme und Depressionen. Dabei könnte ein einfacher Bluttest Klärung bringen.

Wie man sich schützen kann

Bei ersten Anzeichen sollten Sie zum Arzt gehen. In den meisten Fällen können die Beschwerden mit Jodtabletten oder künstlichen Schilddrüsen-Hormonen erfolgreich behandelt werden. Um einer Erkrankung vorzubeugen, kann es auch helfen, die Ernährung anzupassen. Mediziner empfehlen, nur mit jodiertem Speisesalz zu würzen und wöchentlich Champignons, Brokkoli und Fisch zu essen. Denn sie enthalten von Natur aus reichlich Jod.