Haarausfall (Alopezie): Was ist das und was hilft dagegen?
Haarausfall hat jeder mal, denn Menschen verlieren jeden Tag Haare. Doch wenn sich kahle Stellen auf der Kopfhaut zeigen, deutet das auf übermäßigen Haarausfall hin. PraxisVITA erklärt, welche Formen von Haarausfall es gibt, wie er entsteht und was dagegen hilft.
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Wir finden täglich ausgefallene Haare im Kamm, in der Bürste oder im Abfluss der Dusche. Solange die Zahl der Haare nicht überhand nimmt, ist das vollkommen normal. Doch wenn es immer mehr werden und sich langsam kahle Stellen auf der Kopfhaut zeigen, sprechen Ärzte von einem Haarausfall, der in manchen Fällen auch zur kompletten Glatzenbildung führen kann.

Haarausfall, was ist das?
Jeder Mensch verliert täglich bis zu 100 Haare, da sich jedes einzelne Haar ständig erneuert. Dabei durchläuft es einen Zyklus, der aus drei Phasen besteht. In der Wachstumsphase, der so genannten Anaphase, wird das Haar über die Wurzel mit Nährstoffen versorgt und wächst. Diese Phase des Haarwachstums dauert meist mehrere Jahre. Danach folgt die Übergangsphase (Katagenphase), die nur ein bis zwei Wochen anhält. In ihr wird die Versorgung des Haares gestoppt, die Haarzellen teilen sich nicht mehr und das Haarwachstum stagniert. Die letzte Phase ist die Ruhephase, die Telogenphase, die bis zu vier Monate dauert. An ihrem Ende fällt das Haar aus und ein neuer Zyklus beginnt.
Unter Haarausfall (Effluvium) verstehen Ärzte einen über das normale Maß hinausgehenden Verlust von Haaren, während gleichzeitig zu wenig oder keine neuen Haare gebildet werden. Dabei können Haare während ihrer Wachstumsphase (Anageneffluvium) oder während der Ruhephase (Telegoneffluvium) im Haarzyklus ausfallen.
Haarausfall kann großflächig verteilt auftreten
Der Haarausfall kann diffus, das heißt über einen großen Bereich verteilt, oder sich von einer Stelle ausbreitend (herdförmig) auftreten. Eine komplette Haarlosigkeit wird medizinisch Alopezie genannt. Meist betrifft diese nur einzelne Stellen auf der Kopfhaut, sie kann jedoch auch zur völligen Haarlosigkeit des Kopfs (Alopecia totalis, „Glatze“) oder sogar des gesamten Körpers (Alopecia universalis) führen.

Haarausfall-Ursachen: Bei Männern ist er meist erblich bedingt
Es gibt viele unterschiedliche Arten von Haarausfall. Die häufigste Form bei Männern und Frauen ist der erbliche Haarausfall, die Alopecia androgenetica. Er macht etwa 95 Prozent aller Fälle von Haarausfall bei Männern und Frauen aus. Im Normalfall beginnt er im Alter zwischen 30 und 40 Jahren, er kann bei Männern aber auch schon kurz nach der Pubertät auftreten (Alopecia praematura). Insgesamt sind bis zu 80 Prozent der Männer und 42 Prozent der Frauen betroffen. Der sogenannte kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata) tritt dagegen meist schon im späten Kindesalter oder bei jungen Erwachsenen auf. Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen.
Tricho-Scan-Verfahren sichert Haarausfall-Diagnose
Wer täglich mehr als 100 Haare verliert, sollte die Ursache vom Arzt abklären lassen. Nährstoffmangel, Infektionen, Stress oder Medikamente können die Ursache sein. Am häufigsten aber ist der Verlust hormonell bzw. genetisch bedingt. Um den Grund und damit eine geeignete Behandlung zu finden, bieten viele Kliniken und Hautarztpraxen Hilfe an: Nach eingehender Befragung entnimmt der Arzt rund 70 Haare und stellt mikroskopisch das Ausmaß des Haarverlustes fest. Zudem kann er mittels Blutanalyse und beim Tricho-Scan-Verfahren am Computer die Ursachen des Haarausfalls herausfinden. Gesetzliche Kassen übernehmen die Kosten (je nach Umfang 60 – 200 Euro) nur bei Verdacht auf eine Erkrankung.
Haarausfall: Medikamente können schuld sein
Ob Akne-Medikament, Blutdrucksenker oder Kopfschmerztabletten: Viele Arzneistoffe können die Haare und deren Wurzeln angreifen. Manchmal bleibt eine Schädigung sogar über Monate bestehen. Vor allem in der empfindlichen Wachstumsphase des Haares können Substanzen, die mit der Blutversorgung in die Wurzel gelangen, das Wachstum bremsen. Dann entsteht der sogenannte diffuse Haarverlust. Und so ist mancher „unerklärliche“ Ausfall doch erklärlich – und Betroffene können mit ihrem Arzt über mögliche Ersatzmedikamente sprechen. Hier die Übersicht:
- „Koma“ durch Akne-Mittel
Bei Akne und anderen Hautkrankheiten verschreiben Ärzte häufig Medikamente mit sogenannten Retinoiden. Diese Substanzen sind eng mit Vitamin A verwandt, das eigentlich die Haarwurzeln vor Schäden schützt. Doch durch solche Arzneimittel kann eine Überdosis an die Haare gelangen und sie dadurch in eine Art Koma versetzen. Starker Haarausfall kann dann die Folge sein. Wissenschaftler stellten darüber hinaus fest, dass Retinoide eine starke Wirkung auf jene Zellen haben, die den Haarbaustoff Keratin produzieren: Deshalb können sie auch die Dichte, Verteilung und Farbe der gesamten Körperbehaarung beeinflussen, heißt es.
Hilfe: Meist verschwindet das Problem nach der Umstellung auf ein anderes Retinoid-Präparat oder eine geringere Dosis. Fragen Sie Ihren Arzt.
- Antidepressiva lassen dem Haar keine Ruhe
Nachdem ein Haar gesprossen und gewachsen ist, tritt es irgendwann in eine Ruhephase ein. Normalerweise dauert diese etwa drei Monate, am Ende stirbt das Haar ab und fällt aus. Das ist der natürliche Ablauf. Allerdings: Eine Reihe von Antidepressiva wie Fluoxetin, Doxepin oder Imipramin kehrt diese Ruhephase um, sodass das Haar direkt abstirbt. Die Folge: frühzeitiger, starker Ausfall oder dünne Haare.
Hilfe: Der behandelnde Arzt kann eventuell die Dosis des Antidepressivums verringern. Auch hilft das Umsteigen auf ein anderes Mittel.
- Blutdrucksenker können die Wurzeln schädigen
Gegen Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen verschreiben Ärzte oft sogenannte Betablocker. Besonders bei den Wirkstoffen Metoprolol und Propranolol kann es in einigen Fällen zu Schäden an den Haarwurzeln (Folikeln) kommen. Ein ähnlicher unerwünschter Effekt ist bei den sogenannten ACE-Hemmern gegen Bluthochdruck möglich.
Hilfe: Nach einer Umstellung oder dem Absetzen der Medikamente kehren die Haare wieder zurück.
- Blutverdünner haben einen ähnlichen Effekt
Um lebensgefährliche Gerinnsel zu verhindern, sind viele Patienten – vor allem nach Operationen – auf Blutverdünner angewiesen. Ärzte verschreiben dazu in der Regel den Wirkstoff Heparin. Auch dieser kann die Haarwurzeln schädigen und so zu einem vorübergehenden Ausfall führen.
Hilfe: Es gibt alternative Medikamente, die zwar ebenfalls Haarausfall auslösen können, jedoch mit geringerer Wahrscheinlichkeit.
Wichtig: Auch das oft genutzte rezeptfreie Schmerzmittel Ibuprofen kann das Haar dünner machen oder zu Ausfall führen. Die Ursache vermuten Forscher in einer möglichen Schädigung der Haarwurzeln.
Hilfe: Nach Umstellung auf eine alternative Schmerztherapie verschwinden diese Nebenwirkungen in der Regel nach acht bis neun Monaten.
Hausmittel gegen Haarausfall
Naturheilkundler und Heilpraktiker empfehlen bei Haarausfall eine lindernde Selbstbehandlung. Sie kann auch helfen, wenn nicht Medikamente das Problem auslösen, sondern zum Beispiel Stress oder ein Mangel an Mikronährstoffen, etwa Vitamin A und H, Zink oder Eisen.
- Bockshornklee
Die Samen der Pflanze enthalten mehrere Substanzen, die der Organismus für den Haaraufbau braucht. Zudem harmonisieren sie den Hormonhaushalt, der den Haarwuchs beeinflusst. Täglich eine Tasse Tee (Apotheke) trinken.
- Kokosöl
Das Öl fördert die Nährstoffversorgung der Haarwurzeln und schützt die Kopfhaut vor schädlichen Mikroorganismen, etwa Hefepilzen. Einmal täglich eine Stunde vor der Haarwäsche einen Teelöffel Kokosöl (Reformhaus, Bioladen) in die Kopfhaut einmassieren.
- Zwiebelsaft
In einer Studie regte der Saft aus roten Zwiebeln – einmal täglich dünn aufgetragen – bei 71 Prozent aller Frauen das Haarwachstum wieder an.

Haarausfall: Entspannung lässt Haare wieder kräftig sprießen
Eine kurzzeitige Belastung versorgt den Körper mit einem Extraschub an Energie. Wer wochenlang nicht zur Ruhe kommt, hat ein dauerhaft erhöhtes Level an Stresshormonen. Laut Studien greifen diese die Haarfollikel an. Tipp: Oft hilft es schon, für zehn Minuten tief durchzuatmen, um Körper und Seele wieder in Einklang zu bringen. Dafür vier Sekunden lang in den Bauch einatmen, Luft kurz halten und wiederum vier Sekunden lang ausatmen. Auch autogenes Training und Meditation schützen vor Stress.
Auch im Alter kann man die Haarpracht noch erhalten
Gegen Haarausfall im Alter helfen ätherische Öle. Sie regen die Durchblutung der Kopfhaut an. Jeden zweiten Abend zwei bis vier Tropfen Pinienöl (Apotheke) in die Kopfhaut massieren, über Nacht einwirken lassen, morgens auswaschen.
Haarausfall nach Infektionen – abwarten und Tee trinken
Massiver Haarverlust kann auch zwei bis drei Monate nach einer fiebrigen Infektion einsetzen. Der Grund: Die erhöhte Körpertemperatur schädigt die Haarwurzeln.
Zudem werden die Haare während der Erkrankung mit Nährstoffen unterversorgt. Durch die gestörte Wachstumsphase lichtet sich das Haar später. Es dauert einige Wochen, bis Erholung einsetzt und die Haare wieder nachwachsen. Tipp: Grüner Tee enthält Antioxidantien, welche die Haarzellen vor schädlichen Einflüssen schützen und dem Haarausfall entgegenwirken.
Haarausfall durch Nährstoffmangel: Biotin sorgt für eine volle Pracht
Unsere Haare benötigen bestimmte Nährstoffe, um kräftig wachsen zu können. Besonders das B-Vitamin Biotin, Zink und Eisen unterstützen die Haargesundheit. Tipp: Zwei Eier pro Woche und als Snack für zwischendurch eine Handvoll Nüsse sind exzellente Vitamin-B-Lieferanten. Rotes Fleisch, Fisch und Haferflocken decken zudem den grundsätzlichen Eisen- und Zinkbedarf.
Antworten auf die 7 häufigsten Fragen zu Haarausfall
Ist kreisrunder Haarausfall heilbar?
Der kreisrunde Haarausfall wird durch eine Fehlreaktion des Immunsystems ausgelöst: Die Haarfollikel werden dabei von Abwehrzellen angegriffen, wodurch das Haarwachstum verhindert wird. Die US-Forscherin Angela Christiano hat herausgefunden, wie es dazu kommt: Bei Patienten mit kreisrundem Haarausfall werden bestimmte Enzyme im Überschuss produziert, wodurch wiederum das Immunsystem aktiviert wird: Spezielle Immunbotenstoffe locken sogenannte T-Zellen an, die die Haarfollikel angreifen.
In einer neuen Studie testete Christiano an einer kleiner Probandengruppe nun unterschiedliche Medikamente, die den Angriff auf die Haarfollikel unterbinden sollten. Ihr Fazit: Medikamente, die sogenannte JAK-Hemmer enthalten, stoppen die Überschussproduktion des Enzyms. Dadurch schlägt das Immunsystem nicht länger Alarm und die Haarfollikel werden nicht mehr angegriffen. Allerdings ließ sich der Effekt lediglich beim kreisrunden Haarausfall belegen, nicht bei anderen Formen wie etwa dem erblich bedingten Haarausfall. Alle Ergebnisse zur Studie können Sie in unserem Artikel „Ist Haarausfall heilbar?“ nachlesen.
Wie belastbar sind unsere Haare?
Ein gesundes Haar kann zum Beispiel 100 Gramm an Gewicht tragen. Und was ist dran an der Behauptung, zu viel Bürsten fördert kahle Stellen? Gar nichts, denn nur bereits abgestorbene Haare können beim Kämmen ausfallen.

Wachsen Haare, die mit der Wurzel ausgefallen sind, nach?
Viele glauben, die Antwort sei ganz klar „Nein“. Falsch! Sofern die Wachstumszellen im sogenannten Wurzelbalg nicht beschädigt sind, wachsen die Haare wieder nach. Haarausfall mit Wurzel kommt zum Beispiel bei einer Chemotherapie vor. Ist jedoch, etwa durch einen Unfall, die obere Hautschicht verbrannt oder durch eine Narbe verletzt, können die Haare nicht mehr nachwachsen.
Schadet Föhnen den Haaren?
Nein, nur wenn wir das Gerät auf höchster Stufe zu dicht an das Haar halten. Deshalb gilt: die niedrigste Temperatur wählen und auf einen Mindestabstand von 20 cm zum Kopf achten. Profis empfehlen zudem Geräte mit einer hohen Gebläsestärke. Sie sorgt dafür, dass die Haare schneller trocken werden. Am schonendsten ist es dennoch, das Haar einfach an der Luft trocknen zu lassen.
Sind Schwangerschaften schuld am übermäßigen Haarausfall?
Nein, das scheint nur so. Durch die Hormonumstellung während der Schwangerschaft wachsen die Haare oft besonders üppig. Nach der Geburt kämpfen viele Mamas dann mit verstärktem Haarausfall. Ursache ist ein Sinken des Östrogenspiegels. Meist normalisiert sich das Wachstum nach einigen Monaten wieder.
Fördern Mützen oder Helme Haarausfall?
Nein! Kopfbedeckungen haben zwar oft keinen guten Ruf, wenn es um die Gesundheit unserer Haarpracht geht. Denn angeblich sollen sie die Luftzufuhr zu den Haarwurzeln unterbrechen und ihr Absterben fördern. Laut Ärzten ist diese Theorie aber nichts weiter als ein Märchen.
Welche Frisuren sind auf Dauer ungesund?
Vor allem strenge Haarknoten oder festgezogene Zöpfe können zu Haarverlust führen. Denn durch die starke Zugkraft werden die Wurzeln in Mitleidenschaft gezogen. Deshalb die Haare lieber offen tragen und zum Beispiel Spangen zum Frisieren benutzen. Auch ein lockerer Pferdeschwanz ist unbedenklich.
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